Gnade eines süßen Vergessens I

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20. März 1822
- Ort unbekannt

"The touch of an angel, the taste of a drug
The look of a stranger who has seen too much
Nothing comes for free, but you can pay with your heart
If you got one
Tell me all your questions, all you got to ask
Stays licking his fingers and shuffling the cards
I'll give you the talent, you can give me your life
If you got one" - Mâneskin

"The touch of an angel, the taste of a drugThe look of a stranger who has seen too muchNothing comes for free, but you can pay with your heartIf you got oneTell me all your questions, all you got to askStays licking his fingers and shuffling the c...

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Nach ein paar weiteren abschließenden Worten brachten das Einauge und die beiden anderen gesichtslosen Männer ihn zurück in die dunklen Eingeweide des Schiffes. Es gelang ihm immer besser einen Großteil des Weges aus eigener Kraft auf den eigenen zwei Beinen zurückzulegen, doch der Kopfschmerz und der hartnäckige Schwindel blieben. Nachdem sie ihm die eiserne Tür aus Gitterstäben vor der Nase zugeschlagen hatten, war er schwer atmend und erschöpft zu Boden gesunken. Seine Beine und Hände zitterten haltlos, doch er fühlte, wie die Verwirrung und Orientierungslosigkeit mit jedem Schluck Wasser von ihm abgefallen war.

Was geblieben war, war eine markerschütternde Erkenntnis. Er befand sich auf einem Schiff der Marine oder einem, das zumindest unter dem Befehl eines Marineoffiziers stand, irgendwo auf den Weiten des Ozeans. Man hatte ihn aufgegriffen, weil man um seine Beziehungen zu Blackbeard wusste. Man hatte allerdings keine Ahnung, wer er war! Es gab Hoffnung für Ben Bonny, diese Entführung unbeschadet zu überleben, auch wenn sie gering war und auch wenn sie ihm das Gegenteil hatten weismachen wollen. Keine Hoffnung gab es wiederum für Calico Jack. Die Marine arbeitete an einem Plan, um die letzten Überreste des alten und traditionsreichen Piratentums ein für alle Mal zu zerschlagen, angefangen mit Blackbeards Königreich. Er biss die Zähne zusammen und versuchte dem Aufbranden von übermächtiger Panik in seiner Brust Einhalt zu gebieten.

Das Rauschen in seinen Ohren ließ nach und machte einem anderen Geräusch Platz, das sich in die mehrstimmige Stille des nächtlich segelnden Schiffes wob. Schnarchen und noch etwas anderes: Das Knirschen von Metall auf Metall. Jack sah auf. Die einsame Laterne, deren flackernde Kerze das Innere ihrer Zellen nur dürftig erhellte, schwang sanft in der Düngung der Wogen hin und her. Daneben befand sich so nahe und gleichzeitig in unerreichbarer Ferne der rostige Schlüssel zu ihren Gefängniszellen.

Jack runzelte die Stirn.

"Kannst'e vergessen, Prinzessin!"
Jack war so in seine eigenen Gedanken vertieft gewesen, dass er die Existenz seiner Mitgefangenen beinahe vergessen hatte. Toms Stimme hatte einen sanften Ton angenommen. Als hätte er seinen Gedankengang ganz genau mitverfolgen können.
"Wir haben schon mit allerhand blödsinnigen Ideen versucht, an den Schlüssel zu kommen, aber es ist nichts zu machen. Die Planken sind allesamt geteert und vernagelt, kein Teil deiner Kleidung ist lang genug und wenn du nicht zufällig eine deiner Hände durch einen Haken eingetauscht hast, hast du keinerlei Chance, ihn zu fassen zu kriegen!"

Jack biss sich auf die Unterlippe. Nicht dass er es am heutigen Abend erwogen hätte, einen Ausbruchsversuch zu wagen. Er war müde, konnte sich kaum auf den Beinen halten und war gerade erst dabei, seine Kräfte zurückzuerlangen.
"Wie lange halten sie euch schon gefangen?", fragte er stattdessen, um den Quartiermeister von seinen allzu offensichtlichen Gedanken abzulenken.

Ink & PoisonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt