Kapitel 16 - Das kleine Stück vom puren Glück

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Phoenix

„Das war wundervoll!“ Aleix' Stimme ist ein leises Flüstern, seine Lippen berühren sanft meine Stirn. Wir liegen friedvoll erschöpft nach unserem irgendwie sanften und doch so leidenschaftlichen Sex, dicht aneinander gekuschelt, in meinem Bett.

Wie sooft schwirren tausend Gedanken und Gefühle durch meinen Kopf und finden nicht den Weg zu meiner Zunge. „Ich bin so froh, dass es Kondome gibt!“ , kommt mir schließlich der absurdeste Gedanke über die Lippen.

Einen Moment ist es still und ich würde am liebsten aus dem Fenster springen. Ich und mein dummes Hirn! Die Stille verängstigt mich, doch dann wird sie auch schon hinfort gejagt von einem fröhlichen, prustendem Lachen. Aleix Brustkorb unter mir, hebt und senkt sich unter einem leisen Lachen. Seine Arme schlingen sich fest um mich, so als ob er spürt, dass ich peinlich berührt lieber fliehen möchte.
„Haha…Sorry. Bitte was?“
„Ich…ähm…vergiss es! Das war nur post-koitaler Unsinn. Mein Hirn funktioniert nicht richtig.“
Sein Lachen beruhigt sich etwas, zärtlich fährt er eine Hand durch mein Haar. „Nichts was aus deinem Mund kommt, wird jemals Unsinn für mich sein! Die Aussage kam nur so unerwartet. Erklär’s mir bitte?!“
„Ich…ähm…“, ich lasse einen Finger Kreise über seinen Brustkorb ziehen, etwas das ihn wohlig erschaudern lässt, „…musste nur gerade denken, dass ohne Kondom der ganze Schnodder rumsaut und man definitiv dann sich selbst und eventuell sogar das Bett erst sauber machen muss. Darauf habe ich nach dem Sex aber so gar keine Lust. Ich will dann kuscheln und einfach nur den Nachhall der Gefühle genießen!“
„Hmmm. Das ist definitiv kein Unsinn, Liebling.  Das ist schon ein negativer Punkt für Bare Sex. Trotzdem kann ich dir sagen, dass es einfach auch ein intensives Gefühl ist. Sich ganz ohne Schutz zu fühlen, den anderen zu spüren und ja, auch den Erguss zu spüren, zu sehen wie sich das eigene Sperma mit dem des geliebten Partners mischt, das macht schon etwas mit dir.“
„Fehlt dir das? Sex ohne alles dazwischen?“ Ich fürchte mich vor der Antwort, denn ich bin noch lange nicht soweit ohne Schutz Sex zu haben, werde vielleicht nie soweit sein.

„Hmm. Nein. Und ja. Ich kann dir keine konkrete Antwort darauf geben. Du weißt ich hab nie ohne Schutz rumgemacht. Beziehungsweise wenn es Analsex war, hab ich immer auf Verhütung bestanden. Auch zu Beginn meiner Beziehung mit Calvin. Erst nach der Verlobung, haben wir nicht mehr verhütet.“ Er fährt eine Hand über sein Gesicht. „In der Hinsicht bin ich ein Kind der mexikanischen, konservativen Erziehung. Eine Ehe ist heilig. Wenn man heiratet, dann um sich an einen Menschen zu binden. Dann sollte Verhütung kein Thema mehr sein, wobei ich mir natürlich durchaus klar bin, dass um sich vor ungewollten Schwangerschaften zu schützen, für viele straighte Paare,  Verhütung ein Thema bleiben muss. Natürlich auch bei Paaren, bei denen einer HIV positiv ist. Trotzdem war der Verzicht auf Kondome für mich etwas ganz intimes, wichtiges. Etwas von dem ich dachte, es würde für immer Calvin gehören.“
„Bereust du das? Du weißt es war seine und nicht deine Schuld!“ Ich greife seine ruhelos umherstreifende Hand und verwebe sie mit meiner. Sanft küsse ich seine Fingerknöchel.
„Manchmal…“ , seine Augen schließen sich, kurz presst er die Lider zusammen, „…Manchmal tut es noch so weh, weißt du? Nicht das ich ihn irgendwie vermisse oder ihn zurück will. Niemals. Ich weiß auch, ich war von einem falschen Bild getrieben. Ich hätte seinen Antrag niemals annehmen sollen. Ja, meine Hochzeit, diese Entscheidung, bereue ich tatsächlich. Aber jeder macht Fehler und falsche Entscheidungen formen uns für das Leben. Das macht mich nicht traurig. Aber was weh tut, ist sein Verhalten. Ich gab ihm das intimste, mich ohne alles zu spüren und er? Hat rumgehurt, mit weiß Gott wie vielen Männern rumgefickt auch ganz ohne Schutz. Das er nicht auf sich selbst geachtet hat? Okay, seine Entscheidung, seine Konsequenzen. Aber ich? Ich war unwissend in Gefahr! Ich könnte jetzt HIV positiv sein, oder Herpes haben. Ich hätte einen Pilz bekommen können. Tripper. Syphilis. Eine der Hepatitis Arten! Verdammt an einigen dieser Erkrankungen kann man sterben! Und das war ihm egal. Ich war ihm egal. Und das wird irgendwie immer weh tun!“

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