Kapitel 6

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Julia

«Niemals hast du Julien Bam getroffen. Niemals« Geschockt starrte ich Joey an. Wir hatten uns auf dem großen Sofa als WG versammelt, sobald Joey mit dieser News angekommen war. Nur Mexi musste noch in der Konditorei arbeiten.

«Doch. Ich hab sogar seine Nummer.« Er redete so gelassen, dass ich nicht wusste, ob er mich auf den Arm nahm oder nicht.

«Zeig sie mir«, forderte ich, immer noch skeptisch. Joey zog seelenruhig sein Handy aus der Tasche und zeigte mir einen Kontakt mit dem Namen "Julien Bam". Die Nummer sah echt aus, aber das konnte alles Mögliche bedeuten.

«Ruf ihn an«, sagte ich bestimmt.

«Aber nur wenn du mir einen Kaffee ausgibst«

«Ja, mach ich. Ruf jetzt endlich an.« Seelenruhig drückte dieser auf die Anruftaste. Mein Herz klopfte, während ich darauf wartete, dass jemand abhob. Es tutete und tutete und dann erklang plötzlich eine bekannte Stimme.

«Hey Joey, was gibts?« Das war eindeutig Julien Bams Stimme. Ich konnte es nicht fassen. Auch Antonia schnappte erstaunt nach Luft.

Joey grinste triumphierend. «Hey Julien, ich wollte nur meinen Mitbewohnern beweisen, dass ich dich wirklich getroffen habe. Die glauben mir nicht.«

«Kein Problem«, lachte dieser, «Vielleicht sollten wir uns mal alle zusammen im Cafe treffen, damit sie das auch wirklich glauben.«

«Klingt nach ner guten Idee«, sagte Joey und legte auf. Er drehte sich zu uns um.

«Na? Überzeugt?«

«Aber sowas von. Und jetzt will er uns auch noch treffen?!«, rief Antonia aufgeregt.

«Ja. Ich frag ihn später, wann er Zeit hat. Er ist bestimmt super busy«

. . .

Die ersten Strahlen der Sonne schienen warm durch die großen Fenster der WG-Küche. Meinen Kaffee schlürfend saß ich am Esstisch und beobachtete Rezo, der durch die Küche tigerte und laut telefonierte. Er war es auch gewesen, der mich heute geweckt hatte. Wer telefonierte schon zu so einer frühen Uhrzeit? Vielleicht lag es am Beruf des Softwareentwicklers oder einfach, dass er der Chef eines ganzen Unternehmens war, aber eigentlich war mir das auch egal. Ich wollte doch nur schlafen.

«Die Abgabe war gestern«, schnauzte Rezo gerade die Person an der anderen Leitung an, «Wenn du bis heute Abend nicht fertig bist, muss ich dich feuern. So geht das nicht mehr weiter! Hast du wenigstens den Bug reproduziert?« Ich zog die Augenbrauen hoch und sah ihn verwirrt an. War er gerade wirklich dabei, einen seiner Mitarbeiter zu kündigen? Wie konnte sich der Mann nur so früh schon darum kümmern? 

Ich nahm einen weiteren Schluck meines Kaffees und schaute aus dem Fenster. Mittlerweile war auch die Sonne vollständig aufgegangen und erhellte die Straße. Von meinem Platz aus konnte ich sogar einen Teil des Cafes sehen.

«Guten Morgen, Julia!«, rief Mexi und setzte sich neben mich.

«Psst!«, sagte ich und deutete auf Rezo, der Mexi gespielt wütend anschaute. Dieser schlug seine Hand auf den Mund und fuhr mit gedämpfter Stimme fort: «Hast du heute irgendwas vor oder warum bist du so früh wach?«

«Ich wär noch am schlafen, wenn mich der da...« Dabei deutete ich auf Rezo, worauf dieser mich zerknirscht ansah, «nicht geweckt hätte. Aber ich hab tatsächlich Pläne. Antonia wollte mir den Ort hier zeigen. Willst du mitkommen?«

«An sich gerne, aber die Konditorei braucht mich.« Dabei leuchteten seine blauen Augen. «Heute ist eine Hochzeitstorte dran.«

«Ach ja, stimmt. Bist du wenigstens heute Abend dabei? Rewi legt im Cafe auf«

«Natürlich. Darauf bin ich schon so gespannt« 

«Was ist mit mir?« Rezo beendete sein Telefonat und trat zu uns.

«Nicht du. Rewi«, erklärte Mexi, «Er legt doch heute auf. Kommst du?«

«Ja klar. Ich werde die ganze WG zwingen zu kommen«

«Das ist die richtige Einstellung!«, lachte ich. 


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Das war Kapitel 6. Ich freu mich wie immer über Feedback!! 

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