Kapitel 5

137 9 4
                                    

«Julien Bam?« Ich starrte den Mann vor mir mit offenem Mund an. «Du hier?« Ich konnte es nicht fassen. Julien Bam war ein unfassber guter Schauspieler. Es war nicht so, dass ich mich als Fan bezeichnet hätte, aber ihn live vor mir zu sehen löste dennoch etwas bei mir aus. Auch wenn ich noch nicht ganz einordnen konnte, was genau das war. Julien lächelte mich dabei verschmitzt an. 

«Willst du dich zu mir sezten? Ich freu mich über Gesellschaft.«

Ich nickte euphorisch, unfähig auch nur ein weiteres Wort rauszubringen. 

Er war auch noch so freundlich?

Julien lachte und winkte die Bedienung herbei. «Was möchtest du trinken?«

«Einen Cappucciono bitte«, sagte ich, immer noch ein wenig benommen von dieser Situation.

«Für mich auch bitte«, ergänzte Julien und wandte sich wieder mir zu.

«Kommst du häufiger in dieses Cafe?«, fragte er mich. Seine braunen Augen musterten mich dabei vergnügt.

«Ich bin vorgestern erst in das Haus gegenüber gezogen und bin erst das erste mal hier. Aber wenn der Kaffee gut ist, komme ich wieder. Gerade jetzt, wo ich weiß, dass man hier Berühmtheiten treffen kann.«

Julien grinste. «Ach. So berühmt bin ich jetzt nun auch wieder nicht.«

«Doch. Bist du. Meine Freunde würden ausflippen, wenn sie wüssten, dass ich mit dir gerade Kaffee trinke.«, sagte ich ehrlich.

«Das ist nett von dir«, sagte er bescheiden, «Aber weißt du. Manchmal genieße ich es einfach nur ein normales Leben zu führen. Hier in diesem Cafe bin ich nicht der Schauspieler Julien Bam, sondern einfach nur Julien. Dieser Ort ist mein persönlicher Rückzugsort.«

«Kann ich verstehen. Es muss anstrengend sein, die ganze Zeit beobachtet zu werden. Und dann kommen ständig irgendwelche Fans, die anfangen zu stottern, wenn sie dich sehen« Julien lachte. Ein warmes herzliches Lachen, das mich ein wenig zur Ruhe brachte. Ich nahm einen Schluck von dem Getränk, das mir gerade gebracht worden war. Der Geschmack war tatsächlich hervorragend. Doch auf einmal wirkte Julien nachdenklich. 

«Ja, du hast recht. Aber es hat auch viele gute Seiten. Ich liebe es Menschen zu unterhalten und sie von ihren Problemen abzulenken.« Ich nickte, nicht wissend, wie ich darauf antworten sollte. Doch zum Glück wechselte er schnell das Thema.

«Was verschlägt dich denn hier in die Gegend?«

«Ich bin wegen meines Berufes hier.«, antwortete ich und versuchte meinen Blick von seinem Gesicht abzuwenden, «Mir wurde hier eine sehr gute Stelle angeboten und nicht weit davon entfernt, wurde eine WG gegründet, die noch Mitbewohner gesucht hat. Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen.«

«Was machst du denn beruflich?«, wollte er wissen, während er sich entspannt zurücklehnte.

«Ich arbeite in einem Reisebüro als Reiseberater.« 

Julien hob interessiert eine Augenbraue. «Klingt spannend. Ich glaub, ich muss mal einen Freund zu dir schicken, der sich ständig weigert Urlaub zu machen. Hast du vielleicht eine Visitenkarte oder so dabei?«

«Leider nicht«, sagte ich erstaunt über sein ehrliches Interesse.

Julien sah auf seine Uhr. «Oh. Schon so spät. Ich muss leider los, aber es war schön dich kennen zu lernen. Vielleicht können wird das ja wiederholen?«

«Sehr gerne.«, antwortete ich ihm, froh über die Möglichkeit, ihn wieder zu sehen.

«Wollen wir vielleicht Nummern austauschen?«, fragte er und holte sein Handy aus seiner Tasche. Wir tauschten unsere Kontaktdaten aus und er stand auf, bereit zu gehen.

«Bis bald«, sagte er lächelnd und war auch schon um die Ecke verschwunden.

 Ich saß noch eine Weile schweigend da. Das alles hatte sich so unwirklich angefühlt. Schließlich stand ich aber auf und lief Richtung Theke. In einer Ecke des Raumes entdeckte ich Rewi, der sich, angelehnt an die Wand, immer noch mit der Kellnerin von vorhin unterhielt. Sie lachten und ich fragte mich gerade, ob er mit ihr flirtete, da bemerkte er mich und winkte mich dazu. 

«Das ist Joey«, stellte Rewi mich Shirli vor.

«Du willst bestimmt gehen, oder?«

«Naja...muss nicht sofort sein, aber...«

«...wir haben leider noch etwas vor. Wir sehen uns dann morgen wieder«, beendete er meinen Satz und schob mich Richtung Ausgang. Draußen schaute ich ihn perplex an. 

«Was war das denn?«

«Sie hat mit mir geflirtet. Ich hab aber kein Interesse an ihr.«

«Was?«

«Was ist daran denn jetzt so schwer zu verstehen?«

«Äh nichts. Ich habe Julien Bam getroffen?«

«Was?« Jetzt war es Rewi, der mich verwirrt anschaute.

«Jap. Der voll nett. Wir haben sogar Nummern ausgetauscht.«

Heimisches Chaos - YouTube ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt