Nassau. Das Reich der Piraten. Klares Gewässer, Sonne, Gleichgesinnte und endlich kein Bedarf mehr, ihre Liebe zueinander geheim zu halten.
Alles scheint perfekt, die gemeinsame Zukunft gesichert und nichts dem Abenteuer des Lebens mehr im Wege.
Do...
„Jedes menschliche Tun ist vom Verlangen ausgelöst." ~ John Ruskin
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Die Dunkelheit hatte ihren schwarzen Schleier bereits über Nassau ausgebreitet, als sie die Spione über den Pier in Richtung der Revenge scheuchten. Flackernde Fackeln erhellten ihnen den Weg und die Geräusche der Insel begleiteten sie. An anderen Orten war es zu dieser Uhrzeit so still wie auf dem offenen Meer, aber hier, in diesem angeblichen Paradies für Piraten, schwebte weit nach Mitternacht noch ein genauso lauter Klangteppich durch die Lüfte als wäre es tagsüber.
Anne hasste es.
Die letzten Tage waren so ruhig gewesen. Nur das Rauschen der Wellen, der angenehme, wenn auch schiefe Gesang ihrer Kameraden und Jacks Stöhnen. Sie hoffte, diese Insel so schnell wie nur möglich verlassen zu können.
Der Glatzkopf vor ihr geriet ins Stolpern, als Jonah ihm einen kräftigen Stoß verpasste. „Schneller!", schallte die Stimme ihres Käpt'n über ihre Köpfe hinweg. Anne teilte seine Ungeduld. Auch sie wollte das alles einfach nur noch hinter sich bringen. Sie betete, dass Blackbeard die vier Spione genügen würden, auch wenn er einen jeden Verräter gefordert hatte. Hoffen konnte man immer.
Zügig erreichten sie den ehemaligen Sklaventransporter. So langsam gewöhnte sie sich an den Anblick des vernarbten Dunkelhäutigen, der sie auch in dieser Nacht in Empfang nahm und sie über das Schiff führte. Und wie jedes Mal verlor der Koloss von einem Mann auch heute kein einziges Wort, sondern geleitete sie schweigsam wie ein Toter über das Deck, zum Treppenabgang und in den miefenden Schiffsbauch hinein.
Kurz bevor sie die Kajüte des Königs erreichten, rammte der Anführer der Spione die Fersen in den Boden. „Ich ... ich geh da nicht rein! Keiner von uns!"
Es löste eine Art Genugtuung in Anne aus, als sich die Furcht unter den Gefangenen ausbreitete. Sie glaubte sogar den Geruch von frischem Urin wahrnehmen zu können. Mindestens einer von ihnen hatte sich aus Angst eingenässt. Ein diabolisches Grinsen formte sich auf ihren Lippen, während sie Blackbeards Mann dabei beobachtete, wie er den Glatzkopf einfach im Nacken packte und ihn neben sich herschleifte, als handelte es sich bei ihm um einen angeleinten Köter.
Seine drei Anhänger zitterten so stark, dass Anne es selbst in dem schlechten Licht, das hier unten vorherrschte, erkennen konnte. Und auch das erfüllte sie mit einer seltsamen Zufriedenheit. Diese Männer hatten ihr eigenes Volk verraten und auch wenn Blackbeard ein Wahnsinniger war, oder gerade weil er einer war, freute Anne sich darauf dabei zuzusehen, welche Strafe er sich für diesen Abschaum ausgedacht hatte.
Die eigentlich recht geräumige Kajüte wurde mit einem Mal eng, als sie sich alle darin sammelten. Annes Schulter berührte Jaspals, so wenig Raum blieb ihr und sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um über Scarlett hinwegblicken zu können. Jack und Jonah zwangen die Spione auf die Knie. Nicht weit von dem Loch entfernt, das direkt ins tödliche Meereswasser und in die Mäuler der hungrigen Haie führte. Jetzt war es allerdings, wie bei ihrem ersten Besuch, von einem Teppich verborgen.