Kapitel 16

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Mexi

«Ich wollte nichts von ihm. Ich bin außerdem auch lesbisch...« Auf einen Schlag herrschte Stille im Raum und mein Blick wanderte automatisch neben mich zu Rezo, der auch neben ihr auf dem Sofa saß.

«Und Rezo?«, stellte ich schließlich die Frage, die uns allen auf der Zunge lag.

«Ach der. Das zwischen uns war nie was ernstes. Und das kann Rezo auch bestätigen.«

«Rezo?«, fragte ich sanft.

Rezo hob den Kopf und nickte langsam. «Ja. Sie hat Recht. Ich muss dir eigentlich auch schon lange etwas sagen...« Dabei drehte er sich zu mir und suchte nach den richtigen Worten. Seine blauen Augen glitzerten in dem gedämpften Licht des Wohnzimmers. Sie waren das mit Abstand auffälligste an seinem Gesicht - ein kristallklares blau, in das man sich leicht verlieren konnte. Das wusste ich nur zu gut.

«Shirli und ich, wir haben nur so getan, als wären wir ineinander verliebt«, begann Rezo zögerlich, «Es war eine Art Ablenkung, damit niemand Verdacht schöpft.«

«Verdacht schöpft?«, fragte ich skeptisch, «Verdacht wofür?«

Rezo seufzte tief und fuhr sich durch die ebenso blauen Haare. «Ich bin in jemanden verliebt, aber ich wusste nicht, wie ich es der Person sagen sollte. Nicht in Shirli. In Mexi.« Er blickte verlegen zu mir und ich schaute ihn überrascht an.

«In mich?« Ich war verwirrt, meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. So viele Jahre waren vergangen.

«Ja, in dich.«, bestätigte Rezo, «Aber ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte. Also dachte ich, es wäre einfacher, wenn ich so tue, als wäre ich mit Shirli zusammen, um zu sehen, ob du mich vielleicht auch magst?« Das Ende formulierte er wie eine Frage, aber ich war zu überfordert, um darauf sofort antworten zu können.

«Oh wow. Das überfordert mich jetzt. Ich muss ganz kurz alleine sein.« Rezo wirkte verletzt, doch ich wusste, er würde es verstehen. Schnell verließ ich den Raum und schloss mich im nächsten Bad ein. Wir waren so viele Jahre befreundet gewesen und damit rückte er jetzt raus? Es war nicht so, dass ich darüber nicht auch schon mal nachgedacht hatte. Es mir sogar gewünscht hatte, aber vielleicht war es auch nur die Situation gewesen, die mich so überfordert hatte.

Seufzend stützte ich mich am Waschbecken ab. Meine Augen leuchteten und langsam breitete sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht aus. Als Rezo am Anfang nicht mit mir in ein Zimmer gehen wollte, war ich innerlich sehr verletzt gewesen. Ich hatte mir nur eingeredet, dass es mit Joey doch bestimmt toll werden würde. Und das wurde es auch. Ich hatte mit ihm viel Spaß gehabt. Er war so unfassbar tollpatschig und lustig.

Aber Rezo konnte er nicht ersetzen. Wenn ich jetzt so wirklich darüber nachdachte, dann war Rezo für mich schon immer die erste Wahl gewesen. Das begründete auch, dass ich noch nie in einer Beziehung gewesen bin. Es war Rezo, der mich innerlich davon abgehalten hat.

Schnell öffnete ich die Tür und lief zu Rezo hinüber.

«Was würde ich nur ohne dich machen, Rezo?«, rief ich und sprang ihm in die Arme. Dieser drückte mich fest an sich und wir verweilten lange in dieser Umarmung, nach der wir uns beide viel zu lange gesehnt haben. Es wurde das wahr, was wir beide zutiefst gebraucht haben. Auch wenn ich immer versucht hatte, dieses Gefühl zu ignorieren, war es doch immer da gewesen. Und es jetzt zulassen zu können, war eine riesige Erlösung.

«Ich liebe dich, Mexi. Ich liebe dich so sehr«, flüsterte Rezo in mein Ohr und verursachte Gänsehaut auf meinem ganzen Körper.

Endlich waren wir auf ewig vereint.


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@little_nimona  ich konnte dich doch so nicht hängenlassen 🥹 (und auch alle anderen die sich Rezofy gewünscht haben) 

An die zwei Personen aus Spanien und Marokko: Willkommen!  Freut mich, dass ihr hier seid :)

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