Nassau. Das Reich der Piraten. Klares Gewässer, Sonne, Gleichgesinnte und endlich kein Bedarf mehr, ihre Liebe zueinander geheim zu halten.
Alles scheint perfekt, die gemeinsame Zukunft gesichert und nichts dem Abenteuer des Lebens mehr im Wege.
Do...
„Was mit Lügen erlangt worden ist, kann man nur mit Lügen behalten." ~ Werner Rohrmoser
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„Es muss doch irgendeinen weiteren Anhaltspunkt geben! Du kannst mir nicht erzählen, dass du rein gar nichts mitbekommen hast! Die Männer haben sich sicher geredet!" Die schiere Verzweiflung begann Anne langsam aber sicher in den Wahnsinn zu treiben. Zwei Tage war es nun her, dass sie Jack verloren hatten und seither gab es nicht den kleinsten Hinweis darauf, wer genau diese Männer waren, mit denen Diamond von Harwich nach Nassau gekommen waren, noch darauf wohin sie verschwunden waren, nachdem sie Jack in ihre Gewalt genommen hatten. Noch dazu schien die letzte Person, die Jack gesehen hatte, wie vom Erdboden verschluckt. Natürlich hatte Anne zuerst die Kräuterfrau befragen wollen, aber der Laden war verlassen gewesen. Vorgestern, gestern, sowie auch heute.
Anne raufte sich die Haare, während sie über den Arbeitstisch gebeugt unaufhörlich die Karte studierte, um Stellen auszumachen, die sich gut als Verstecke eigenen konnten. Falls es denn so war, dass die Entführer sich wirklich nur zurückgezogen hatten, um in Ruhe zu tun, was auch immer sie zu tun gedachten. Sie konnte nur zu den Göttern beten, dass sie nicht aufs offene Meer hinausgesegelt waren. Womöglich waren sie bereits unauffindbar.
„Wenn ich es dir doch sage, Anne ...", erwiderte Diamonds leise, müde Stimme. Sie hockte seit Stunden mit ihr in diesem Zimmer. Jonah kümmerte sich indes um Ocean. „Sie haben mich nicht in die untersten Decks gelassen und kaum einer hat in meiner Gegenwart, geschweige denn mit mir gesprochen." Anne konnte hören, wie Diamond schließlich aufstand und auf sie zutrat. „Du ... du siehst furchtbar aus. Du solltest dich waschen und dich dann ..."
„Sag du mir nicht, was ich zu tun habe!" Anne riss den Kopf nach oben und starrte Diamond zornig an. „Ist es deine Liebe, die auf dem Ozean verschollen ist? Nein! Jonah schlummert mit eurem kleinen Goldschatz in einer der Kojen! Ich will verdammt sein, wenn ich mich schlafen lege, so lange ich nicht einmal eine Spur habe!"
Diamond zuckte nicht zurück. Sie blieb, wo sie war, als wäre sie der Fels in der Brandung und Anne nur eine Welle, die jenen nicht mit ihrer Wut zu zerschlagen vermochte. „Wenn du dich nicht ausruhst, Anne, dann funktioniert dein Verstand nicht wie er es sollte. Gönne dir ein paar ruhige Stunden und dann überlegen wir weiter, wie wir ..."
Wieder fuhr Anne ihr dazwischen. „Wir? Seit er entführt wurde, scheine ich die einzige zu sein, die tatsächlich versucht ihn zu finden!"
„Das stimmt nicht und das weißt du auch!", kam die Erwiderung nun etwas lauter. Kurz darauf seufzte Diamond und rieb sich über die Schläfe. „Ben, Jaspal und Mary haben sich am Hafen nach dem Schiff ungehört. Ich versuche mich ohne Pausen an irgendetwas zu erinnern, das dir weiterhelfen kann. Und Jonah kümmert sich um unser Baby und um die Mannschaft gleichermaßen."
