Kapitel 13 - Blick in die Zukunft

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Phoenix

Nachdenklich betrachte ich die Notizen auf meinem Block und die Daten auf meinem Handy, während ich am letzten Krümel des Pancakes kaue.

„Das könnte gehen. Tatsächlich könnte das funktionieren!"
„Was könnte funktionieren? Planst du die Weltherrschaft?" Aleix lässt sich neben mich sinken, küsst dabei sanft mein Haar. Ohne ihn anzusehen, halte ich ihm mein Handy hin. Eine App ist geöffnet, die meine Werte speichert und in der ich dann zusätzlich notiere was ich gegessen habe und welche Aktivitäten meinen Tag gefüllt haben. Er grinst leicht. „Ziemlich viel Hasenliebe!" „Blödmann!" , maule ich, genau wie damals als ich gezeigt habe das ich mir ein Symbol für unsere privaten, körperlichen Aktionen ausdenken musste. Ein Herz mit einem Hasen. Dr Harrison ahnt natürlich was dieses Symbol heißt, aber wir haben ein unausgesprochenes Agreement, dass er es nicht anspricht. Es reicht das er annehmen kann, wir waren aktiv miteinander.

„Ich habe etwas entdeckt! Ich bin meine medizinischen Archivdaten durchgegangen. Ich befolge immer noch das Spritzschema nach TX. Mittlerweile nehme ich aber viel weniger Kortison. Ich studiere wieder aktiv, gehe raus, habe dich. Auch emotional hat sich viel geändert. Ich esse anders. Ich bin älter...Was ist...wenn ich einfach eine Neueinstellung brauche?"

„Du meinst ein anderes Insulin? Aber du nimmst doch schon das kurzzeitig wirksamste auf dem Markt?"
„Das stimmt. Es soll zwei Stunden nach dem Essen wirken und dafür sorgen, dass der Zucker dann im normalen, beziehungsweise höchstens leicht erhöhtem, Bereich liegt. Doch durch meine von der CF beeinträchtigen Verdauung wirkt dieses Insulin bei mir schon 4 bis 6 Stunden. Daher muss ich meine Zwischenmahlzeiten auch stets einhalten, sonst unterzuckere ich auf jeden Fall. Seit fast 10 Jahren nehme ich täglich Kortison, welches den Zucker auch erhöht. Ich hatte jahrelang hohe Entzündungswerte, auch das ein Grund für hohe Zuckerwerte. Damit ich tagsüber zu Mahlzeiten keine Dosen von 20 Einheiten oder mehr brauche, spritze ich abends eine erhöhte Menge Langzeitinsulin. Aber auch dieses wirkt wahrscheinlich öfters verzögert bei mir. Sagen wir ich gehe um 23 Uhr mit einem Wert von 180 schlafen. Sagen wir das Insulin das ich gegen 18 Uhr zum Abendessen gespritzt habe, wirkt es jetzt vollkommen. Zeitgleich beginnt die Langzeitdosis zu arbeiten. Das könnte doch erklären, warum ich oft so niedrig aus der Nacht komme. Besonders wenn ich ...ähm..." Aleix grinst verschmitzt.
„Wenn du lieb zum Häschen warst?"
So nicht mein Freund! Ich lehne mich vor und packe ihn am Nacken. „Genau mein Häschen!" , grinsend presse ich meine Lippen auf seine, aus denen ein beleidigtes Grummeln dringt, welches aber schnell zu einem genussvollen Seufzen wird.
Nach dem langen Kuss, umschlingt er mich fest. „Erklär' weiter!"
„Wenn ich also meine Langzeitdosis runterdosiere und zusätzlich die Abenddosis, könnte ich in der Lage sein die besonders häufigen Unterzuckerungen Abends und morgens zu verhindern. Die haben nämlich echt Überhand gewonnen!"
Er nickt nach einem genauen Blick auf die Diagramme die meine Zucker App anlegt. „Verstehe. Müsstest du dafür ins Krankenhaus?"
„Nee. Früher hat man das gemacht. Heute macht man das gleich zu Hause, denn man muss ja sehen ob es im normalem Alltag des Patienten funktioniert!"
„Du wärst also allein damit? Wenn du keine Uni hast und ich arbeiten bin?"
„Ja. Vielleicht übernachte ich dann für eine Weile bei meinen Eltern ein. Um sicherer zu sein."
„Wann könntet ihr das starten? Diese Woche schon?" Aleix steht auf und reicht mir die Hand. Ich lasse mich hoch- und dann rüber zum Tisch, an dem unsere Freunde warten, ziehen.
„Nein. Ich hab ja diese Woche die Check Ups. Da werde ich das mit Dr Harrison besprechen und dann nächste Woche in Angriff nehmen, wenn er der Idee zustimmt."
„Das wäre toll! Dann kannst du bei mir übernachten! Ich werde an deiner Seite sein!" Er strahlt förmlich, zieht mich hinab auf seinen Schoß. Irritiert sehe ich ihn an. „Bitte was?"

Aleix sieht fragend zu Alec. Alec sieht ernst zurück, sieht zu Magnus, dann wieder zu uns und nickt mit einem sanften Lächeln. Wie so oft überkommt mich der Drang ihn zu zeichnen. Stark, aber oh so verletzlich und sanft! Magnus liebevoller Spitzname „Engel", passt wirklich. Der Kriegerengel, der kämpft wann immer nötig, aber auch sensibel und das Schöne liebend. Wenn Aleix das Feuer ist, mit Bronzeaugen wie Lava, leidenschaftlich heiß und sinnlich, ist Alec das Eis, mit Eisaugen in denen jedoch die Wärme des Sommerhimmels wohnt, für die die wirklich ihn sehen. Irgendwann, bald, möchte ich unsere zwei Helden, so gleich und doch so unterschiedlich, zeichnen. Es soll mein Jahresendprojekt für den Kurs im Charakterzeichnen werden.

Dreams come trueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt