01. März 1822
Nassau"Some people are truly great manipulators. They can lie, cheat, treat you badly and somehow manage to make it all seem like it is all your fault." ~ Ubekannt
Ein leises Klicken erklang. Und dann ... Nichts.
Sein Atem ging schnell. Er starrte in ihre weit aufgerissenen Augen, in denen der Sturm machtvoller und lebendiger tobte, als jemals zuvor. Sein Blick zuckte zu seiner zitternden Hand, die noch immer die Waffe umklammert hielt, dann auf ihre unversehrte Brust, ihre warme Haut, unter der ihr Herz kraftvoll weiter schlug.
Sie war nicht tot. Er hatte ihr Leben nicht beendet.
Mit all der Entschlossenheit wich auch die Kraft aus seinen Gliedern. Es gelang ihm nicht länger, aufrecht sitzen zu bleiben. Haltlos sank er in sich zusammen. Die Waffe glitt nutzlos aus seinen Fingern, als er die Stirn vor Anne auf den Boden presste. Ein verhöhnendes Geräusch hallte durch den Raum, als er die feuchten Planken berührte.
Das Magazin war die ganze Zeit über leer gewesen.
Er hätte es spüren müssen. Das veränderte Gewicht eines Revolvers, wenn die Trommel nicht mit Patronen gefüllt war. Die Angst, sich das Herz aus der Brust reißen zu müssen und es Blackbeard zum Fraß vorzuwerfen, hatte seine Sinne betäubt, ihn unaufmerksam werden lassen.
Sein ganzer Körper zitterte noch immer. Ein qualvolles Schluchzen entrang sich seiner Kehle. Sein Atem ging schnell und sein Herzschlag donnerte mit solch einer schmerzvollen Gewalt durch seine Adern, dass er das Gefühl hatte, zusammenzubrechen.
Worte wurden gesprochen. Blackbeards erheitertes Lachen drang dumpf an seine Ohren. Er wusste nicht, wie lange er so verharrte. Wie viel Zeit verstrich.
Erst, als Annes warme, weiche Finger sich in seine kalte Hand schoben und beruhigend über seine Haut strichen, gelang es ihm tiefer zu atmen.
Das Rauschen, das sich auf sein Bewusstsein gelegt hatte, klang ab. Seine Sicht klärte sich langsam. Der Geruch der blutigen Planken drang in seine Nase und ließ ihn würgen.
Mühsam richtete er sich auf und hob den Blick. Blackbeards stolzes Lächeln lag auf ihm.
"Willkommen in meinem Königreich, Calico Jack." Gönnerhaft breitete er seine Arme aus. Sein Lächeln verbreiterte sich zu einem Grinsen, als er Jack eine Hand entgegenhielt, die er doch nicht ergriff. "Sie sehen überrascht aus, wenn ich das anmerken darf. Ja, tatsächlich gänzlich aufgelöst." Er lachte über seine eigenen Worte. "Ich bin kein Monster, Calico Jack. Ich bin dem Wahnsinn verfallen, das mag stimmen. Aber ganz sicher verschwende ich eine Patrone nicht an eine Frau, die noch so jung und schön ist, auch wenn ihre schwarze Seele verdorben, wie ein fauliger Apfel sein mag." Sein gieriger Blick überflog Anne, huschte hinüber zu Samuel, der sich stöhnend in einer Lache seines eigenen Blutes aufgerichtet hatte. Seine Rechte hielt das Handgelenk der blutigen Linken fest umklammert und an sich gepresst.
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Ink & Poison
AdventureNassau. Das Reich der Piraten. Klares Gewässer, Sonne, Gleichgesinnte und endlich kein Bedarf mehr, ihre Liebe zueinander geheim zu halten. Alles scheint perfekt, die gemeinsame Zukunft gesichert und nichts dem Abenteuer des Lebens mehr im Wege. Do...