Dr. Criminal (Criminal!AU) Vkook

🩻Kapitel 21

Nervös kratzte sich Jungkook am Kopf und faltete die Hände ineinander, befand diese Haltung als untauglich für seine emotionale Aufgewühltheit und vergrub die Finger daher in den Hosentaschen damit sie nicht irgendetwas dummes machten. Beschämt senkte er den Kopf, er wollte es strikt vermeiden, den Ausdruck von Verlegenheit zu offenbaren der ihm quer über das Gesicht stand. Nicht nur symbolisch, sondern in seiner Stimme, denn er neigte seit Neuestem dazu, sich selbst zu verraten.

Der Jäger, dessen Namen immer noch ein Geheimnis war und das es wohl für den Rest ihres geduldeten Aufenthalts bleiben würde, hatte sich nach der Augenspülung mit einem kritischen Blick auf Jungkook zurück in die Küche verzogen, wo er sich an den Abwasch machte. Anschließend zeigte er den beiden Eindringlingen das Schlafzimmer, das er ihnen mitsamt frischer Schlafklamotten zur Verfügung stellte. Die Pullover, Hosen und dicken Socken hingen wie übergroße nasse Kartoffelsäcke an ihren Körpern und dennoch zeigten sie sich erkenntlich, denn während sie sich für die Nacht zurückzogen, trockneten die eigenen Kleidungsstücke an einer gespannten Schnur neben dem Kamin.

Jungkook hüstelte etwas verlegen, als er hinter sich die Laute von Taehyung ausmachte, der entweder einen hysterischen Anfall erlitt oder sich in einer Schimpftirade versuchte - was an ihm nur niedlich und wenig furchteinflößend wirkte. Ein Mundwinkel zog sich Aiden kurz in die Höhe. Wie putzig, er sucht die Socken und flucht, dachte er und mahnte sich sofort zur Besinnung, denn über jemanden mit Handycap galt es, keine Witze zu reißen. Sie gehörten dieser Gesellschaft auf selbige Weise an wie er selbst mit dem Status des Mediziners, und er biss sich auf die Lippe. Taehyung mochte gegenwärtig keine Sehkraft besitzen, doch von dieser Befangenheit wollte er sich nicht kleinkriegen lassen.

„Ich bin fertig mit Umziehen", flüsterte seine Stimme leise und Jungkook, der bis dahin artig mit dem Rücken zum Bett gestanden und die Musterungen der Holzdielen bewundert hatte, atmete erleichtert auf. Ein schweres Gewicht fiel ihm von den Schultern als er sich umdrehte und im abgedunkelten Schlafraum vage erspähte, wie sich Taehyung vorsichtig an den Konturen des Bettes entlangtastete bis er das Kopfende erreichte. Er nestelte bis er die Zipfel fand, hob die Decke an und schlüpfte schnell darunter, drehte den Kopf zur Seite um Jungkook zu bedeuten, er solle nun ebenfalls nachkommen. Der Ältere biss sich unschlüssig auf die Lippe, er zierte sich bis in die letzte Körperzelle in das kleine Bett zu steigen und sich neben Taehyung zu legen, sie würden unweigerlich aneinander gedrückt liegen, doch andererseits zerrte die Müdigkeit sehr an seinem Bewusstsein und er unterdrückte krampfhaft ein Gähnen.

Taehyung hob eine Hand und tätschelte damit sanft auf den freien Platz neben sich. Legst du dich zu mir und nimmst mich in den Arm?

Nachgiebig seufzte Jungkook, es schien schlichtweg kein Teil seiner DNA zu sein einer so lieblichen Einladung zum Schlafen nicht umgehend zu folgen, und seine Schultern sackten ein zusammen mit dem Gewicht, das von ihnen abfiel. Jungkook hatte sich zuvor im Badezimmer umgezogen um Taehyung in keine Bedrängnis zu führen, sollte sich schlichtweg nicht verpflichtet fühlen sich in Anwesenheit eines anderen aus- und umzuziehen, doch umso ärger überraschte es Aiden, als er in dem übergroßen Pullover wieder im Schlafraum stand und erkannte, dass Taehyung mit gefalteten Händen auf dem Bett saß. Die geliehene Schlafgarderobe ordentlich gefaltet neben ihm. Er schien auf ihn gewartete zu haben und diese Vermutung bestätigte sich Jungkook, als sein Schützling beim Schließen der Tür den Kopf anhob und ihn ungefähr in seine Richtung geneigt hatte.

Taehyung übte sich in Geduld, er konnte gar nicht anders, denn Jungkook bedeutete Sicherheit und in dieser Sicherheit fiel es ihm ein kleines bisschen leichter, sich umzuziehen. Natürlich und selbstredend drehte sich der Ältere weg von dem Bett um die Illusion von Privatsphäre zu ermöglichen, und während er so dagestanden und die langweiligen Holzmusterungen betrachtet hatte, erübrigte ihm die Zeit ein wenig nachzudenken. Psychische Traumatisierungen durch Menschen sind Verletzungen der persönlichen Integrität und damit auch der persönlichen Grenzen, Taehyung's Entführung und die gefährliche Körperverletzung sprachen jeden dieser Punkte an und dennoch kam Jungkook nicht drumherum, seine eigene Rolle in dieser ganzen verrückten Geschichte zu hinterfragen.