2 Tage zuvor

Das Gewitter tobt draußen, und ich sitze allein in meinem Zimmer. Jeder Blitz erleuchtet für einen kurzen Moment die Dunkelheit und erhellt die Umgebung mit einem grellen Licht. Der Donner folgt, laut und unerbittlich, erschüttert die Fensterscheiben und lässt mich zusammenzucken.

Die Regentropfen prasseln gegen das Fenster, und der Wind heult um das Haus, als wäre er ein wildes Tier, das nach Einlass sucht. Ich kann das Adrenalin spüren, das durch meine Adern rast, und meine Sinne sind auf das Äußerste gespitzt. Es ist, als ob die ganze Natur um mich herum erwacht und sich in einem wilden Tanz entlädt.

Trotz der Furcht, die das Gewitter in mir auslöst, kann ich nicht anders, als von der rohen Schönheit dieser Naturgewalt fasziniert zu sein. Es ist ein Moment der Intensität, der Lebendigkeit und der Verbundenheit mit der Welt um mich herum.

Ich saß am Laptop, dessen Bildschirm mein Gesicht im Dunkeln des Zimmers erleuchtete. Draußen tobte das Gewitter weiter, begleitet von lauten Donnerschlägen und grellen Blitzen, die die Nacht erhellten. Ich versuchte mich auf meinen Aufsatz für Geschichte zu konzentrieren, doch das wilde Wetter lenkte mich immer wieder ab.

Das Thema meines Aufsatzes war die industrielle Revolution und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Ich grübelte über die verschiedenen Aspekte dieser wichtigen historischen Periode nach und versuchte, meine Gedanken in Worte zu fassen. Doch das laute Gewitter und das unheimliche Knistern der Blitze ließen mich nicht zur Ruhe kommen.

Plötzlich spürte ich eine sanfte Berührung an meinem Bein. Ich sah hinunter und entdeckte meine Katze, die sich behaglich in meinem Bett zusammengerollt hatte. Luna, so hieß sie, war eine treue Begleiterin in einsamen Nächten wie dieser. Ich lächelte und strich ihr über das weiche Fell, bevor ich mich wieder meinem Aufsatz widmete, diesmal etwas weniger abgelenkt.

Ich schreckte auf, als ein lautes Krachen das Haus durchdrang und mein Herz vor Schreck einen Moment lang aussetzte. Das Gewitter draußen hatte bereits genug Unruhe verbreitet, aber dieser unerwartete Lärm ließ mich erstarren. Meine Eltern waren nicht zu Hause, und mein Bruder war auch nicht da.

Ein unheimliches Gefühl der Beklemmung überkam mich, als ich langsam die Treppe hinunterging. Der Flur lag im Dunkeln, nur das schwache Licht des Gewitters erhellte die Umgebung. Mit zitternden Händen öffnete ich die Tür zum Keller und stieg die steilen Stufen hinab.

Ein dumpfer Geruch von Feuchtigkeit und altem Staub stieg mir in die Nase, als ich den Keller betrat. Es war düster und gespenstisch, und ich konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Doch etwas zog mich weiter, eine unerklärliche Anziehungskraft, die mich tiefer in den Keller führte.

Plötzlich stieß ich auf eine versteckte Tür, die ich nie zuvor bemerkt hatte. Mit zittrigen Fingern öffnete ich sie und trat in einen geheimen Raum ein. Das schwache Licht einer einzelnen Lampe beleuchtete den Raum, der vollgestopft war mit Büchern, Flaschen mit mysteriösen Flüssigkeiten und duftenden Kräutern.

Mein Herz schlug schneller vor Aufregung und Angst, als ich die geheimnisvollen Gegenstände betrachtete. Was verbarg sich hinter dieser Tür? Und was hatten meine Eltern vor mir versteckt? Die Antworten auf diese Fragen würden vielleicht die Geheimnisse meiner Familie offenbaren – und vielleicht sogar meine eigene Zukunft.

Ich wagte mich tiefer in den geheimen Raum vor und untersuchte neugierig die vielen Bücher, die in den Regalen standen. Ihre verblassten Einbände verrieten, dass sie schon seit Jahrzehnten hier waren. Doch was für Geschichten und Geheimnisse mochten sich zwischen ihren Seiten verbergen?

Neben den Büchern entdeckte ich eine Reihe von Flaschen, die mit seltsamen Flüssigkeiten gefüllt waren. Einige glühten schwach im Halbdunkel, andere strahlten eine beunruhigende Aura aus. Ich konnte nur erahnen, welchen Zweck sie erfüllten und welche Macht ihnen innewohnte.

In einem dunklen Winkel des Raumes fand ich ein Regal voller duftender Kräuter und getrockneter Pflanzen. Ihr süßer Geruch erfüllte die Luft und weckte Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Doch auch hier lag eine unheimliche Atmosphäre, als ob die Kräuter mehr wussten, als sie preisgeben wollten.

Ich fühlte mich wie in einem alten Märchen, das von verlorenen Schätzen und verborgenen Geheimnissen erzählte. Doch dieses Märchen war real, und ich war mitten drin. Was mochte meine Familie hier unten verborgen halten, und was würde geschehen, wenn ich die Wahrheit herausfand?

Ich griff nach dem alten Tagebuch, das auf einem verstaubten Tisch lag. Seine Seiten waren vergilbt und brüchig, doch der Einband verriet, dass es schon viele Jahrhunderte überdauert hatte. Vorsichtig öffnete ich das Buch und begann, die feinen, altertümlichen Buchstaben zu entziffern.

Die ersten Zeilen erzählten von einem jungen Mann namens Halton, der vor tausend Jahren in einem abgelegenen Dorf namens Lake Wood lebte. Er und sein Bruder Lucas waren unzertrennlich und teilten ein tiefes Band der Verbundenheit. Doch schon damals umgab sie ein dunkles Geheimnis, das sie zu beschützen suchten.

Mit jedem Satz wurde mir klarer, dass die Geschichte von Halton und Lucas weit mehr war als nur ein einfaches Tagebuch. Es war ein Zeugnis von Liebe und Verrat, von Tapferkeit und Opfern, von einer vergangenen Zeit, die doch so lebendig schien.

Als ich weiterlas, wurde mir bewusst, dass die Geschichte von Halton und Lucas auch meine eigene Geschichte war. Denn ihre Geheimnisse und Intrigen hatten bis in die Gegenwart gereicht und waren nun Teil meines Lebens geworden. Doch was würde ich aus dieser Erkenntnis machen, und welche Rolle sollte ich in diesem alten Märchen spielen?

Blair starrte auf den Namen "Dorothea Hawthorne" im alten Tagebuch und ein Schauer lief ihr über den Rücken. War das etwa eine ihrer Vorfahrinnen? Die Vorstellung, dass sie ein Teil einer so mysteriösen Geschichte sein könnte, faszinierte und beunruhigte sie zugleich.

Sie musste mehr über Dorothea Hawthorne und die Geschichte ihrer Familie erfahren. Doch im Moment hatte sie keine Zeit dafür. Sie steckte das Tagebuch schnell unter ihre Jacke und verließ den geheimen Raum, bevor ihre Eltern nach Hause kamen.

Blair hörte die Autotür zuschlagen und das Klirren von Schlüsseln an der Haustür. Schnell lief sie die Treppen hinauf zu ihrem Zimmer, während ihr Herz wild gegen ihre Rippen pochte. Ihre Eltern waren wieder da.

Zwischen Feuer und Eis: Die Verborgenen Schatten der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt