Hier saß ich nun. In einem fahrenden Zug voller Menschen, die mich entweder mieden, völlig ignorierten oder ausgrenzten. Es störte mich nicht weiter, denn ich war schon immer eher eine Einzelgängerin. Meine Mutter beschrieb es mal sehr gut. „Selbst, wenn die ganze Welt gegen dich wäre, würdest du noch mit stolzer Miene vor all diesen Menschen stehen" und was soll ich sagen. Meine Mutter hatte mit diesen Satz völlig ins Schwarze getroffen. Versteht mich nicht falsch, der Kontakt zu Menschen war nie wirklich das Problem, doch den Menschen Vertrauen entgegenzubringen, dies war meine größte Hürde. Ich hatte Angst. Angst vor Zurückweisung. Angst vor Verrat. Angst, für niemanden auf dieser verfluchten Welt gut genug zu sein. Meine Gedanken ärgerten mich selbst, doch ich konnte sie nicht abstellen. Egal, was ich tat, sie waren immer präsent und seitdem ich diesen Brief bekommen habe, waren sie Tag für Tag da. Sie wurden lauter, schlimmer und quälender. Mit jedem Jahr an dieser Schule, wurden die Zweifel in mir immer größer. Ich kann mich noch genau an diesen Tag erinnern. Ich saß mit meinen Eltern im Wohnzimmer und wir spielten gerade an unserem großen Esstisch ein Spiel, als es an der Tür klopfte. Verwundert sahen wir uns und meine Mutter ging zur Tür. Mein Vater und ich folgten ihr und als sie Tür öffnete, sahen wir einen Briefumschlag auf unserem Fußabtreter liegen. Sie bückte sich und hob ihn auf. Von weiten konnte ich ein Wachsiegel erkennen und als meine Eltern sich nervöse Blicke austauschten, war ich völlig verwirrt. „Hogwarts, Schule für Hexerei und Zauberei" stand auf dem Wachssiegel und ab diesem Zeitpunkt änderte sich mein Leben. Ich musste mir einen Zauberstab aussuchen bzw. der Zauberstab suchte mich aus. Mir wurde gesagt, dass ich eine Hexe sei und meine ganze Welt stand plötzlich Kopf. Ich? Eine Hexe? Niemals. Wie sollte dies gehen? Meine Eltern waren einfache Muggle, so nannten die Zauberer und Hexen die Menschen. Dann erfuhr ich, dass es in einigen Fällen vorkommen kann, dass trotz der menschlichen Elternteile eine Hexe oder ein Zauberer hervorgehen kann. Meist durch den weitreichenden Stammbaum... Und was soll ich sagen? Hier bin ich. Eine Mugglegeborene in Hogwarts. Und als würde das nicht ausreichen, schmückte auch das Schlangensymbol meinen schwarzen Hexenumhang. Als mir das Haus Slytherin zugeteilt wurde, wusste ich noch nicht, dass mir diese Zuteilung ein tiefes Grab schaufeln würde. Von dem Slytherin erntete ich böse und verachtende Blicke und natürlich war ich davon eingeschüchtert. Verdammt, ich war gerade erst einmal 11 Jahre alt und wusste überhaupt nicht, wie ich in dieser Welt klarkommen sollte. Ich hatte hier niemanden und das sollte auch erst einmal so bleiben. Die Slytherins schlossen mich völlig aus... teilweise grenzte es schon an Mobbing, doch ich versuchte einfach stark zu bleiben. Vor allem eine Person war in diesem ganzen Szenario sehr prägnant und führte die anderen gerne an. So ging es fünf Jahre und mit jedem Jahr wurde ich stärker und kälter, sodass die schlechten Kommentare nur an mir abprallten. Heute bin ich abermals auf den Weg nach Hogwarts, um mein 6. Schuljahr anzutreten. Nur noch zwei Jahre und dann könnte ich dieser Schule und der Welt endlich den Rücken kehren. Ich müsste nie wieder hierherkommen, doch Professor Dumbledore bestand damals darauf, dass ich meine Ausbildung hier zu Ende bringen sollte. Er sah scheinbar etwas Besonderes in mir, doch ich sah dies absolut nicht, aber meine Eltern gaben ihm Recht. Ich solle doch die Chance nutzen, denn in mir steckte einfach zu viel Potential und dies sollte ich definitiv nicht verschenken. Als beugte ich mich und stimmte zu, deswegen sitze ich jetzt auch hier im Zug und wartete, dass wir endlich ankommen würden. Ich war so tief in meinen Gedanken versunken, bis ich ein lautes Knallen hörte und erschrocken zur Tür blickte. Dort stand er. Braune Locken und braune Augen. Mattheo Riddle. Meine Atmung wurde schneller, denn ich wusste genau, was jetzt mal wieder auf mich zukommen würde. Neben ihm standen noch Draco Malfoy, Pansy Parkinson und Blaise Zabini. Alle vier sahen mich gehässig an. „Na Clark, genießt du dein vorletztes Jahr in Hogwarts?" die Stimme von Mattheo schnitt durch das Abteil und ich blickte ihn wütend an. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht Riddle" auf einmal verschwand sein gehässiges Grinsen und er blickte ebenfalls böse zu mir. „Nimm den Mund nicht zu voll Schlammblut oder möchtest du dein vorletztes Jahr irgendwo eingesperrt verbringen?" direkt bekam ich wieder Bilder in meinem Kopf. Damals im vierten Schuljahr dachten die Slytherins es sei lustig, mich in einen dunklen Raum zu sperren. Dort bekam ich Angst und fing an zu hyperventilieren. Nichts war so schlimm, wie die Dunkelheit und in dieser Situation war ich genau dieser Dunkelheit ausgesetzt. Es war furchtbar. Nach etlichen Stunden öffnete sich dann die Tür und Professor Snape stand vor mir. Statt mich erklären zulassen, gab er mir Strafdienst. Ich versuchte dagegen anzukommen, aber erfolglos. Ich werde nie das lachende Gesicht von Riddle vergessen, das hat sich für immer in mir eingebrannt. „Na hat es der kleinen Clark etwa die Sprache verschlagen?" wieder hörte ich seine Stimme und schaute ihm direkt ins Gesicht. „Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich will doch einfach nur ein Jahr ohne deine ständigen Hänseleien verbringen" wieder erschien dieses ekelhafte Grinsen auf seinem Gesicht. „Weißt du was Clark? Ich habe echt überlegt, ob ich es sein lasse, doch es macht einfach viel zu viel Spaß dich zu ärgern kleines Schlammblut" wütend biss ich mir auf meine Unterlippe, denn ich hasste es, wenn mich jemand so nannte. Ich war vielleicht eine mugglegeborene, doch als Schlammblut wollte ich absolut nicht bezeichnet werden. Ich stand von meinem Platz auf, schnappte mir meine Jacke und wollte gerade Abteil verlassen, als ich grob am Arm gepackt wurde. „Es ist eine Schande, dass ausgerechnet ein Schlammblut wie du Slytherin zugeordnet wurdest. Salazar Slytherin würde sich im Grab umdrehen, wenn er das wüsste" unsere Blicke trafen sich. Meine grüngrauen Augen trafen seine braunen. „Weißt du, wie egal Salazar Slytherin mir ist? Weißt du, wie egal mir deine Meinung und die deiner Freunde ist" mit diesen Worten riss ich mich los und ließ einen verwirrten Riddle stehen. Ich machte mich auf den Weg und lief ziellos durch den ganzen Zug. Ich wollte einfach alles machen, um einer weiteren Konfrontation mit Riddle und seinen Freunden zu entgehen. Ich suchte mir also ein stilles Plätzchen zwischen zwei Waggons und wartete, bis dieser Zug endlich zum Stehen kam. Wieder einmal würde ein weiteres Jahr in dieser Hölle beginnen und ich könnte nicht fliehen...
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Time can change everything - a Mattheo Riddle Fanfiction
Fanfiction„Knowing yourself is the beginning of all wisdom" Mein Leben lang dachte ich, dass das Leben, was ich führte, genau das Leben war, was ich leben sollte. Tag für Tag sah ich in die Gesichter meiner Eltern und machte mir vor, dass ich genau hierherge...