Ihr Gegner, die Wut

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13. März 1822
New Providence, Ostküste

„Temperament ist ein vorzüglicher Diener, doch ein gefährlicher Herrscher."
~ Deutsches Sprichwort

"~ Deutsches Sprichwort

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Piraten. Es mussten Männer ihresgleichen sein. Das war der erste Gedanke, der ihr kam, sobald sie bemerkte, dass keiner der Spione ein Anzeichen von Furcht in sich trug. Am liebsten hätte sie einem jeden von ihnen ins Gesicht gespuckt. Wie konnten sie sich bloß der Marine unterwerfen, für sie nachforschen, Kameraden an sie ausliefern?

Die Wut, die Anne überkam, war mitnichten vergleichbar mit der, die sie gegenüber der Sklavenhändler oder Bordellführer in Indien empfunden hatte, aber sie war da. Sie war da, sie war greifbar und wie viel zu oft in letzter Zeit, ließ sie unaufmerksam werden.

So entging ihr der kleine, aber nicht weniger bedeutsame Hinweis, dass diese Männer einen Plan verfolgten. Jack war clever genug und nicht geblendet von irgendwelchen Gefühlen, dass er es erkannte. Allerdings zu spät.
Ab dem Moment, in dem er ihnen befahl die Fackeln niederzulegen ging alles ganz schnell.

Die drei Kerle, die die Feuer getragen hatten, warfen jene auf den Boden und schippten Sand darüber. Dunkelheit umhüllte sie, begrüßte sie wie der Botschafter einer Schreckensnachricht.

Anne versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, sich anhand von irgendetwas zu orientieren. Aber da war nichts als Finsternis und zu wenig Zeit, um abzuwarten, bis ihre Augen sich an den Helligkeitsunterschied gewöhnten.

Ihr Herz raste, sobald das Geräusch von sich bewegenden Körpern an ihre Ohren drang, gefolgt von dem von Schlägen. Sie hörte Morrigan vor Schmerzen zischen und wappnete sich dafür, dass sich auch jemand ihrer eigenen Person widmen würde. Doch als es so weit war, reagierte sie nicht schnell genug. Einer der Spione hatte sich leise wie eine Katze von hinten an sie herangeschlichen und, bevor sie überhaupt den Hauch einer Chance hätte wittern können, die kalte Klinge eines Messer an ihre Kehle gedrückt.

Instinktiv ließ sie ihre Waffe zu Boden fallen. Nur einen Atemzug später flackerte das Licht eines einsamen Streichholzes auf. Es durchbrach die Dunkelheit nur dürftig, aber genug, damit Jack erkennen konnte, was geschehen war.

Anne hielt die Hände nach oben, spürte wie die freien Finger des glatzköpfigen Anführers sich in ihre Taille gruben. Ihr Blick fand Jacks.

„Das wird jetzt ganz einfach vonstattengehen", erhob der Kerl in ihrem Rücken die Stimme. „Ihr werdet uns nun verraten, was ihr hier zu suchen habt und wer, bei den Göttern, euch geschickt hat."

Eine größere Lichtquelle wurde hinter Jack entfacht. Die Feuerstelle.
Der orangegelbe Schein breitete sich in dem Rondell aus und ermöglichte es Anne, ihre Kameraden zu erkennen. Janssens, Morrigan und Hawkins waren von den anderen Spionen in die Knie gezwungen und entwaffnet worden. Die Läufe der Schusswaffen pressten sich gegen ihre eigenen Schädel. Und verflucht, der breit gebaute Niederländer blutete wie ein Schwein. Ein roter Bach floss an seiner Schläfe hinab und bildete auf dem Boden bereits eine kleine Lache. Benommen blinzelte er der Helligkeit entgegen. Er brauchte Read und das dringend, sonst würde er seinem Freund, Mr. Vos, noch in dieser Nacht ins Jenseits folgen.

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