🩻Kapitel 25

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Die Lichter durften nicht brennen und daher füllte sich das heruntergekommene Zimmer mit verstreichender Zeit und einbrechender Dämmerung mit derselben Finsternis, die sowohl Schatten beherbergte, als eine stille Flucht zum Gelingen unterstützten.

Wie auf glühenden Kohlen marschierte Jungkook haltlos vom Badezimmer ins Wohnzimmer, zog einen Schlenker um den Tisch auf dem die Karte in voller Größe aufgefaltet lag und beachtete sie nicht, als er in ungedrosseltem Tempo eine Kurve machte und wieder in Richtung Badezimmer verschwand. Eigentlich steht mir eine Familienpackung Eis und Kippen zu, bei den Kalorien die ich mir runterlaufe. Ruhelos und mit einem Herzschlag so stetig wie sein Schritttempo grübelte er die verschiedensten Szenarien durch, hinterfragte jede Option auf eine erfolgsversprechende Prozentzahl und konnte sich nicht für eine entscheiden. Scheinbar spuckte sein unzuverlässiger Verstand gerade nur die Form von Plänen aus, die einen Makel besaßen und beim kleinsten Anzeichen eines Denkfehlers verwarf er die These.

Seit einer Stunde schon versuchte er sich die überschüssige Energie abzulaufen, die ihm das Adrenalin einflößte. Es dämmerte draußen bereits und nicht mehr lange, und sie würden aus dieser Stadt ihre Flucht wagen. Hinter sich auf dem Beistelltisch, die Spritze hatte er längst entsorgt damit Taehyung nicht versehentlich in Berührung mit dem Rauschmittel geriet, hatte er auf der Karte mit einem Kugelschreiber eine halbwegs passable Route eingezeichnet. Sie führte auf direktem Weg aus der Stadt und über die Schnellstraße hinauf auf die Autobahn, der Legende nach zu urteilen und dem Abstand der darauf vermerkt war, trennten sie zirka 600 Kilometer von ihrer Heimatstadt.

600 Kilometer bedeuteten bei einer gleichbleibenden Durchschnittsgeschwindigkeit von 150 kmh aber immer noch satte 4 Stunden Fahrzeit. Dabei waren aber noch nicht eingerechnet die unvorhersehbaren Hindernisse wie Staus, dichtes Verkehrsaufkommen, Baustellen die man umfahren musste und, das fiel Jungkook inmitten seiner hitzigen Grübeleien ein, diese Berechnungen stellte er allesamt mit der Prämisse an, überhaupt erst im Besitz eines fahrbaren Untersatzes zu sein. Was ich nicht bin. Dieses wiederum musste allerdings einen vollen Tank haben und wenn man in Betracht zog, in welcher unterpriviligierten Umgebung sie hausierten, dann mochte man sich doch die Haare einzeln rupfen.

„Fuck! Ich brauch 'ne Zigarette! So ein verfluchter Mist!", fluchte er gedämpft und blieb vor dem Fenster stehen, hob beide Hände und fuhr sie in gespreizter Fingerhaltung gleichzeitig durch die Haare, bis sie ihm dermaßen zerzaust vom Kopf abstanden, als habe er fröhlich in eine Steckdose gefasst. Entmutigt sackten ihm die Schultern runter und er beobachtete den konstanten Strom aus Männern, deren Staturen selbst in großen Mänteln versteckt vor ihm nicht verborgen blieben. Wie kleine Zwerge trollten sich ihre Schatten in demütig eingesackter Haltung die Straße hinauf bis zu dem Strip-Club im unteren Geschoss des Hauses. Fest kniff er den Mund zu einem schmalen Strich und dachte sich seinen Teil, zu übel würden die Beschimpfungen klingen mit denen er diejenigen degradierte, die fern von ihrem Familienleben nach Gelüstbefriedigung suchten.

„Wir müssen wirklich aufpassen, dass wir ungesehen davonkommen", murmelte er geistesabwesend und schluckte, denn so wie es aussah, erfreute sich der Club großer Beliebtheit und lockte zahlreiches Publikum an. Gegen die Männer diesen Kalibers, mit Schultern so breit wie der Motorblock eines LKWs und einem Rumpf so übertrieben gestrotzt, dass es selbst Namjoon Konkurrenz machen könnte, dagegen hatte Jungkook mit seinem dünnen und untrainierten Körper praktisch schon jetzt verloren. Die Fäuste konnte er heben, aber die fehlende Erfahrung und das seit zwei Jahren ausgeschlagene Selbstverteidigungstraining holten ihn nun bitterlich ein und jetzt, da es so enorm wichtig war stark zu sein, fühlten sich seine Knie ganz weich an. Was hab ich mir dabei gedacht, mir einzureden, als Arzt einer illegalen Verbrechergemeinschaft immun gegen einen Ernstfall zu sein?

Jungkook holte tief Luft und schloss dabei die Augen, konzentrierte sich auf die Luft in seinen Lungen und den Herzschlag in seiner Brust. Ein paar Mal wiederholte er das Ritual, erdigte seine wirren Gedanken, ehe er sich umdrehte und auf das Bett hinschritt. Er beugte sich über die schlafende Silhouette von Taehyung, der sich unter der Decke zusammengerollt hatte und Jungkook würde ihn gerne weiterschlafen lassen, ihn fernhalten von den Dingen die auf sie zukamen aber ihm war bewusst, dass es jetzt endete. Die Flucht. Einmal noch würden sie tapfer sein müssen um zurück nach Hause zu kehren.

Dr. Criminal (Criminal!AU)   VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt