Kurze Ruhepause auf der Piazza Mazzini

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„Es ist gerade mal sechzehn Uhr. Ich hab einem Freund schon geschrieben, der beim Hassler arbeitet und er hat uns einen Tisch für halb acht reserviert. Was machen wir bis dahin?", klärte er mich auf.
Ich selbst schaute meine Nachrichten auf meinem Handy an. Mira hatte geschrieben und gefragt, ob wir uns auf ein Cafè treffen wollten. Ich antwortete und steckte das Handy weg. „Wir fahren zur Piazza Mazzini. Dort ist ein Cafè und dort treffen wir uns mit Mira"
Er nickte und brachte das Fahrzeug in Bewegung. „Aye, aye Sir. Sie wohnt dort um die Ecke, nicht?"
„Ich dachte ihr seid jetzt befreundet und du weißt alles über sie"
Er kommentierte meine Aussage mit einem leicht tadelnden Blick, welcher aber eher amüsiert aussah.
Ich grinste und antwortete jetzt auf seine Frage. „Ja, sie wohnt eigentlich direkt neben der Piazza Mazzini in einer kleinen Seitenstraße"
„Ja, bin ich mal vorbeigefahren."
„Echt?"
„Ja, ich meine, es ist ja quasi da wo ich wohne.", sagte er beiläufig.
Fragend blickte ich ihn an. „Wie, du wohnst auch dort?"
Er warf mir einen kurzen Blick zu. „Ja, Piazza del Fante. Das korallenfarbige Haus am Platz"
Ich nickte. „Ja, das kenn ich. Mira und ich sitzen manchmal auf diesem kleinen Spielplatz auf der Piazza und essen Pizza"
„Ihr seid die, die immer so einen Lärm machen", überlegte er laut.
Ich lachte nur. „Genau und diejenigen, die immer Steine an die Fenster werfen"
„Ihr ward das? Ihr schuldet mir eine neue Fensterscheibe"
„Schon gekauft. Wartet in deinem Zimmer auf dich"
Er lachte ebenfalls und legte mir kurz seine Hand auf mein Bein. So wie wir uns benahmen, wirkten wir wie ein Pärchen und das war mir etwas zu viel. Schnell schaute ich aus dem Fenster und versuchte, keine Unterhaltung mehr zu führen. Dabei spürte ich Matteos Blick auf mir, doch er sagte nichts.
Zwanzig Minuten später, erstaunlich schnell, wegen dem freien Verkehr, bogen wir auf die Piazza Mazzini und Matteo fing an, ein Parkplatz zu suchen. Wenig später parkte er ein und wir machten uns auf den Weg zu dem Cafè.
Mira wartete bereits auf uns und hatte sich schon an einen Tisch gesetzt. Als sie uns kommen sah, stand sie auf und wir umarmten uns. Froh über ihre Gesellschaft, drückte ich sie ganz fest. Mit Matteo alleine zu sein, war riskant. Sie spürte sofort, was los war und grinste mich wissend an. Dabei hatte sie gar keine Ahnung.
Auch sie und Matteo begrüßten sich und wir bestellten.
„So, was habt ihr so getrieben?", fragte Mira.
„Wir waren bei der Bank meiner Eltern und haben uns im Büro meines Vaters umgesehen", hielt Matteo sie auf dem Laufenden.
Mira nippte an ihrem Cappuccino. „Wow. Siena, wie komisch hast du dich gefühlt?"
„Wie ein Wolf im feindlichen Territorium", antwortete ich.
Matteo grinste. „Ich hab ihr angeboten, ihr eine Schatzkarte zu zeichnen, um die Firmengeheimnisse zu finden, aber sie wollte nicht"
Entsetzt schaute sie mich an. „Das wäre deine Chance gewesen"
Ich zuckte nur mit den Schultern. „Ich komm schon noch daran. Ich wollte das Spiel nur gerecht halten"
„Eine faire Spielerin", stimmte er mir zu.
Ich trank einen Schluck und lehnte mich dann zurück. Ich gab mein Bestes, Matteo nicht anzuschauen. Doch Matteo schien das als Einladung zu nehmen, mich anderweitig zu provozieren. Denn er drückte unter dem Tisch sein Knie an meines und ich spürte seine Hand leicht über mein Bein streifen. Schnell zog ich mein Knie etwas zur Seite, doch er folgte mit seinem Bein. Alles verlief aber unauffällig, sodass Mira nichts mitbekam. Nur sein amüsiertes Grinsen könnte es verraten, doch das konnte auch auf die soeben stattgefundene Unterhaltung zurückzuführen sein.
„Und habt ihr irgendetwas gefunden?", hakte Mira weiter nach.
Ich nickte. „Allerdings. Einen Kalendereintrag für heute Abend. Er trifft sich mit irgendwem um elf Uhr abends in der Bar vom Hotel Hassler"
„Das ist eine ungewöhnliche Uhrzeit für einen Tag unter der Woche", sprach Mira unsere Gedanken laut aus.
„Das haben wir uns auch gedacht", meinte Matteo. „Deshalb werden wir auch in der Bar sein, wenn mein Vater da sein wird"
Mira schaute an uns beiden herab. „Wie wollt ihr das denn machen? Er wird euch doch erkennen"
Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Nachdenkend schaute ich schließlich doch zu Matteo. Ich hoffte, er hatte eine Lösung.
„Wir werden uns ein bisschen verkleiden. Oder zumindest Kopfbedeckungen aufsetzen, die uns nicht sofort verraten", erklärte er. Er hatte sich anscheinend bereits etwas überlegt,
„Meinst du Kopfbedeckungen reichen aus?", zweifelte ich.
„Dich hat heute auch niemand erkannt, mit der Kappe und der Sonnenbrille"
„Stimmt, aber das waren nur die Arbeiter deines Vaters und nicht er selbst"
„Du kannst dir auch ein Ganzkörperkostüm anziehen, doch ich glaube nicht, dass du das willst"
Ich schüttelte schnell mit dem Kopf. „Nein, ganz sicher nicht. Die Kopfbedeckungen müssen reichen"
Mira lächelte uns an. „Dann wäre das ja geklärt"
Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich wusste nicht, ob ich wissen wollte, was Mira sich gerade dachte. Aber so wie ich sie kannte, würde ich das in Kürze erfahren. Spätestens morgen, wenn wir telefonierten.
Auf dem Kreisel der Piazza hupten ein paar Autos leicht und preschten aneinander vorbei.
Ich wandte mich jetzt wieder an Mira und versuchte das Thema zu wechseln. „Was hast du denn heute noch vor? Ich hoffe etwas Lustigeres, als das, was wir vorhaben"
Mira wurde aufmerksam und wirkte auf einmal Feuer und Flamme. „Ich hab dir doch von diesem Typen erzählt. Ben, ein Amerikaner. Er macht sein Auslandssemester hier in Rom und du weißt nicht, wie hinreißend er ist. Und er hat mich zum Abendessen eingeladen"
Ihr Schwärmen war so auffällig, wie ich es lange nicht mehr gesehen hatte. Mira musste diesen Typen echt gut finden, wenn sie so von ihm redete. Ich lächelte, weil ich mich freute, dass sie wieder jemanden gefunden hatte und ich hoffte, er war es auch würdig.
„Du musst mir dann morgen alles erzählen. Und wenn es weiter läuft, will ich ihn treffen. Ich muss doch kontrollieren, ob er dich verdient hat", sagte ich zu Mira.
Sie grinste bis zu beiden Ohren. „Du wirst die Erste sein, die ihn trifft"
„Ein Amerikaner also", kommentierte auch Matteo.
Mira nickte eifrig. „Genauer gesagt, kommt er aus Chicago"
„Studiert er das Gleiche wie du?", fragte Matteo nach.
„Nein. Ich hab ihn neulich bei dem Ball kennengelernt, der bei Siena stattfand"
Ich schaute sie überrascht an. „Wie ist der denn da hingekommen? Das war der Typ, mit dem du den ganzen Abend beschäftigt warst. Wieso hast du mir den da noch nicht vorgestellt? Du weißt doch, wie langweilig mir war"
„Hätte ich ihn dir da schon vorgestellt, würde er heute nicht mit mir essen gehen", warf sie mir vor. „Du hättest ihn aus Liebe zu mir, so heftig ausgefragt, dass du ihn abgeschreckt hättest. Er muss erst sehen, was für eine tolle Person ich bin, damit ich es wert für ihn bin, das für mich auszuhalten"
Ich war entsetzt, aber auch amüsiert. Sie hatte ja Recht. Jeden Typen, den sie mir bisher vorgestellt hatte, hatte ich mir vorgeknöpft. Ich hatte Mira halt einfach zu lieb und wollte nicht, dass sie an einen komischen Typen kam.
„Naja, auf jeden Fall bin ich sehr gespannt auf heute Abend. Wir fahren nach Trastevere und ihr wisst ja, wie schön und romantisch es dort ist. Besonders abends", schwärmte Mira weiter.
„Das freut mich für dich, Mira", sagte ich. „Aber sag mir Bescheid, solltest du aus irgendeinem Grund einen Notfall-Anruf brauchen"
Verwirrt schaute Matteo zwischen uns hin und her. „Einen Notfall-Anruf?"
Mira sah ihn vorwurfsvoll an, so als ob das Allgemeinwissen wäre. „Erstens, Siena. Ich bezweifele, dass ich den brauchen werde, aber ich schreib dir zur Not. Zweitens, Matteo. Wie kannst du den nicht kennen? Wenn ich weg will und keine Lust mehr auf dieses Date habe, schreib ich Siena und sie ruft mich an und tut so, als wäre irgendetwas los und sie bräuchte mich. Dann habe ich einen guten Grund zu verschwinden"
Er zuckte nur mit den Schultern. „Noch nie etwas davon gehört"
Mit hochgezogenen Augenbrauen entgegnete seine Aussage. „Ich bin mir sicher, das wurde bei dir schon einmal angewendet"
Er überlegte kurz. „Nein. Bei allen Dates, auf denen ich bisher war, sind die Frauen alle bis zum Ende geblieben oder wollten es sogar fortführen"
Ich lachte nur als Antwort. „Das glaub ich dir nicht"
„Wirst du wohl müssen, weil ich die Wahrheit sage", antwortete er selbstbewusst.
Mira und ich schauten uns misstrauisch an.
Doch bevor wir weiter darüber diskutieren konnten, ertönte hinter uns eine laute Stimme.
„Matteo, ich dachte du wolltest dich mit Siena Mancini treffen", sagte diese besagte Stimme.
Verwirrt drehte ich mich um und erwartete jeden anderen, als die Person, die vor uns stand. Marina Fontana lächelte uns alle drei an und schlängelte sich durch die Tische des Cafès. Wieso wusste sie, dass Matteo sich mit mir treffen wollte? Erzählte er seinen Eltern etwa von allem und wenn ja, wie viel erzählte er ihnen?
Matteo sah zwar etwas überrascht aus, aber mehr darüber, dass sie sich hier zufällig trafen. „Hallo, Mamà. Ja, wir waren unterwegs und jetzt haben wir uns hier mit Mira getroffen"
Marina begrüßte erst Mira und legte dann ihre Hand auf meine Schulter und lächelte mich warmherzig an. „Hallo, Siena"
Ich nickte freundlich. „Hallo, Signora Fontana"
„Liebes, du musst nicht so förmlich sein. Nenn mich doch ruhig Marina"
Ich nickte erneut. Doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wunderte mich, dass sie so nett war. Wenn meine Eltern uns hier treffen würden, würden sie nicht so freundlich zu Matteo sein. Doch ich glaubte auch nicht, dass Marina es mir vorspielte, sondern eher dass sie einfach so war. Freundlich und warmherzig. Jedenfalls hatte ich das von ihr gehört.
Sie und Matteo unterhielten sich kurz.
„Habt ihr was dagegen, wenn ich mich einen Moment zu euch setze? Ich wollte sowieso noch ein Cafè trinken", fragte sie.
Mira schob sofort den vierten Stuhl des Tisches unter dem Tisch hervor. „Überhaupt nicht"
Marina setzte sich hin und hängte ihre Tasche an ihren Stuhl. „Mira, wie läuft dein Studium?"
Mira antwortete und erzählte ihr etwas über die Vorlesungen. Ich hörte ihnen eine Weile zu und Matteo beobachtete mich zwischendurch. Ich schaute ihn fragend an und wandte mich dann wieder ab.
Irgendwann stellte Marina mir ebenfalls eine Frage. „Siena, du studierst auch Jura, mit Mira zusammen, oder?"
Ich nickte. „Ja, wir sind im selben Semester."
„Ist das schön, wenn man das mit seiner besten Freundin teilen kann. Ich hätte zu meinen Studienzeiten auch gerne so eine Freundin gehabt.", sagte Marina.
„Ja, ich bin auch sehr glücklich darüber. Ohne sie würde ich das nicht schaffen", stimmte ich ihr zu.
Mira schüttelte mit dem Kopf. „Das stimmt nicht."
Marina lachte. „Wie auch immer. Gefällt es dir denn?"
„Ja, sehr. Also es ist anstrengend, aber es macht Spaß", versicherte ich ihr.
„Schön", meinte sie. „Ich bin mir sicher, vor uns sitzen die zukünftigen Profi-Anwälte der Stadt. Hab ich Recht, Matteo?"
Er nickte. „Aber sowas von."
Ich tat es mit einem Grinsen ab. „Ob wir Profis werden, keine Ahnung. Aber ich würde mir wünschen, dass es so wäre"
Marina nahm ihr Getränk vom Kellner an und nahm einen Schluck. „Ihr schafft das, da bin ich mir sicher"
Ich war überrascht, dass die Situation überhaupt nicht merkwürdig war. Tatsächlich fühlte es sich so an, als würde ich mit irgendjemandem reden. Ich hatte immer angenommen, dass die Fontanas genau die gleiche Abneigung hegten, wie wir. Aber Matteo hatte anscheinend Recht gehabt, als er mir vor ein paar Tagen gesagt hatte, dass seine Eltern keinerlei Probleme mit Giovanni oder mir hatten. In diesem Teil waren sie eindeutig fortschrittlicher als meine Familie, so schwer es mir fiel, dies zuzugeben.
Nach einer halben Stunde, in der wir uns weiterhin unterhielten, stand Mira auf und verabschiedete sich. Sie meinte, sie wollte sich noch etwas fertig machen, bevor ihr Date sie abholte.
Als sie gegangen war, ergriff Marina wieder das Wort. „Ich habe Bilder von eurem Ball neulich gesehen. Du sahst umwerfend aus, wirklich"
„Danke", ich merkte, wie ich rot wurde. „Ich hab mir gedacht, wenn schon dieses ganze Theater veranstaltet wird, kann ich es ausnutzen"
Marina hob ihre Tasse an die Lippen, sprach aber noch bevor sie sie ansetzte. „Ich bin mir sicher, die Männer sind dir verfallen"
Dabei schaute sie Matteo an. Ich wurde rot und fühlte mich erwischt. Ich glaubte, sie ahnte, dass zwischen Matteo und mir was vorgegangen war. Vermutlich hatte er ihr sogar davon erzählt.
„Ich weiß nicht, ob ich das so sagen würde", entgegnete ich.
„Doch, doch. Siena, du bist eine bildschöne Frau und zudem noch klug. Die Männer, die sich nicht in dich verschießen, will ich erst einmal treffen", sagte Marina.
Es war ein schönes Kompliment. Ich freute mich wirklich darüber, doch etwas peinlich war es mir auch. Ich schaute in meinen Schoß.
Matteo sah aber nicht beirrt aus. „Siena weiß, dass sie Eindruck bei Männern hinterlässt, sie versucht nur jetzt nicht arrogant zu wirken"
Ich funkelte Matteo verärgert an. „Matteo!"
„Keine falsche Bescheidenheit, Engelchen", reagierte er auf meinen Ausruf.
„Weil du so viel besser bist. Du flirtest mit jeder Frau und merkst es nicht einmal", regte ich mich auf. Es war nur bedingt unangenehm, dass wir diese Diskussion vor seiner Mutter führten.
Diese lächelte zwischen uns beiden hin und her. „So sehr ich es mag, euch beiden Süßen beim Diskutieren zuzusehen, muss auch ich jetzt los"
Ich riss meinen Blick von Matteo los und schaute zu Marina. Ich lächelte sie an. „Tut mir Leid. Er weiß halt einfach, wie er mich aufregen kann."
„Alles gut, Liebes. Das ist Matteos Spezialität. Was macht ihr denn noch?"
Matteo antwortete ihr. „Wir gehen was essen"
Marina hängte sich ihre Tasche über die Schulter. „Das hört sich gut an. Lasst es euch gutgehen. Siena, es war wirklich schön, mit dir zu reden. So oft hatten wir ja noch nicht die Möglichkeit dazu"
„Ja, ich fand es auch schön", pflichtete ich ihr bei.
Wir verabschiedeten uns und sie verließ das Cafè.
Sobald sie außer Hörweite war, fragte ich Matteo die Frage, die mir schon eine Weile auf der Zunge lag. „Wie viel hast du ihr erzählt?"
Matteo machte eine Bewegung, die mich vermutlich beruhigen sollte. „Nicht die Details, keine Sorge. Ich verheimliche nur nicht, mit wem ich mich wann treffe"
„Erzählst du ihr auch immer, wenn du dich mit einer Frau triffst, um es mit ihr zu treiben?", fragte ich amüsiert.
Matteo schaute mich an. „Okay, gewisse Sachen wollen Mütter einfach nicht von ihren Kindern wissen"
„Hätte ja sein können", meinte ich beiläufig. „Sie war nett"
„Meine Mutter ist einer der besten Menschen, die ich kenne"
„Ich hab nicht erwartet, dass sie auch so zu mir ist", erzählte ich ihm meine vorherigen Erwartungen.
„Ich hab dir gesagt, dass meine Eltern nichts gegen dich und Giovanni haben", erinnerte er mich.
Ich nickte. „Stimmt. Aber ich hab es nicht ernst genommen"
„Siena, was denkst du, was Leute von dir halten?", fragte mich Matteo plötzlich.
Seine Frage verwirrte mich. „Was meinst du?"
„Naja, was stellst du dir vor, was für ein Bild andere Menschen von dir haben?"
„Keine Ahnung. Ich weiß, dass viele mich für arrogant halten und mich deshalb nicht mögen"
„Falsch", entgegnete er mir. „Die Menschen um dich herum halten dich für bestimmt. Das du dir nichts gefallen lässt und keine Angst davor hast, deine Meinung zu sagen. Und dass du auf unnahbar tust, aber grundsätzlich ein guter Mensch bist, der sich um seine Liebsten sorgt. Klar gibt es die ein oder andere Person, die dich anders sehen, aber die gibt es immer. Nicht jeder kann einen mögen und manche sind halt eifersüchtig"
Ich war überrascht über seinen Vortrag. Das hatte ich nicht gedacht. Ich dachte, die Leute um mich herum, außer vielleicht meine Familie und Mira, hielten mich grundsätzlich für unsympathisch. Meine restlichen Freunde mochten mich aber auch. Das war jedenfalls meine Annahme.
„Das ist ja schön zu hören, aber ich weiß nicht, was das mit allem hier zu tun hat", wunderte ich mich allerdings.
„Ich hab in den letzten Tagen jetzt so oft von dir gehört, wie du an dem allen gezweifelt hast. Und auch an dem Verhalten meiner Mutter. Ich weiß, dass es bei dir in der Familie anders gehandhabt wird, was jetzt wirklich kein Angriff sein soll, also versteh mich nicht falsch, aber meine Eltern verallgemeinern das Verhältnis von ihnen zu deinen Eltern nicht auf euch beide."
Ich nickte. Ja, das wurde definitiv anders gehandhabt bei den Mancinis. Meine Eltern mochten Samuel, Stella und Matteo nicht, einfach weil sie eine Fehde mit den Fontanas generell hatten und dies schon auf vorherige Generationen zurückführte. Mein Vater akzeptierte zurzeit nur, dass ich Zeit mit Matteo verbrachte, weil ihn all das nutzte.
Aber jetzt, wo ich Matteos Mutter kennengelernt hatte, und gemerkt hatte, wie nett sie zu einem war, tat es mir nur noch mehr Leid für Matteo und seinen Geschwistern. Sie würden alle nicht erwarten, was ihr Vater und Mutter möglicherweise Tiziana antaten. Aber vielleicht wusste Marina ja gar nichts davon. Vielleicht war all das nur Fredericos Verantwortung.
Ich seufzte. Ich durfte mich emotional nicht so sehr den Fontanas öffnen, sonst litt meine Arbeit bei der Aufdeckung von Tizianas Entführung noch darunter.
Ich schaute auf die Uhr. Es war mittlerweile kurz vor sieben. Himmel, war die Zeit schnell vergangen. „Ich glaube, wir müssen los"
Matteo kontrollierte ebenfalls die Zeit. „Stimmt"
Als der Kellner kam, drückte ich ihm schnell Geld in die Hand, bevor Matteo wieder auf die Idee kam, mir mein Cafè zu bezahlen. Diesmal war ich dran.
„Das machen wir beim Essen gleich aber anders", kommentierte er nur.
„Träum weiter"

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