🩻Kapitel 15

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Die Bäume dienten als Gedächtnisstütze und als Anzeichen dafür, dass die Stadt weit hinter ihnen zurückgelassen war.

Man mochte nicht einmal mehr bedeuten, in welcher Richtung sie hinter den Baumwipfeln verschluckt worden war. In der Dunkelheit wurde man dazu angehalten, an seinem eigenen Orientierungssinn zu zweifeln. Das endlose dunkle Meer der Nacht, bestehend aus Baumwipfeln und dem ersten Schneefall des Jahres, verhinderte jede weitläufige Sicht und die Navigation durch die Landschaft glückte nur mit der altmodischen Karte aus Papier, aus der man sich den labyrinthartigen Weg zusammenreimen konnte. Insofern man imstande war, mit einer Karte umzugehen die nicht in digitaler Form existierte. Die dichten Baumwipfel wurden weniger, je weiter der SUV aufs Land fuhr. Der Mond spendete Licht, es kämpfte sich tapfer durch die wilden Schneeflocken hindurch und es beschien die Umgebung der Wälder und Wiesen gerade so, dass man einen Vorgeschmack auf Halloween erhielt. Ein bisschen fühlte Jungkook diese Stimmung, während er sich in den Sitz klammerte und der Landschaft beim Vorbeisausen zusah. Gruselig, stieg ihm in den Sinn und er fröstelte trotz der aufgedrehten Heizung. Er saß am Fenster und damit am dichtesten an dem warmen Luftzug, dennoch bewirkte sie nicht die gewünschte Entspannung und die Fingerspitzen blieben weiterhin eisig kalt, gleich wie dicht sie Jungkook an die Heizung drückte. Sein Herzschlag beruhigte sich nicht und würde er sich nicht zwingend an einen gleichmäßigen Rhythmus halten, soviel war ihm bewusst, würde er sich aus eigenen Kräften in eine Panikattacke hoch eskalieren. Angst, deutete Jungkook die körperlichen Anzeichen und schnaufte verächtlich auf. Na super, genau das brauche ich jetzt.

Automatisch verfiel sein rechtes Knie in ein hibbeliges Auf-und ab. „Das ist eine beschissene Idee", murmelte er und schluckte trocken. „Total beschissen"

Der Kerl zu seiner rechten, der ohnehin schon griesgrämig genug war weil sich Jungkook weigerte in der Mitte zu sitzen und er sich deswegen zwischen die Mittelkonsole zwängen musste, rümpfte die Nase und knurrte ihn an: „Es war deine Idee"

„Das weiß ich", murrte Jungkook und vermied es, den Hühnen anzublicken. Schwarz war das Markenzeichen der Black Dragon, gleich ob schwarze Lederjacke oder Mütze, Gesichtsmaske – schwarze Kleidung wies dich als Mitglieder des gefürchteten Verbrechersyndikats aus. Jungkook's schwarzer Mantel wirkte wie er komplett fehl am Platz, und diese Verbitterung zeigte sich in seiner eingefallenen Haltung.

„Keine Ahnung, was sich Namjoon dabei denkt. Ich werde euch keine Hilfe sein, falls es zu einem Schusswechsel kommt" , teilte er seine Bedenken mit und fuhr sich zum wiederholten Male durch die zerzausten Haare, die seine Nervosität verrieten und ihm den Flair eines verrückten Wissenschaftler verschaffte.

Der SUV war mit Jungkook und vier Black Dragon auf dem Weg in den letzten Suchquadranten der Gegend rund um Kensington, Namjoon hatte Jungkook bewusst mit diesen Männern losgeschickt weil sie Teamplayer waren und nicht wie viele andere der eingeteilten Sucher als Einzelkämpfer ihr eigenes Ding durchzogen. Namjoon würde es offen niemals zugeben, hatte es vorhin auch nicht, doch weil er Jungkook aus seiner Komfortzone heraus beorderte wo er nie zuvor im Einsatz praktizierte, da tat er sein Bestes um ihm qualifizierten Schutz zur Verfügung zu stellen. Die Furcht in seinem Antlitz, das schwere Gewehr in seinen unbeholfenen Händen – all das war absolut die letzte Alternative, die Namjoon beabsichtigte niemals zum Einsatz zu bringen. Doch Taehyung war eindeutig verletzt worden und brauchte ärztliche Hilfe, unverzüglich, und deswegen würde er seine fähigsten Teamplayer als Verstärkung mit dem Arzt losschicken. Ob es Jungkook passte, oder nicht.

„Für den Schusswechsel sind wir da", warf Keith vom Fahrersitz aus ein, mit seiner sozialen Komponente galt er als der unausgesprochene Anführer dieser Gruppe und wurde daher sogleich mit dem ihm zustehenden Respekt anerkannt.
Keith ist früher Teil des Militärs gewesen und diente im Krieg, wie Namjoon einem total aufgelösten Jungkook etwas Sicherheit einreden wollte, mit seiner Disziplin greift er ein wenn's brenzlig wird. Im Rückspiegel streifte er kurz Jungkook's zweifelnde Miene. Er richtete seine Sicht zurück auf den Landweg, der unbeteert und an einigen Stelle abgesenkt dafür sorgte, dass man nur sehr langsam und mit vorsicht vorankam. Den Schneefall außen vorgelassen, denn der sorgte anderweitig für Einschränkungen indem er das Licht der Scheinwerfer abwürgte. Die Schlaglöcher durfte man nicht unterschätzen, die bei Unbedacht sehr schnell für eine gebrochene Achse sorgen konnten. Keith, für den schwieriges Terrain wie ein normaler Weg zur Arbeit abgeschwächt war, manövrierte das Gefährt mit einem lässigen Schlenker des Lenkrades um eine Absenkung und verdeutlichte den Grund ihrer bunten Teammischung: „Rodd, Thacker, Bryan und ich geben dir Rückendeckung. Damit du Taehyung helfen kannst"

Dr. Criminal (Criminal!AU)   VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt