Kapitel 7

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Antonia

«Hier siehst du das Schloss Amarillia« Julia betrachtete staunend das architektonische Meisterwerk mit der eleganten Fassade aus hellem Sandstein, den hohen Türmen und dem mächtigen Eingang, der von zwei steinernen Löwen bewacht wurde. Als sie mich heute morgen nach einer Stadttour von Eichenburg gefragt hatte, konnte ich natürlich nicht nein sagen. 

Gerade standen wir am Rande der Stadt . Vom Schloss hatte man eine tolle Sicht auf die vielen Hügel, die Eichenburg umgaben, sowie den dichten Nadelwald, der eine dunkle Front in der Ferne bildete. Von den Hotelsuiten konnte man sogar auf den Lamasee blicken, der sich hinter dem Wald befand und ein beliebter Ort war, um zu Baden. Als Kind war ich dort häufiger mit meiner Familie hingefahren, aber mittlerweile waren mir dort zu viele Menschen. Gerade im Sommer, wenn gefühlt die ganze Stadt dort herkam.

«Siehst du das Haus dort hinten links von der Landstraße?«, fragte ich Julia.

«Das kleine gelbe?«

«Genau. Ein Klassenkamerad hat mir mal in der Grundschule erzählt, dass dort eine Hexe wohnt mit riesigen, bösen Hunden. Seitdem hatte ich immer Angst, wenn wir dort vorbei gefahren sind. Jetzt muss ich auch noch jedes Mal daran denken. Das ist so tief in mir verankert.« Ich musste lachen und Julia stieg mit ein. Kinder waren manchmal ganz schön dumm.

«Lass uns weiter gehen. Du musst unbedingt noch den Langopark hier in der Nähe sehen.« Julia nickte und gemeinsam liefen wir los. 

«Ich finde ihn einfach nur schön. Ich gehe da richtig gerne joggen.«

«Wohnen wir da jetzt auch in der Nähe?«

«Ja, er liegt nur so zehn Minuten entfernt von uns.«

«Das ist ja wirklich nah. Dann kannst du dort auch weiterhin joggen gehen.«

«Das stimmt. Das ist echt praktisch. Hier rechts ist übrigens ein richtig guter Italiener. Falls wir mal als WG essen gehen wollen.«

«Merk ich mir.« Wir liefen schweigend weiter. Doch es war eine sehr angenehme Stille. Ich war unglaublich froh, dass wir uns jetzt schon so gut verstanden. 

«Und wie findest du die Jungs so in unserer WG?«, fragte ich Julia neugierig, «Irgendjemand besonders hübsches dabei?«

«Naja... Rewi hat es halt verboten...«

«Er muss damit klarkommen. Liebe kann man doch nicht durch eine Regel verhindern. Also, wer ist es?« Ich konnte Julia ansehen, dass sie mit sich rang, ob sie mir davon erzählen sollte oder nicht.

«Also...Das Problem ist, dass...« 

«Na komm schon. Ich werde dich schon nicht verurteilen.« Julia nickte, wirkte aber nicht vollständig überzeugt.

«Es ist Rewi.«, sagte sie schließlich.

«Oh. Das ist in der Tat ungünstig. Aber nichts, was zum Scheitern verurteilt ist.« Julia lächelte leicht gequält.

«Aber ihm schien diese Regel so unfassbar wichtig zu sein.«

«Mach dir darüber mal keine Gedanken. Ich bin überzeugt davon, dass ihr irgendwann zusammen kommt.« Ich sah ihr an, dass ich sie mit meinem Enthusiasmus nicht überzeugen konnte.

«Schön, dass du dir da so sicher bist«, entgegnete sie mir, «Aber das wird niemals mit uns beiden klappen. Außerdem kenne ich ihn kaum.«

«Das kann sich ja noch ändern. Hinter der Ecke ist übrigens schon der Park.« Wir bogen ab und waren direkt von quer verteilten Bäumen umgeben, die um einen steinigen Weg wuchsen. 

«Hast du Durst?«, fragte ich Julia und wechselte somit das Thema, «Das Wasser aus dem Brunnen kann man nämlich trinken.«

«Das ist ja cool«, freute diese sich und ging schnurstracks darauf zu. Ich folgte ihr und gemeinsam setzten wir uns auf den kalten Stein, um ein paar Schlücke daraus zu nehmen. Dafür strich Julia ihre langen blonden Haare hinter ihr Ohr, damit diese nicht nass wurden. Ich tat dasselbe mit meinen dunklen Haaren. Das Wasser war wie immer sehr kalt und sorgte für eine angenehme Erfrischung. 

«Ich mag den Park auch. Er hat irgendwas friedliches an sich. Auch wenn hier auch andere Menschen sind.«

«Sehe ich absolut genauso« 

«Wir sollten mal langsam den Rückweg antreten. Joey wollte kochen.«, unterbrach mich Julia und ich schaute auf die Uhr. 

«Du hast recht. Lass uns gehen.«, antwortete ich ihr und stand auf.

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