Wieder vereint

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09. März 1822
Nassau

„Die Liebe stirbt nicht; wie sollte sie aber leben ohne Wiedervereinigung?"
~ Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein

Ihre Hände kribbelten vor schierer Aufregung, während sie die dunklen Augen auf die Taverne gerichtet hielt, von der man ihr gesagt hatte, dass er sich in ihr aufhalten würde

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Ihre Hände kribbelten vor schierer Aufregung, während sie die dunklen Augen auf die Taverne gerichtet hielt, von der man ihr gesagt hatte, dass er sich in ihr aufhalten würde.

Ein Jahr war es her. Sie hatte regelmäßig Briefe von ihm erhalten und Geld. Unmengen an Geld. Er hatte sie förmlich mit Gold und anderen Kostbarkeiten überschüttet, als wäre sie die verdammte Königin von England. Dabei war sie nur Diamond. Nur eine einfache Frau, geboren in Afrika, als Sklavin nach Ipswich verkauft und dort von Danielle entdeckt und befreit worden.

Der Abschied war ihr schwergefallen. Die Hurenwirtin war mehr als nur ihre Vorgesetzte, sondern auch eine Freundin gewesen. Genauso wie Shimmer. Der Blonden hatte sie angeboten, sie zu begleiten, aber diese hatte zu große Angst vor einer solch weiten Reise über das offene Meer und vor Veränderung gehabt. So war Diamond allein aufgebrochen, hatte sich ein Schiff gesucht und dessen Käpt'n ordentlich dafür entlohnt, dass er sie nach Nassau brachte.

Jetzt war sie hier. Und Jonah befand sich im Inneren des Gebäudes, das vor ihr aufragte. Ein feiner Schweißfilm bedeckte ihre Stirn. Würde er sich freuen sie wiederzusehen? Auch dann noch, wenn sie ihm von dem Mitbringsel berichtete, das sie in ihrer Unterkunft in sicheren Händen zurückgelassen hatte?

Die Furcht vor seiner Reaktion ließ sie beinahe wieder kehrtmachen. Aber verflucht, sie war nicht monatelang über den Ozean geschippert, durch Stürme gesegelt, hatte sich von Mehlbrei und brackigem Wasser ernährt, nur um nun einen Rückzieher zu machen! Nein!

Mali Abimbola, reiß dich gefälligst am Riemen!

Mit zu Fäusten geballten Händen, so, dass sich ihre Fingernägel in ihre Haut gruben und die Knöchel weiß hervortraten, betrat sie die muffige Taverne.

Für andere mochte die mit Bier, Schweiß und Blut gefüllte Atemluft abstoßend wirken, aber für sie beinhaltete dieser Geruch eine Spur von Heimat. Ja, ähnlich hatte es an dem Ort gerochen, der für viele Jahre ihr Zuhause gewesen war. Bevor eine Person diese bedeutsame Position eingenommen hatte.

Jonah.

Dieses tiefe Lachen, rau und warm, hätte sie überall wiedererkannt. Es hatte sich in ihrem Herzen eingebrannt. Wie magisch davon angezogen, steuerte sie in die Richtung, aus der es an ihre Ohren drang.

Und dann sah sie ihn. Wie er unbekümmert mit seinen Freuden beisammen saß. Sie erkannte Jack und Ben bei ihm. Und Anne ...

Anne mit langen Haaren. Anne ohne abgebundene Brust. Hatte sie es geschafft? Akzeptierten diese Männer sie tatsächlich als die, die sie war? Bei dieser Vorstellung konnte sie sich eines ehrlichen Lächelns nicht erwehren. Sie gönnte es ihr aus vollem Herzen.

Ink & PoisonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt