Kapitel 11 - Regenbogen bedeutet Hoffnung

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Phoenix

Das Rauschen des Meeres, dringt sanft an meine Ohren. Die Sonne über uns lässt den Sand und die Wellen funkeln. Ich liege auf dem Bauch, mitten auf einer großen Picknickdecke, die Füße dem Himmel entgegen gestreckt. Vor mir liegt der kleine Leo, auch er auf dem Bauch, die Füße wackeln hoch und runter. Seine Hände sind vor ihm ausgestreckt und während Magnus sie in einem matten schwarz grundiert, tupfe ich ein Camouflagemuster in pink darauf.

„Siehst du? Mit diesen Stempeln sind Muster ganz einfach. Man darf nur nicht ungeduldig sein!" „Und wenn man zu viel drauf tut? Und kleckst?" Will er mit wackelnden Füßen wissen. „Na dann macht man es ab und versucht es noch einmal!" , zwinkernd steckt Magnus sich eine Traube in den Mund.
Ich schaue zum Meer, wo gerade ein Team aus der Tiermedizin, vorsichtig die notwendigen Check Ups bei den Delfinen macht. Aleix und Alec spielen eine Runde Volleyball mit Leos Vater.

Malia, Magnus Studiumsfreundin, hilft ihrer Schwägerin beim Aufbau des mobilen Grills. In dieser Familie ist dies wohl das Ding der Frauen. Ich vermute ja, sie machen es liebend gern, weil sie dabei ungestört über uns alle reden können. Dass sie dies tun, merke ich an ihren Blicken und ihrem Kichern.

Leos Mutter scheint Gefallen an Alecs Hintern gefunden zu haben. Nun, verdenken kann man es ihr nicht. Gucken ist ja erlaubt. Wobei ich Aleix' Hintern besser finde. Aleix ist fünf bis sechs Zentimeter kürzer als Alec, seine Muskeln sind nicht so lang, seine Schultern breiter als Alecs. Natürlich ist somit auch seine Hüfte anders gebaut. Sein Po ist ein Latino - Po. Knackig rund.

Ich erschrecke leicht als Magnus mich zwickt. „Huch! Sorry!" Vorsichtig betupfe ich den letzten Nagel, während Magnus mich wissend angrinst. Er sagt aber nichts, immerhin ist Leo hier definitiv zu jung um sexuelle Anspielungen zu hören.

Stattdessen beginnt er jeden Nagel mit einem Finishlack zu bepinseln. Leo schaut wieder interessiert zu, seine Augen huschen dabei immer wieder zu meinen Handgelenken.
„Meine Armbänder gefallen dir, oder?"
„Ja! Besonders die glitzernden!"
„In New York glitzern die oft weniger, hier scheint die Sonne viel kräftiger!" Er schaut wieder zu Magnus Händen, die seine fertig lackieren. „Aber dafür ist das in New York normal!"
„Was meinst du?"
„Na Magnus und du, ihr schminkt euch, lackiert die Nägel, tragt richtig Schmuck. Das ist normal in New York, oder?"
„Leo ..." , sanft berühre ich sein Kinn. „ ... wirst du oft geärgert? Weißt du Kinder die gemein zu dir sind wegen Klamotten und ähnlichem, die wurden von ihren Eltern blöd erzogen. Sie wissen es nicht besser. Glauben an dumme, alte Stereotypen, wie dass nur Mädchen pink anziehen dürfen und nur Jungs Football mögen!"

"Farben sind für alle da", sagt Magnus und betrachtet sein fertiges Werk. Er lächelt und Leo schaut ihm mit glänzenden Augen entgegen. "Das ist so cool. Danke."

„Es ist toll, dass du dich trotzdem nicht einschüchtern lässt. Weißt du, ich hab erst letztes Jahr angefangen Eyeliner zu nutzen und noch später erst Nägellackieren gelernt."
„Echt?" Leo macht große Augen.
„Ja, ich war viele Jahre zu krank um die Kraft dafür zu finden. Es war mir nicht wichtig."
„Phoenix hat Cystische Fibrose!" , Magnus berührt Leos Haar. „Weißt du...?"
Der Junge nickt aufgeregt. „Wie Tonia in meiner Klasse! Die ist so cool! Sie steht mir immer bei, wenn mich jemand wegen meiner Haare oder Kleidung angeht! Mom sagt immer, das Tonia durch ihre Krankheit eben weiß was zählt. Und das sind nicht die Äußerlichkeiten oder sowas!"
„Deine Mom ist ziemlich schlau!" Magnus zwinkert und lacht frei, als Leo keck sagt , „Meistens jedenfalls!"

Dann seufzt Leo. „Mein Dad hat manchmal mehr Probleme mit mir."
„Nicht mit dir!", sage ich und nehme die Kinderhand in meine. „Er versteht es nur nicht. Er sieht dass du Sport magst, gerne rumtobst, Star Wars liebst - was man immer noch als typisch Junge sieht und dann magst du aber auch pink, Glitzer, Schminke und Schmuck - was man als typisch Mädchen ansieht. Er liebt dich und genau deswegen macht er sich leider Sorgen. Und leider nicht zu Unrecht. Du wirst schon gemobbt. Du musst ihm sagen, dass dies erträglich ist, solange er dein Dad ist. Weißt du, mit 12 sagte ich meinen Eltern, dass ich Jungs mag. Ich dachte ich würde sowieso nicht alt werden und wollte das sie alles über mich wissen. Es war nie ein Problem in meiner Familie. Aber auch sie sorgten sich. Besonders weil mein Leben schon schwerer war."

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