The meaning of 'nothing'

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"Hey, ich geh' eine Runde laufen, kommst du mit?", fragt Harry mich und rollt sich auf mich. Ich grinse. Seit wir zusammen leben weckt er mich immer so. Zumindest wenn er vor mir wach ist und wir Zeit haben. Ich nicke leicht. "Gib mir noch ein paar Minuten.", murmle ich, schlinge meine Arme um den größeren und küsse ihn sanft.
Etwa eine halbe Stunde später verlassen wir das Penthouse. Wir laufen knappe zehn Minuten in zügigem Schritt, ehe wir anfangen, gemütlich nebeneinander her zu Joggen. Wir reden nicht viel; Wir beide sind eher so, dass wir während dem Training schweigsam sind und uns auf's Laufen konzentrieren. Hin und wieder berühren sich unsere Hände oder wir werden erkannt. Allerdings spricht uns niemand an, worüber ich sehr froh bin. Das letzte was ich will, ist mitten im Training unterbrechen zu müssen, weil irgendwelche Leute Fotos wollen. Zurück im Penthouse gehen wir erstmal Duschen. Mit ein paar Umwegen und etwas Ablenkung schaffen wir es dann auch uns wirklich zu Waschen und schmeißen uns auf die Couch. "Ich muss in dreißig Minuten los zum Training, soll ich dich gleich mitnehmen, oder kommst du alleine hin?", frage ich und streichle durch die länger gewordenen Locken. "Ich komme nach.", antwortet Harry, "Dann mache ich noch ein paar Getränke für heute Abend klar und stelle sie kalt." Ich nicke. "So ein schlauer Mann...", murmle ich grinsend in seine Haare und setze einen sanften Kuss hinein. "So ein Glück, dass er dir gehört, sonst würdest du nicht mehr lange Überleben.", grinst Harry zurück und schaut mich kurz an. "Hey!", ich boxe ihm leicht in die Schulter und drehe mich beleidigt weg. Das schöne Lachen meines Freundes hallt durch den Wohnbereich und ich spüre seine starken Arme um meine Hüfte. "Nicht schmollen.", sagt er und küsst meinen Nacken, "Ich liebe dich doch. Außerdem, einer von uns muss doch Kochen können. Wir würden uns sonst von Fast Food ernähren und das wissen wir beide." Naja... Ganz unrecht hat er ja nicht...

***

Als ich nach dem Training heim komme, ist Harry noch nicht wieder da. Der Kühlschrank an der Bar ist gefüllt und es ist eigentlich alles vorbereitet. Also springe ich nochmal kurz unter die Dusche und spüle mir den gröbsten Schweiß vom Trockentraining ab. Dann schmeiße ich mich in ein etwas schickeres Outfit und hänge mich vor den Fernseher. Bis Harry kommt dauert es wohl noch und bis die Gäste kommen noch länger. Das Team kommt, Tony und da Marco gerade hier ist, habe ich auch ihn eingeladen. Von Harry weiß ich bisher nur, dass Niall, Kara und ein paar aus dem Eiskunstlauf kommen. Aber selbst damit wird das Penthouse ganz gut gefüllt sein. Sobald Harry da ist, springt auch er nochmal unter die Dusche, zieht sich etwas schickeres an und kommt dann zu mir. "Na schöner Mann?", fragt er und setzt sich Zielstrebig auf meinen Schoß. "Hey Süßer.", grinse ich und küsse ihn, "Bereit zu feiern?" "Mit dir immer...", sagt er und kuschelt sich an mich. "Ich... Ich habe noch eine Bitte...", fängt er vorsichtig an, "Ich würde mir wünschen, dass du dich nicht unter den Tisch trinkst. Alexi ist hier und..." "Du vertraust mir nicht...", sage ich trocken. "Doch!", erwidert mein Lockenkopf sofort und schaut mich ernst an, "Ich vertraue niemandem mehr als dir! Aber ich vertraue ihm nicht! Und wenn alle besoffen sind, schon fünfmal nicht. Ich habe Angst, dass er es ausnutzt wenn du dicht bist und dich vielleicht nicht wehren kannst. Bitte versteh' doch. Ich... Ich will einfach nicht, dass das hier Kaputt geht... Ich habe so Angst dich zu verlieren... Noch niemals hat mich jemand so gut behandelt und noch niemals hatte ich so Angst, dass mir eine Liebe genommen wird, wie bei dir..." Leichte Tränen schimmern in seinen Augen und er schaut mich aus einem trüben Grün an. "Oh Harry...", seufze ich und ziehe ihn wieder an mich, "Niemals, hörst du? Niemals würde ich dich Betrügen. Sei es Nüchtern oder Betrunken. Zugegeben, wenn ich dicht bin kann ich auch nichts Garantieren, aber bisher war immer einer der Menschen, die selbst Stockbesoffen noch wissen, dass sie vergeben sind. Das sagt natürlich nicht, dass es zu einhundert Prozent sicher ist... Aber ich könnte das niemals mit meinem Gewissen vereinbaren einen so wundervollen Menschen wie dich, derartig zu verletzen... Das wäre das schlimmste für mich, weil ich weiß, wie sehr du daran Kaputt gehen würdest. Ich verstehe deine Angst und deine Sorge was Alexi angeht, mir geht es nicht anders. Aber er gehört trotzdem zum Team und wenn du möchtest bleibe ich den ganzen Abend bei dir und Trinke nichts." "Lou... Ich will dich nicht an mich Ketten...", sagt der jüngere bedrückt, "Ich will lediglich, dass du aufpasst... Ich kenne Alexi schon ein kleine Weile, nicht gut, aber sein Ruf eilt ihm voraus. Er soll angeblich schon öfter Männer und Frauen angemacht haben, die vergeben sind. Und das mehrfach... Ich meine er wird in sämtlichen Klatsch-Artikeln als Fuckboy bezeichnet und von irgendwoher müssen die Vermutungen oder Gerüchte ja kommen. Bitte, pass einfach auf und behalte deinen Pegel im Blick, okay?" "Natürlich Sun.", antworte ich, lächle leicht und drücke ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. "Gut. Ich liebe dich.", sagt er noch. Als ich dasselbe erwidern will klingelt es gerade und Harry geht zur Tür. Ich kann ein paar Frauenstimmen ausmachen, also folge ich ihm. Philine und Jean, Nicolé, Marta und Jesse stehen im Flur und begrüßen Harry gerade. Nach und nach kommen immer mehr Leute; Alexi hat mich mit einem Siegessicheren Lächeln begrüßt. Was auch immer er plant, es kann nichts gutes sein... Nicht wenn er mich so ansieht, wie eine Raubkatze ihre Beute ansieht. Schon seit dem Moment, als er durch unsere Tür getreten ist, habe ich beschlossen, höchstens zwei Bier zu trinken.

Eine Stunde später ist die Party voll im Gange. Die Leute sind im Wohnbereich und auf der Terrasse verteilt; Überall wird getanzt, gelacht und getrunken. Harry kann ich bei seinen Mädels ausmachen und beobachte eine Weile, wie er mit ihnen redet und lacht. Hin und wieder schweift sein Blick in seine Umgebung, bis er mich findet. Von da an lächelt er mich immer wieder verliebt an. Ab und zu begegnen sich unsere Blicke und bleiben viel zu lange aneinander hängen. Plötzlich schlingen sich von hinten zwei Arme um mich. "Na Hübscher?" raunt mir Alexi ins Ohr, was mit eine eiskalte Gänsehaut beschert, "Ich bin unfassbar Geil auf dich... Und ich bin mir sicher, wenn ich dich einmal Ficke, ist der Lockenkopf ganz schnell vergessen..." Um seine Aussage zu untermalen presst er seine Körpermitte an meinen Arsch und ich spüre, für meinen Geschmack viel zu deutlich, wie hart er ist. Als ich aus meiner Starre erwache stoße ich den größeren von mir, drehe mich wütend um und sage sauer: "Sag mal geht's noch?! Ich habe dir gesagt, dass ich glücklich vergeben bin!", wie Automatisch geht mein Blick in Harrys Richtung. Aber er ist nicht mehr da. Fuck! "Ehrlich, ich mag dich als Freund, aber im Moment verhältst du dich wie ein Arschloch!" So lasse ich den älteren stehen und hetze durch das Penthouse, auf der Suche nach meinem Freund. "Hey, habt ihr Harry gesehen?", frage ich Philine. Sie schaut mich böse an. "Ehrlich Louis?! Ich hätte dich nicht für jemanden gehalten, der Betrügt.", schmeißt sie mir an den Kopf und geht wütend. "Aber!-", setze ich an, aber da ist sie schon in der Menge verschwunden. "Verdammter Mist!", fluche ich und gehe schnell weiter. Wir haben die Party auf den Wohnbereich und die Terrasse begrenzt, weshalb ich nun auf dem Weg in unser Schlafzimmer bin. Bitte sei da...

Ich finde Harry in unserem riesigen Doppelbett wieder. Er hat sich in den Decken und Kissen vergraben und schluchzt leise. "Harry...", hauche ich leise und augenblicklich verstummt das Schluchzen. "Bitte Sun... Lass es mich erklären... Ich weiß, wie es für dich ausgesehen haben muss, aber so ist es nicht... Da ist nichts zwischen Alexi und mir..." Langsam gehe ich auf unser Bett zu. Harry richtet sich schnell auf und schaut mich mit einer Mischung aus Wut, Trauer und Verletzlichkeit an. "Ach nein?!", fragt er laut, "Für mich sah das aber ganz anders aus. Wie er da stand, dich umarmt hat! Seinen scheiß Schwanz an deinen Hintern gepresst hat! Und du hast es zugelassen! Ich denke wir sollten dringend, über die Definition von 'Nichts' reden! Denn für mich war das alles andere, als nichts!"

Liebe durch EisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt