🩻Kapitel 31

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Last kap 🥹🥲


„Darf ich Ihnen eine Frage stellen?", rückte sich der Therapeut die Brille auf der Nase zurecht und faltete seine Hände. Damit distanzierte er sich klar und offen von seinen angefertigten Notizen und verdeutlichte sinnbildlich, dass er diese Frage nicht in die Aufarbeitung der Sitzung einbeziehen mochte. Ehrliches Interesse bewegte ihn zu diesem Gedankengang und der nachfolgenden Entscheidung, die Antwort zu erhalten von demjenigen, der ihm ein immer bekannteres Gesicht in seinen Patientenakten geworden war.

„Taehyung, würden Sie sagen, dass Sie mit einer gewissen Sicherheitsdistanz inzwischen über diese Thematik sprechen, weil ich mit Ihnen schon 2 Jahre diesen Verarbeitungsprozess gehe, oder aber...", seine klugen Augen funkelten und die Mundwinkel zuckten wie die seiner Mutter, wenn sie ihm eine Frage stellte auf die die Antwort längst klar ersichtlich an seinen erröteten Wangen abzulesen war. „...weil Sie anderweitig diese Erfahrungen verarbeiten?"

Taehyung errötete und sank in den Sitz zurück, gerade so viel, dass er auf frischer Tat ertappt keine andere Möglichkeit sah, als ehrlich zu sein. Seit zwei Jahren schon führte er die verschiedensten Gespräche mit dieser Mann, Dr. Park Jimin, und kein einziges Mal fühlte er sich ihm unterlegen, bewertet oder gar entwertet wegen dem, was ihn überhaupt erst zu einem Stammpatienten machte. Dr. Park verstand ihn und wenn er es nicht tat, dann fragte er nach um eine Hilfestellung anzubieten und Taehyung mochte die Art und Weise, wie er in diesem Raum behandelt wurde. Normal. Nicht wie ein Opfer, sondern wie ein Mensch der eben ein bisschen mehr durchmachte als ein anderer. Gleichwertig. Es schuf Vertrauen und mittlerweile traute er sich tatsächlich über Details zu sprechen, sie aus der Verdrängung zu krempeln und aufzuarbeiten selbst wenn es ihn zu Tränen bewegte wenn er sich diesen Gefühlen ein weiteres Mal stellen musste.

Das erste Mal, Taehyung erinnerte sich unglücklicherweise ziemlich gut an diesen Nachmittag, als er mit Tränen in den Augen über seine allererste Nahtoderfahrung erzählte, mit eisigem Wasser in den Lungen und dem Kopf tief in die Wanne gedrückt, da war er so erschüttert im Stuhl gekauert, dass Jin aus dem Wartebereich hereinkommen und ihn nach Hause fahren musste.

„Ich...ich weiß es nicht genau. Sie helfen mir mental keinen Knacks für's Leben zu kriegen", gestand er und fühlte sich merklich wohler, als der Therapeut amüsiert über den humorvollen Konter lächelte und ihm durch das Schweigen anbot, sich zu öffnen so viel er bereit war. Dafür hatte man ihn engagiert. Dass er zuhörte, und nicht sprach. Taehyubg schluckte unwohl, denn in dieser dunklen Miene vor 2 Jahren war er zu größerem Schaden gekommen, als bloß die Psyche. Noch heute wurde er durch die Narben an den Handgelenken an die Dunkelheit erinnert, beim Umziehen oder Duschen. Rutschte der Ärmel hoch, prankten die Kabelbinder um die Gelenke und fesselten ihn brutal an rostige Bettpfosten. Zittrig schüttelte er den Kopf um die Schattenmonster zu verdrängen, sie waren längst nicht mehr bemächtigt ihm zu folgen, doch wenn er nur lange genug auf die Narben guckte, wenn er sich erinnerte das sie präsent waren, dann setzte das Grausen ein.

Tief holte er Luft und offenbarte ein Laster, das er nicht bereit war in vollem Umfang mit dem Therapeut aufzuarbeiten. Dr. Park's hochgradigen Auszeichnungen und Qualifikationen in Ehren, doch Taehyung wusste, dass er an dem folgenden keine aktive Beteiligung am Heilungsprozess trug. Dabei half ihm jemand anderer. Dabei würde er sich nur an eine Person wenden, und die wartete immerzu darauf mit Rat und Tat und Umarmungen tätig werden zu dürfen. Weil sie Menschen half.

„Sie wissen, was die...die gemacht haben?", wisperte er tonlos und verschränkte instinktiv die Arme vor der Brust und senkte ausweichend den Blick, wollte sich die Blöße nicht geben die unter einer abgezogenen Maske in seinen Augen stand. Die verstrichenen 24 Monate schoben eine große Distanz zwischen die Vergangenheit und die Gegenwart, erlaubten ihm sich abzuschotten, dennoch waren die Erinnerungen manchmal stärker als die Kraft der Verdrängung. „T-tut mir leid, es ist schwer über diese Erlebnisse hinwegzukommen, wenn mir am ganzen Körper die Relikte eingenarbt sind. Damit...", er umfasste die aufgerauten Handgelenke. „...hilft mir jemand anderes"

Dr. Criminal (Criminal!AU)   VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt