Kapitel 11

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Rewi

«...und dann kam die Maskenbildnerin und hat nach einem Hund gesucht, wodurch unser Regisseur komplett ausgerastet ist« Julien endete seine Erzählung und nahm einen Schluck von seinem Getränk, das mittlerweile bestimmt eiskalt war. Während ich seinen Worten folgte, schielte ich immer wieder zu Julia hinüber. Sie sah so konzentriert aus. Jedes Mal, wenn ich sie ansah, wurde mir warm ums Herz, doch ich rief mir die Regel in Erinnerung, die ich zu Beginn unseres Zusammenlebens aufgestellt hatte: Niemand in der WG durfte sich in jemand anderen aus der WG verlieben. Eine Regel, die ich bisher eisern befolgt hatte, auch wenn es mir mittlerweile schwerfiel.

«Und was hat der Regisseur dann gemacht?«, fragte ich neugierig und auch die anderen blickten ihn erwartungsvoll an.

«Er hat die Szene komplett umgeschrieben«, antwortete Julien lachend, «Er sagte, wir müssten unsere Rollen ganz anders spielen. Allein wenn ich jetzt wieder zurückdenke. Dieser Tag war so chaotisch.«

Ich lachte mit ihm und warf einen kurzen Blick zu Julia. Sie erwiderte meinen Blick und lächelte leicht. Mein Herz klopfte schneller, doch ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.

«Das klingt wirklich spannend«, sagte Julia, als sie die Pause in der Unterhaltung bemerkte, «Konntet ihr euch dann schnell wieder umstellen?«

«Es war schon herausfordernd, aber das ist genau das, was ich an meinem Beruf liebe. Dass jeder Tag anders ist«

Julia nickte nachdenklich, und ich beobachtete sie dabei. Sie schien in Gedanken versunken, und ich fragte mich, woran sie gerade dachte. Vielleicht an Juliens Geschichte oder unsere WG. Manchmal fragte ich mich, ob es richtig war, diese Regel festzulegen. Aber dann erinnerte ich mich daran, wie kompliziert es in meiner letzten Wohngemeinschaft wurde. Das sollte nie nie wieder passieren.

«Ich muss jetzt leider los.«, sagte Julien und unterbrach damit meine Gedanken.

«Oh wie schade«, meinte Joey und beide standen auf, «Lass uns unbedingt mal wieder treffen«

«Gerne« Auch wir anderen erhoben uns und verabschiedeten uns von ihm. Ich wollte gerade das Cafe hinter Julien verlassen, da hielt mich Mexi auf, indem er mich Richtung Theke drehte. Natürlich flirtete Shirli dort wieder mit Rezo. Ich verdrehte nur die Augen und öffnete die Tür. Die kühle, aber noch angenehme Abendluft umfing mich. Julia folgte mir und zu zweit überquerten wir die Straße. Die Sonne war noch nicht untergegangen. Trotzdem beleuchteten schon die Straßenlaternen die Umgebung. Kein Mensch war zu sehen und nur unsere Schritte hinterließen dumpfe Geräusche in der Stille.

«Julia?«

«Ja?«

«Hättest du eventuell Lust noch ein wenig um den Block zu laufen oder auch Richtung Park?«, stellte ich die Frage, die ich schon lange loswerden wollte. 

«Klar. Warum nicht? Der Park ist wirklich schön.« Sie lächelte schüchtern, was ich vorsichtig erwiderte. Langsam schlenderten wir die Straße 

«Weißt du, manchmal frage ich mich, ob ich meinen Träumen nachjagen sollte«, sagte Julia plötzlich und brach damit das Schweigen, «oder ob es besser wäre, sich mit dem zufrieden zu geben, was ich habe.«

Ich musste schlucken. Machte sie damit Andeutungen auf mich? Ich wusste es nicht und war damit überfordert. Schließlich versuchte ich, ihr trotzdem eine Antwort zu geben.

Heimisches Chaos - YouTube ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt