Ben Bonny

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Zeitpunkt und Ort unbekannt

"Have you seen that blackbird?
I guess it's long gone now." ~Tash Sultana

Jack erwachte, weil er mit seinem Gesicht in etwas Nassem lag

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Jack erwachte, weil er mit seinem Gesicht in etwas Nassem lag. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch seine Lider waren so schwer, dass er sich nach einigen kraftlosen Versuchen in die unendliche Leichtigkeit der Dunkelheit zurücksinken ließ.

Das Geräusch von Schritten drang verwaschen an sein Ohr. Das Quietschen von Metall, als eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Stimmen. Ein barscher Befehl. Dann ein ängstliches Flehen. Wieder Schritte.

Erneut versuchte er die Augen zu öffnen, sich aus der süßen Umarmung der Finsternis emporzukämpfen, die ihn mit langen, dünnen Fingern umschlungen hielt, wie in einem Spinnennetz aus Seide. Es kostete ihn unendlich viel Kraft.
Seine Sicht war verschwommen. Es gelang ihm kaum einen Punkt in dem schummrigen Licht zu fixieren. Konzentriert zwang er sich ein und auszuatmen, gab seinem Fokus Zeit sich neu auszurichten.
Holz. Grob gezimmerte Balken. Die Spiegelung eines Kerzenlichts in einer Pfütze.

Er runzelte die Stirn und bereute es sogleich, als ein stechender Schmerz seinen Kopf durchzuckte wie ein Blitz. Der Donner, der dem folgte, war um ein Vielfaches scheußlicher und brachte ihn beinahe dazu vor Schwindel zu würgen.
Schwer atmend schloss er die Lider. Doch die flimmernde Schwärze vor seinen Augen hörte nicht auf, sich zu drehen. Er wusste nicht wie lange er so liegen blieb, ehe erneut Stimmen erklangen, die jedoch nur bruchstückhaft zu ihm durchdrangen.

"Stirbt er jetzt? ... er jetzt? Stirbt er ... Oder meinst du, er wird aufwachen?"

Stille.

"Wir werden sehen, George. Gib ihm Zeit."

Ein Traum holte ihn ein, warf ihn in Annes liebevolle Umarmung, in die er sich ohne zu zögern sinken ließ. Da war ein Kind. Das unschuldige Lachen eines Babys klang durch seine Halluzination und er kam nicht umhin, mit dem kleinen Geschöpf zu lachen, wenngleich er es nicht sehen konnte. Glück und Liebe, Licht und Wärme. Doch mit einem Mal veränderte sich das freudige Geräusch, würde zu einem Weinen und Plärren, das ihm wiederum den Schmerz zwischen die Schläfen trieb.
Das Schreien des Kindes wurde zu dem eines erwachsenen Mannes. Jemand wehrte sich, wurde gewaltsam mitgezogen. Er versuchte sich die Hände auf die Ohren zu pressen und das grausige Geräusch zu unterbinden, doch die Schritte und Befehle erklangen so nahe neben seinem Kopf, dass die feuchten Planken erbebten, auf denen er sein Gesicht gebettet hatte.

Jack schlug die Augen auf.
Eiserne Gitterstäbe. Dahinter zwei Männer, die einen kleineren in ihrer Mitte mit sich schleiften. Er erkannte ihre Umrisse, bis eine hölzerne Tür hinter ihnen zufiel. Eine einsame Laterne baumelte an einem Haken, bewegte sich im Seegang. Dunkle Flammen tanzten am Rande seines Sichtfeldes.

Er versuchte, sich aufzurichten, doch sein Puls hämmerte mit solcher Gewalt gegen die Innenseiten seines Schädels, dass ihm lediglich ein hilfloses Röcheln entfuhr. Seine Zunge lag schwer in seinem trockenen Mund und seine Kehle fühlte sich an, an hätte er seit Ewigkeiten keinen Laut mehr von sich gegeben und noch länger keinen Tropfen Wasser getrunken.

Ink & PoisonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt