🩻Kapitel 16

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Jungkook stellte den Motor erst ab, als er in die freie Parklücke arrangiert war.

Die Tankanzeige war im Lauf der Autofahrt von einem kritischen Blinken in ein konstantes Leuchten gewechselt als Warnung, dass der Sprit jeden Moment ausgehen würde. Gerade noch rechtzeitig hatte Jungkook von der Schnellstraße aus runterfahren und sich durch Zufall an diese Raststation verirren können. Das Schneegestöber umtänzelte die verlassene Gegend so arg, dass man trotz des Fernlichts der Scheinwerfer keine 5 Meter weit blicken konnte und absolut nicht imstande dazu war, vernünftig zu navigieren.

Jungkook besaß keinen Überblick, wo er sich befand.

Schnaufend fuhr er sich durch die Haare, die völlig zerzaust eine heiße Dusche nötig hatten, um den penetranten Geruch von Schweiß loszuwerden. Ahnungslos betrachtete Jungkook die von Löchern zersprengte Frontscheibe und die vielen Glassplitter auf dem Beifahrersitz, die in einem symetrischen Muster um das Gewehr gefallen waren, das Gewehr was er verdammt nochmal nicht geschafft hatte zu benutzen, und wie er den Blick über das Ausmaß dieser Misere schweifen ließ, blieb er unwillkürlich am Rückspiegel hängen. Dieser eine kurze Blick genügte völlig, um Jungkook mental zurück in die Miene zu befördern. In die Dunkelheit und das donnern der abgefeuerten Schüsse, die den Putz der Wände abbröckelten und auf ihm landeten. Wie er auf dem Boden kniete, vor dem Killer Whale dessen glibberige Hirnmasse wie Gelee aus einem Krapfen quoll und Keith, der sich die blutige Wunde drückte. Die tödliche Wunde. Jungkook's blasses Gesicht verzerrte sich unter der Reue, die ihm die Tränen in die Augen trieb und es kostete ihn all seine Kraft, um die Trauer zurückzudrängen. Es tut mir so leid. Über Jungkook's Wange und Stirn befanden sich rote Spritzer, das Blut des Killer Whales vor dem Keith ihn rettete und sich dafür selbst eine Kugel einfing.

Jungkook saß der Schluchzer so tief in der Kehle gefangen, dass er praktisch an diesem Kloß erstickt wäre. Ich bin ein Mörder, geisterte ihm wie von Sinnen durch den Kopf und sein umfangreicher Wissensschatz fand keine dem wiederlegende Argumente. Ich bin ein Mörder. Wegen mir sind Menschen gestorben. Er wollte nach etwas fassen, um sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen, es löste einen ekelerregenden Reiz in seinem Magen aus und die Tränen halfen ihm nicht, die Fassung zu wahren. Es musste weg, bevor Jungkook seinen flatternden Nerven erlag und in einen Schockzustand fiel. Im Handschuhfach kramte er neben ein paar Geldscheinen eine Mütze hervor, die er sich hastig schnappte und zu seiner Wange führte. Dabei bemerkte er, dass ihm die Hände zitterten wie Blätter in einem Windstoß und er sich erst beruhigen musste, um überhaupt einen klaren Gedanken fassen zu können.

Der Parkplatz des billig aussehenden Motels war bis auf drei andere Wägen wie ausgestorben.

Von außen lockte eine halb erloschene Reklametafel Reisende in die beschauliche Unterkunft, die vermutlich ihre beste Zeiten nie gehabt hatte. Das zweistöckige Gebäude wurde an den Etagen von einem schwarzen Gitter umzäunt, an manchen Stellen hatten sich hartnäckige Löwenzähne den Weg durch den Beton gekämpft und das Terrain für sich beansprucht. Keines der Lichter hinter den Vorhängen brannte, Jungkook zählte während seinen Atemzügen 8 Unterkünfte.

Er beruhigte sich nach einer Weile und wischte sich mit leeren Augen das Blut von Keith aus dem Gesicht, betrachtete die Überreste dieses guten Menschen die wohl das letzte waren, was die Welt von dem Black Dragon sehen würde. Jungkook biss sich auf die Lippe bevor er erneut unter seinem schlechten Gewissen zu weinen begann, denn es war seine Schuld. Er war Arzt und rettete Menschen, stattdessen waren in dieser Nacht vier Menschen für ihn gestorben. Wegen ihm. Das Blut weckte schaurige Erinnerungen und er zuckte krampfhaft zusammen, warf die Mütze zurück ins Handschuhfach und entschloss sich dazu, es nie wieder zu öffnen. Nervlich am Ende nahm er einige tiefe Luftzüge und zählte gedanklich bis 10, ehe er sich einigermaßen in der Lage fühlte, um aus dem Wagen zu steigen. Etwas unsicher fingen die Knie sein Gewicht ab, doch gaben nicht nach. Die Kälte der Nacht empfing ihn mit einer schmerzhaften Umarmung, kroch binnen weniger Herzschläge unter seine dünne Kleidung und fraß sich in seine zittrigen Gliedmaßen, besetzte seine Knochen und füllte sie mit einem befremdlichen Gefühl der Taubheit.

Dr. Criminal (Criminal!AU)   VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt