Seit einer Woche bin ich meinem vermeintlichen Schutzengel nicht mehr begegnet. Keine Ahnung, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist.
Und seit einer Woche bekomme ich kaum noch ein Auge zu. Permanent fühle ich mich beobachtet. Nur der Gedanke daran jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken. Manchmal glaube ich, Schatten zu sehen oder Gegenstände an einem anderen Ort vorzufinden. Dabei bin ich mir so sicher, sie dort nicht abgelegt zu haben. In der Nacht höre ich Geräusche und Geflüster. Der Schlafmangel setzt mir zu und ich leide wahrscheinlich dauerhaft an Tachykardie. Inzwischen sind Angstzustände an der Tagesordnung und schlafen – wenn ich dann mal schlafe - geht auch nur mit Licht.
Ist das Aivens Schuld? Hält er mich zum Narren und spielt mir Streiche? Zuzutrauen wäre es dem Irren ja. Aber warum sollte ein Schutzengel mir Angst einjagen? Ist sein Job nicht genau das Gegenteil?
Egal, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt darüber nachzudenken. Ich genieße erstmal den Ausflug mit Lara.
Seit über einer Stunde sitzen wir im Auto, unterwegs zum wohl schönsten See in unserer Region. Der August neigt sich dem Ende und wir wollen die letzten heißen Tage im Wasser genießen und so richtig die Sau rauslassen.
„War dein Schutzengel zwischenzeitlich mal da?", fragt sie mit lauter Stimme, um den Fahrtwind zu übertönen. Das Dach ist heruntergeklappt, weswegen wir die Lautstärke anpassen müssen.
„Nein! Inzwischen nehme ich psychotische Züge an und misstraue allmählich meinem Verstand. Die Begegnung habe ich sicher nur halluziniert oder geträumt!" Ich werfe meine Arme fragend nach oben. „Was solls. Jetzt haben wir erstmal Spaß und versuchen etwas Farbe zu bekommen, bevor der Winter uns die Sonne verweigert."
„Na, aber Hallo!"
Zugleich bin ich angespannt und nervös, aber ich will Lara nicht die Euphorie stehlen. So viele junge Menschen auf einem Haufen, an einem gefährlichen Ort, bedeutet Leichtsinn und Gefahr.
Hoffentlich geht alles gut.
Am großen Parkplatz, in der Nähe des Sees, tummeln sich Autos, Roller und Fahrräder. Das war zu erwarten, an einem heißen und sonnigen Tag ist hier jedes Mal die Hölle los. Die meisten Badebesucher sind Teenager und junge Erwachsene, die ausgelassen feiern, trinken und mit ihren Freunden abhängen möchten.
Lara findet einen tollen Platz, nicht direkt mitten im Getümmel, aber auch nicht so abseits, um den ganzen Spaß zu verpassen.
Dieser Ort ist einfach unglaublich. Ohne die vielen Menschen, der dröhnenden Musik und den Bierflaschen wäre es paradiesisch. Den Blick nach Westen gerichtet, erscheint der See wie das Meer. Am Horizont sieht man nur das Wasser und am späten Abend dann die untergehende Sonne. Seitlich sind wir umgeben von Wäldern mit schönen hohen Tannen und verschiedenen Bäumen. An der rechten Seite ragt eine hohe Klippe nach oben. Der Anblick ist traumhaft und jede Minute Autofahrt wert.
Wir legen unsere großen Handtücher auf den steinigen Boden, und schmeißen die Strandtaschen daneben. Da ich nur eine Tunika trage, dauert es keine zwei Sekunden, bis ich bereit fürs Wasser bin. Lara hat einen sexy Bikini mit goldenen Schnallen in einem dunklen Wein-Rot, der super zu ihren blonden kurzen Haaren passt.
Ich hingegen mag es wie immer etwas schlichter. Ein Khaki-Grüner Tankini, der mir mit meinen schwarzen Haaren einen schönen dunklen Teint verleiht. Er ist eng anliegend und ein klein wenig bauchfrei. Man muss ihn am Nacken zusammenknoten, wodurch ein V-Ausschnitt ein schönes Dekolleté zaubert.
„Der Tankini würde an keinem so heiß aussehen wie an dir! Mit deiner Zurückhaltung bewirkst du nur das Gegenteil, Zieyana. Alle Typen werden sich nach dir umdrehen!"
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Schicksalsblitz
FantastikNach einem direkten Blitzeinschlag, den Zieyana nur knapp überlebt, erhält sie eine Fähigkeit, mit der sie den Schicksalsfaden der Menschen sehen kann, die unmittelbar vor dem Tode stehen. Als ehrgeizige Medizinstudentin kann sie nicht tatenlos zuse...