Kapitel 2

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Mexi

Endlich waren auch alle anderen bei uns angekommen und hatten sich zu uns in den kreisrunden Sofabereich gesellt. Neben mir saßen Antonia und Julia. Beide waren mir bisher gänzlich unbekannt gewesen. Doch sie wirkten sehr nett auf mich und ihre Dynamik untereinander war auf eine gewisse Weise faszinierend, auch wenn sie sich anscheinend vorher noch nie gesehen hatten. Wir beschlossen uns zu überlegen, wer am besten wo schlafen würde. Es war klar, dass die beiden Mädchen in einem Zimmer schlafen würden, deswegen teilten wir ihnen eines von den oben gelegenen zu. Dort befand sich auch ein großer Balkon, den ich bisher aber nur von außen gesehen habe. Sofort fingen die beiden darüber diskussierten, wie sie ihn gestalten könnten. Beide hatten die wildesten Dekorationsideen und fielen sich dabei ständig ins Wort. Ich musste laut loslachen als Julia viel zu energetisch von einer Hängematte erzählte, die sie irgendwo auf einer Social-Media-Plattform gesehen hatte.

Rewi  berichtete uns von den restlichen Zimmern und alle schnatterten wild durcheinander. Mir war es nicht so wichtig, mit wem ich jetzt zusammenkommen würde. Sahen doch alle nett aus. Darum lehnte ich mich entspannt zurück und beobachtete nur.

«Rewi?«, fragte Rezo laut, «Kann ich mit dir in ein Zimmer?«

«Klar. Warum nicht nicht?«, entgegnete dieser und schrieb ihre Namen auf einen Zettel. Er hatte direkt die Verteilung übernommen und versuchte in das Chaos ein wenig Ordnung zu bringen. Ich war erstaunt, wie professionell er alles managte und auch bereits die Hausverwaltung in die Hand genommen hatte. Das machte auch nur Sinn, da er alles in die Wege geleitet hatte. Trotzdem war ich beeindruckt über sein Engagement.

Am Ende landete ich mit Joey in einem der unteren Räume direkt am Eingang. Er kam mir sehr bodenständig rüber und ich freute mich auf die zukünftige gemeinsame Zeit. Auch wenn ich erwartet hatte mit Rezo ein Zimmer zu nehmen, war mir dies mittlerweile nicht mehr so wichtig.

«Das wird jetzt voll Almanmäßig klingen, aber irgendwie bin ich auch einer.«, fing Rewi an zu sprechen, bevor wir beginnen konnten, aufzustehen, «Ich würde gerne ein paar Regeln aufstellen, um unser Zusammenleben zu erleichtern. Ich weiß, Regeln klingen immer scheiße, aber das ist meine Bedingung, damit ihr hier wohnen könnt. Zuallererst würde ich gerne einen Putzplan aufstellen, sowie eine Koch- und Einkaufsliste.« Um mich herum sah ich nur zustimmendes Nicken.

«Ihr werdet mich dafür hassen, aber ich bitte euch von tiefstem Herzen, dass keiner von euch innerhalb der WG eine romantische Beziehung eingeht. Ich habe schlechte Erfahrungen damit gemacht, also bitte haltet euch daran. Wer sich verliebt, der fliegt.« Rewi schaut leicht zerknirscht drein. Ihm ist wohl bewusst, dass sich manche unter uns Hoffnungen gemacht haben könnten, auf eine heiße Mitbewohnerin oder einen heißen Mitbewohner zu treffen.

Interessant sind allerdings vielmehr die Reaktionen unserer Seite aus. Ich verstehe seinen Punkt und bin da ganz bei ihm. So schnell passiert es doch, dass die Stimmung kippen kann bei Beziehungen innerhalb einer Freundesgruppe. Die anderen vier sahen dies allerdings ein wenig anders. Empört quasselten sie miteinander. Es war ein sehr gewagter Schritt von ihm und damit erst so spät zu berichten, war nicht das Schlauste, was er hätte tun können. Rezo gegenüber von mir sah ein wenig angesäuert aus, entspannte sich aber schnell wieder. Auch Antonia, Julia und Joey verstummten schnell wieder.

«Deal«, sagte Rezo plözlich, «Ich bin dabei«

«Ich auch«, stimmte Antonia mit ein.

«Ja, ich auch«, sagte ich, worauf auch Joey folgte. Julia zögerte am Längsten, nahm die Regel schließlich aber dann doch ohne zu Diskutieren an.

Rewi sah direkt erleichtert aus. Als hätte er selber mit mehr Widerstand gerechnet.

Die allgemeine Fröhlichkeit kehrte wieder zurück und wir standen auf, um unser neues Zuhause zu erkunden. Dabei fiel mein Blick auf Julia, die sehr nachdenklich am Rand lief. Ob sie es wohl jetzt schon bereute, sich hierauf eingelassen zu haben?

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