✵𝙸𝙸 𝒦𝒶𝓅𝒾𝓉ℯ𝓁 𝙸𝙸✵

281 16 1
                                    

Aerea Pov

Als die Familie, wie jeden Abend am Tisch zusammensaß, hatte Aerea den Vorfall in der Grube bereits fast wieder vergessen. Viserys saß am Kopf der Tafel und blickte seine Familie durch gläserne Augen hindurch an. Sein Zustand hatte sich in den letzten Monaten drastisch verschlechtert und selbst Aerea musste zugeben, dass ihr Onkel nicht länger in der Position war, den Eisernen Thron bei Bittgesuchen, zu sitzen. Selbst hier, an der Abendstafel, saß er zusammengesunken und den Kopf gequält auf die Hand gestützt, da und ließ von Zeit zu Zeit ein schmerzhaftes Aufstöhnen vermerken.
Daeron, sowie auch Jaehaerys und Jaehaera, die Zwillinge ihrers Cousin's, saßen unbeholfen auf ihren Stühlen und sahen ihren Großvater mit einer Mischung aus Skepsis und Angst entgegen.

Aerea wurde schließlich aus ihren Gedanken gerissen, als Aemond sich Daeron schnappte und ihn auf seinen Schoß setzte. Aerea lächelte leicht über die Geste und nahm einen Schluck aus ihrem Krug.
Weder sie noch irgendjemand anderes konnte leugnen, dass Aemond, Daeron liebte. Er brachte ihm das Reiten bei und bestand darauf selbst mit ihm das Kämpfen zu üben. Nur das Hochvalyrisch, überließ er dann doch eher den Maestern. Aerea konnte sich noch an die vielen Stunden erinnern, als er mit Daeron auf dem Boden in ihrem Gemach gesessen und mit seinem Sohn gespielt hatte.
Auch Helena und sie hatten sich in den letzten Jahren gut verstanden. Am Anfang fand sie das Verhalten ihrer jüngeren Cousine merkwürdig und verstand nicht gleich, was sie zu sagen versuchte. Es war, als würde Helena manchmal nicht mit ihr, sondern mit jemand anderem reden, der nicht hier war. Trotzallem empfand sie die Gesellschaft ihrer, als willkommen und freute sich, wenn ihre Söhne gemeinsam spielten.

Das scheppern von Besteck und der gequälte Schrei ihres Onkels, ließen die Köpfe zu ihm drehen. Viserys war nun gänzlich in sich zusammen gesackt und hielt sich schmerzend den Kopf.
,,Holt die Maester!", befahl Alicent besorgt und wank eine der Wachen herbei. Fast automatisch flog Aerea's Blick zu Daeron, der sich erschrocken hatte und nun an seinem Vater festhielt. Dieser stand nun auf und verließ den Raum. Ebenso taten es Helena und ihre Kinder. Auch Aerea war im inbegriff des Aufstehens, doch wurde sie durch einen leichten Druck an ihrem Ärmel zurückgehalten. Als sie den Blick hob, blickte sie in das Gesicht ihres Onkels.
,,Ich...ich muss...dich sprechen, A- Aerea.", sprach er atemlos, woraufhin sein Kopf nur wenige Sekunden später wieder zur Seite fiel. Aerea brachte nichts mehr als ein Nicken zustande, als sie den Wachen zusah, wie sie den König weg brachten.
Sie spürte wie Ser Cargyll sich neben sie stellte, ohne ihn anzusehen. ,,Ser Cargyll, wert ihr so nett und würdet mich zu dem Gemach meines Onkels begleiten?", stellte Aerea die eher theoretische Frage. Ihr Blick hob sich und sie sah dem Ser ins Gesicht, welches besorgt zu ihr hinab sah.
,,Natürlich, M'Lady.", nickte er und folgte ihr kurz darauf.

An dem Tag, als sie erfahren hatte, dass sie ab sofort eine eigenen Leibwächter haben sollte, hatte sie protestieren wollen, doch nur wenige Monate nach ihrer Hochzeit, hatte Aerea festgestellt, dass der Ser wohl hier ihr engste Verbündete sein sollte.

Vor den Gemächern des Königs blieben sie schließlich stehen und Ser Cargyll nickte ihr kurz zu, ehe er sich neben der Tür positionierte. Aerea atmete noch einmal tief ein, ehe sie kurz klopfte und wartete bis ihr die Tür geöffnet wurde.
Im Gemach selbst, war es dunkel. Eine einzige Kerze war entzündet wurden und spendete genug Licht, um die Umrisse, Viserys', zu erkennen, wie er auf dem Bett lag und gerade von einem der Maester einen Trank verabreicht bekam.
,,Ihr müsst Euch ausruhen, Majestät." Damit stand der Maester auf und ging mit einem prüfenden Blick an sie zur Tür hinaus.

,,Wer...wer ist-", fragte Viserys und musste sich selbst unterbrechen, da ihn eine erneute Welle der Schmerzen heimsuchte.
,,Ich bin es, Onkel. Aerea, deine Nichte..." Aerea trat aus dem Dunkel und ließ sich auf den Stuhl fallen, der vor dem Bett des Königs stand.
,,Aerea...", flüsterte Viserys und suchte ihr Gesicht. Aerea versuchte so gut wie möglich nicht zurückzuschrecken, als sie die rechte Gesichtshälfte ihres Onkels sah. Sie war beinahe gänzlich von Haut befreit und Aerea konnte die Knochen und vereinzelten Sehnen und verblieben Muskeln erkennen.
,,Aerea... Rhaenyra..."
,,Rhaenyra ist auf Drachenstein, Onkel. Sie ist vor drei Jahren dorthin zurückgekehrt." Das Gespräch über ihre Cousine hatte sie des öfteren mit ihrem Onkel. Er schien mit der Zeit zu vergessen, dass sie nicht mehr in Königsmund lebte.
,,Nein... Rhaenyra..." Aerea runzelte die Stirn. Sie hatte geglaubt er wolle sie sehen, doch anscheinend versuchte Viserys ihr etwas anderes zu sagen.
,,Rhaenyra... soll Kö... Königin sein." Viserys Atem ging schneller und er fing an zu husten.
,,Die Reihenfolge ist geregelt, Onkel. Rhaenyra wird dir folgen und nach ihr Jace." Aerea war sichtlich überfordert mit der ganzen Situation die sich hier abspielte. Viserys stöhnte erneut und packte ihren Arm dabei fest. Aerea zuckte zusammen, als sie spürte wie sich sein Siegelring in ihren Unterarm brannte. Entschieden versuchte sie den Arm zurückzuziehen, doch Viserys' Griff war zu fest.
,,Versprich es! Rhaenyra..." Seine Stimme war fest und sein Blick wirkte wild, als er sie ansah und den Griff um ihr Handgelenk verstärkte.
,,I-Ich verspreche es. Rhaenyra wird dir folgen!" Mit aller Kraft die sie besaß, zog Aerea schließlich ihren Arm von im und taumelte einige Schritte zurück. Nie hätte sie gedacht, dass ihr Onkel noch solch eine Kraft besaß...

Stöhnend zeigte Viserys zu seinem Nachttisch. Als ihr Blick dorthin flog, erkannte sie das Schwert ihres Onkels, Schwarzfeuer.
,,Nimm du es...ich...ich habe keine Verwendung..." Viserys' Kopf fiel zurück ins Kissen und er schloss erschöpft die Augen. Aerea schluckte leicht. Es waar nicht ihr bestimmt. Rhaenyra sollte es tragen und nach ihr Jace... Dennoch griff Aerea nach dem Knauf des Schwertes und hob es von der Wand. Es war schwerer als Sturmbringer und ein wenig länger, dennoch lag es bequem in der Hand. Mit einem letzten Blick, durchquerte Aerea nun den Raum und ging zur Tür.

,,Rhaenyra...mein einziges Kind..."

Das war das letzte was sie hörte, ehe sie aus dem Gemach rannte und beinahe gegen jemanden geprallt wäre. Vor ihr, mit leicht zerzaustem Haar stand Alicent und blickte sie verwundert an.
,,Alicent", keuchte Aerea atemlos und hielt ihr schmerzendes Handgelenk. Sie täuschte schließlich eine eilige Verbeugung vor und rannte dann förmlich über die Gänge. Ser Cargyll war ihr dicht auf den Fersen und sah sie fragend an, doch sagte nichts.
,,Ich will nicht gestört werden, Ser Cargyll."

Damit schlug sie die Tür zu ihrem Zimmer zu und lehnte sie schwer atment dagegen. Das Schwert ließ sie kurz darauf unter ihrem Bett verschwinden und lief durch den Raum.
Eilig zog sie den Ärmel ihres Linken Arms nach oben. Auf Höhe ihres Handgelenks erkannte sie den Abdruck von Fingern und das Symbol ihres Hauses. Scherzhaft brannte der Abdruck und Aerea musste abermals ein Stöhnen unterdrücken. Ihr Blick flog durch ihr Gemach, bis er auf ihren Schreibtisch fiel.
In wenigen Schritten, gatte sie den Raum durchquert und hatte sich Zettel und Feder geschnappt.

Den Brief den sie schrieb hielt sie kurz und bündig. Nur die Informationen, die ihre Cousine, die Kronprinzessin, wissen musste.
Doch ehe sie ihn unterzeichnen konnte, geschah das, wovor Aerea seit dem Moment an, an dem sie heimlich Nachrichten an ihre Cousine geschrieben hatte, Angst gehabt hatte.
Die Tür zu ihrem Gemach wurde aufgebrochen und die Wachen der Königsgarde marschierten hinein. Gefolgt von Alicent und Ser Kriston, der die Schwertschneide an den Hals von Ser Cargyll hielt.

,,Lady Aerea Targaryen, ihr steht unter Verdacht gegenüber des Verrates an der Krone. Bis weitere Verbindungen und Tatsachen geklärt werden, seid ihr ab sofort die Gefangene des zukünftigen Königs Aegon dem zweiten Targaryen!"

From Blood To Fire|| HOTD FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt