Kapitel 11

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Thadchaini war am Frühstücken, als Azriel sich gegenüber von ihr hinsetzte. Sie lächelte ihn leicht an. Er nickte ihr zu und vor ihn erschein sein übliches Frühstück wie immer.
Thadchaini schaute wieder ihren Teller an. Diese Stille... sie war kaum auszuhalten. Sie stand vom Stuhl auf und ging aus der Küche raus. Sie musste wieder an Jurian denken. Mit ihm war die Stille nicht unangenehm. Als sie sich umdrehte stand Mor auf der Treppe. „Hallo", begrüßten sich die beiden gleichzeitig. „Weißt du wo Jessica gerade ist?", fragte sie Mor
„In der Bibliothek", antwortete sie knapp und ging an ihr vorbei. Thadchaini wurde mit Mor einfach nicht warm, dachte sie sich.
„Wo ist die Bibliothek?", fragte sie und Mor signalisierte ihr, das sie ihr folgen sollte.
„Geh die Treppen runter und frag die Priesterin Clotho nach ihr", sagte Mor zu ihr und Thadchaini nickte. „Danke", sagte sie und ging die Treppen runter.
Sie wurde von Etagen und Etagen voller Bücher erschlagen. Wie sollte sie Jessica bloß finden, dachte sie sich.
„Hallo", sagte sie leise und die Priesterin schrieb mit einem magischen Stift auf einen Zettel.
„Hallo. Ich bin Clotho. Wir kann ich dir helfen?"
„Ich suche Jessica", sagte Thadchaini und sah sich um „sie arbeitet hier", fügte sie noch hinzu. Die Priesterin nickte und fing an zu schreiben.
„Sie ist auf der zweiten Etage", schrieb sie und Thadchaini bedankte sich.
Als sie die Stufen rauf ging, konnte sie nicht anders, als sich umzuschauen. Sowas hatte sie noch nie gesehen. Es war ein Buchparadies. Für Jessica auf jeden Fall, dachte sie sich. Thadchaini mochte zwar das Lesen, aber Jessica könnte jede Minute vom Tag lesen, wogegen sie nur gerne lesen tut, wenn sie auch Lust hatte. Was in Moment nicht so der Fall war.
Als sie Jessica gefunden hatte schlich sie sich an sie heran.
„Hallo", sagte sie leise und Jessica hatte ein Buch fallen gelassen. Sie drehte sich geschockt um. „Was machst du hier?", fragte sie und Thadchaini schaute sie an. „Ich habe dich nur gestern Abend kurz gesehen. Wir konnten gar nicht sprechen", sagte sie und schaute sich die vielen Bücher an, die Jessica noch einsortieren musste.
„Okay", sagte sie und schaute sie nicht mehr an „und?"
„Ich möchte wieder in die Menschenwelt", fing Thadchaini an und Jessica verspannte sich dadrauf.
„Was ist?", fragte Thadchaini ihre Schwester und wurde ein wenig wütend. Sie verdrehte ihre Augen und kreuzte ihre Arme vor ihrer Brust.
„Um Jurian wiederzusehen?", fragte sie genervt nach und Thadchaini nickte „Ja", sagte sie und Jessica drehte sich um. „Du kannst alleine gehen", sagte sie und Thadchaini schnaubte. „Wieso willst du nicht mit?!", fragte sie ein wenig lauter.
„Du machst alles alleine", fing sie weiter an. „Du Trainierst alleine. Du isst alleine und du gehst alleine nach Velaris",sagte Thadchaini.
„Ich möchte Zeit mit dir verbringen", sagte sie leiser.
Jessica drehte sich wieder zu ihr um. „Du möchtest Zeit mit Jurian verbringen", stellte Jessica fest „Und was habe ich davon? Soll ich euch beim Kuscheln zuschauen?"
„Nein sollst du nicht", antwortete Thadchaini gelassener als sie dachte.
„Ich will, dass du ihn besser kennenlernst"
„Weil ihr zusammen seid?"
Thadchaini zuckte mit ihren Schultern. Sie wusste nicht, ob es was festes mit Jurian war.
„Er bedeutet mir viel", gab sie zu „Genau so wie du", sagte sie
„Ich möchte, dass ihr mehr zusammen spricht, als sich nur zu begrüßen"
Von Jessica kam keine Antwort und Thadchaini atmete laut und genervt aus.
„Ich verstehe dich nicht", sagte sie und verfolgte ihre ältere Schwester durch die Bibliothek. Jessica hatte nicht aufgehört die Bücher weiter einzusortieren. Sie wünschte zwar sie wäre alleine und könnte abschalten, aber es war ihr heute nicht vergönnt gewesen, dachte sie sich.
„Keiner von uns kann den Wind teilen", sagte sie nur und Thadchaini nickte.
„Aber Lucien. Er kann uns-"
„Dann wünsche ich dir viel Erfolg ihn zu finden", sagte Jessica daraufhin und nun verstand Thadchaini
„Ihr hattet einen Streit", stellte sie fest und Jessica schüttelte lachend den Kopf.
„Nein", sagte sie und sortierte weitere Bücher ein „Er ist einfach verschwunden nach dem Training. Ich vermute sogar, dass er zu Jurian gegangen ist", sagte sie und Thadchaini nickte. „Wann denkst du ist er wieder da?"
„Ist mir egal"
Und Thadchaini wusste, dass es ihr nicht egal war.
„Es ist doch was vorgefallen", sagte Thadchaini und sie sah wie Jessica den Kopf schüttelte
„Okay", sagte sie leiser und atmete aus „Dann werde ich Lucien suchen oder auf ihn warten, bis er zurück kommt", sagte sie und schaute Jessica an „Bitte komm mit", flehte sie ihre ältere Schwester an. Jessica stoppte in ihrer Bewegung und drehte sich um. Sie sagte nichts.
„Ich will doch nur, dass-"
„Okay", schnitt Jessica sie ab.
Thadchaini lächelte „Okay", sagte sie glücklich und drehte sich um. Sie wusste, dass Jessica es mochte alleine zu sein. Sie wusste auch, dass sie sie gestört hatte, aber sie hat sie dazu bekommen mitzukommen.
„Bis später!", rief sie ihr zu
„Psshht", sagte Jessica nur und Thadchaini ging überglücklich aus der zu großen Bibliothek raus.
Im Haus der Winde angekommen, setzte sie sich wieder in der Küche auf einen Stuhl und trank einen Schluck Wasser.
Sie war auf der Etage alleine. Weder Azriel schlief auf dem Sessel, noch war Lucien zu sehen. Feyre und Rhysand wohnten gar nicht mehr hier. Sie sind in Velaris im Stadthaus. Thadchaini wusste auch gar nicht wo Mor sich rumtrieb. Sie konnte auch den Wind teilen, erinnerte sie sich. Sofort ging sie die Treppen nach oben und schaute nach, ob sie Mor finden könnte. Sie müsste gar nicht auf Lucien warten. Mor könnte sie bringen.
Als Thadchaini auf die Terrasse ging entdeckte sie Azriel. Er stand an der Klippe und schaute runter. Genoss er die Aussicht? War er das nicht schon gewohnt vom Fliegen, fragte sie sich. Als sie sich umdrehte kam ihr Mor entgegen. Wahrscheinlich war sie in ihrem Zimmer gewesen.
„Oh Mor", sagte Thadchaini und Mor lächelte sie wieder an
„Hast du Jessica finden können?"
„Ja, danke nochmal", sagte Thadchaini und lächelte Mor zurück an
„Würdest du Jessica und mich in die Menschenwelt bringen?", fragte sie
„Zu Jurian", fügte sie noch hinzu und kratzte sich verlegen am Hinterkopf
Mor sah sie entschuldigend an „Es tut mir leid, aber ich kann das Zeitlich her nicht. Hast du Lucien schon gefragt?", fragte sie und sah Thdchaini an
Sie schüttelte mit ihren Kopf „Lucien ist mach dem Training mit Jessica verschwunden und ich hatte gehofft, dass wir nicht auf seine Rückkehr warten müssten, aber trotzdem danke-"
„Ich kann euch bringen", mischte sich Azriel ein und Mor schaute hinter Thadchaini
„Ich hätte Zeit", fügte er noch hinzu, als sich Thadchaini umdrehte und ihn anschaute. Er trug wie immer seine Illyrianische Kampfausrüstung mit seinen sieben blauen Steinen.
Thadchaini lächelte ihn an „Das wäre wirklich kein Problem?", fragte sie nochmal nach und er schüttelte mit dem Kopf.
„Ich muss so oder so in die Menschenwelt", sagte er leiser und Thadchaini verstand, dass er dort hin musste, um zu spionieren.
„Okay", sagte sie „Sobald Jessica bereit ist, würde ich dir Bescheid geben", sagte sie und er nickte „Sie ist noch Arbeiten?", fragt er und Thadchaini und sie nickte. Als sie sich nach hinten kurz umdrehte merkte sie, dass Mor schon gegangen war.
Azriel nickte ihr nochmal zu und stellte sich wieder an die Klippe.
Thadchaini schaute ihn zu und beobachtete ihn.
„Möchtest du springen und fliegen?", fragte sie belustigt
„Früher habe ich das gerne gemacht", gab er zu und zeigte auf die vielen Bäume und Berge „aber in letzter Zeit ist viel mehr grünes gewachsen und man kann sich nicht mehr runterfallen lassen von hier, ohne sich seine Flügel aufzuschürfen", sagte er
„Also hast du es am eigenen Leib erfahren?", fragte sie nach und er nickte
„Leider ja", sagte er und lachte leise „ich wünschte diesen Part hätte Cassian übernommen", sagte er und Thadchaini kicherte.
„Wie ist das?"
„Wie ist das zu Fliegen?", fragte sie genauer und Azriel drehte sich um
„Ich kann es dir zeigen", sagte er und streckte eine Hand aus
„Vertraust du mir?"
Thadchaini sah zu seiner Hand und zu ihn ins Gesicht. Dann sah sie hinter ihn. In die Schlucht. Sie fummelte an ihrem T-Shirt. Er würde sie nicht in Gefahr bringen, dachte sie sich. Also nickte sie
„Ja", sagte sie und ging auf ihn zu. Sie legte ihre Hand in seiner. Sie hätte gedacht, dass man die Brandnarben verstärkt merken würde, aber er trug über seinen Handrücken und Handfläche einen Handschuh, der zur Ausrüstung gehörte.
Er nahm sie hoch und legte einen Arm inter ihre Kniekehlen und den anderen Arm an ihren Rücken. Thadchaini legte ihre Arme um seinen Nacken. Seine Schatten umgaben ihn und tanzten mit ihr.
„Okay", sagte er und packte sei fester. „Halt dich gut fest", stellte er klar und das tat sie.
Und im nächsten Moment spürte sie den Wind und als sie runterschaute, war die Terrasse einige Meter weit entfernt. Sie klammerte sich regelrecht an ihn. Sie hörte Azriel leise lachen und das schlagen von seinen Flügeln konnte sie ausblenden, als sie die schöne Landschaft sah.
„Wow", sagte sie leise und konnte kaum begreifen, dass sie gerade in der Luft war. Sie war in der Luft. Sie flog. Sie flog über die Wälder und Berge.
Und in diesen einen Moment, als es nichts mehr als sie und die wunderschöne Natur gab. Die Flüsse, Berge und Bäume, da neigte sie ihren Kopf zum Himmel und lachte. Ein echtes lachen. Vor Freude und Hysterie, dachte sie sich. Sie fliegt verdammt nochmal, dachte sie sich.
„Es gefällt dir", sprach Azriel zu ihr und sie nickte heftig mit ihren Kopf.
„Das ist unglaublich!"
Beide näherten sich wieder die Terrasse. Azriel landete sanft und ließ Thadchaini zu Boden. Sie zitterte vor Adrenalin und grinste. „Das war unglaublich", sagte sie und sah in Richtung Himmel.
„Genau so habe ich auch reagiert, als ich das erste mal geflogen bin", sagte er und Thadchaini sah ihn wieder an. Sie rief es sich wieder ins Gedächtnis, dass er später Fliegen gelernt hatte, als andere Illyrianer, da er eingesperrt worden war.
„Fühlt es sich immer anders an oder ist es für dich schon normal?"
„Normal würde ich es nicht nennen, aber es fühlt sich jedesmal anders an. Egal ob ich die selbe Strecke zum hundertsten mal Fliege oder eine neue Route zum ersten mal. Es ist immer wieder schön", sagte er und sie verstand.
~
Jessica brauchte nicht mehr so lange bis sie fertig war mit den ganzen Büchern.
Sie ging zu Clotho, um ihr Bescheid zu sagen, dass sie fertig war.
„Ich bin fertig", sagte Jessica und Clotho nickte.
Sie schrieb wieder mit ihren magischen Stift auf ein Stück Papier
„Ich denke, du hast die letzten Tage weitere Priesterinnen gesehen?", fragte Clotho und Jessica nickte „Ja das habe ich", sagte sie
„Sie haben gemerkt, dass du sie nicht störst und trauen sich nach und nach raus", erwiderte Clotho und sie nickte.
„Das freut mich zu hören", sagte Jessica und drehte sich halb um
„Dann bis morgen", sagte sie, aber Clotho hob ihre Hand und Jessica blieb stehen.
„Du siehst erschöpft aus. Gebe ich dir zu viel Arbeit?", fragte sie und Jessica schüttelte ihren Kopf
„Oh nein", fing sie an „Ich Trainiere noch vor der Bibliothek und das Schlafen fällt mir in letzter Zeit ein bisschen schwer", erklärte sie sich „Die Arbeit ist gut. Es ist nicht zu viel oder zu wenig", fügte sie noch hinzu.
Clotho schrieb wieder auf dem Zettel
„Überarbeite dich nicht. Es muss nicht alles auf einmal geschehen. Manchmal ist abwarten und Ruhe finden die bessere Lösung", schrieb sie auf den Zettel
„Ich brauche keinen Rat", sagte Jessica und drehte sich um „Bis morgen", sagte sie und ging die Treppe rauf.
Sofort wurde sie von Thadchaini abgefangen
„Bereit?", fragte sie und Jessica wollte eigentlich noch was essen, aber sie würde nach dem Treffen mit Jurian was essen. Viel lieber wollte sie wissen, ob Lucien wieder aufgetaucht war.
„Hast du ihn gefunden?", fragte sie monoton nach und Thadchaini schüttelte den Kopf. „Nein, aber Azriel bringt uns. Er muss auch in die Menschenwelt", erklärte Thadchaini und Jessica nickte. „Okay", sagte sie und beide gingen hoch auf die Terrasse.
Azriel stand in der Mitte und schaute zu Thadchaini und Jessica
„Ich würde als erstes gehen", sagte Thadchaini und Jessica nickte.
„Hallo", begrüßten sie und Azriel sich.
Jessica sah zu, wie Azriel und ihre Schwester verschwinden. Es kam ihr vor wie eine art deja vu. Als hätte sie es schon einmal gesehen und dann fiel es ihr ein. Sie hatte diesen Moment wieder geträumt. Heute nacht. Ihr Puls verdoppelte sich. Jessica fummelte nervös an ihrem Saum vom T-Shirt. Sie versuchte sich zu erinnern, was sie noch geträumt hatte. Ihr fiel nichts mehr ein. Sie packte sich an ihr Herz. Sie musste sich beruhigen. Es würde nichts schlechtes bedeuten. Das kann mal passieren, dachte sie sich. Das passiert doch jedem mal, versucht sie sich zu beruhigen und dann kam Azriel wieder. Er sah sie verwundert an. Merkte er es. Hatte er bemerkt, dass bei ihr alles auf Hochtouren lief?
„Alles in Ordnung?", fragte er sie und Jessica nickte und geht auf ihn zu.
Er sah sie skeptisch an und teilte mit ihr den Wind.
In der Menschenwelt angekommen, sah sie Jurians weißes großes Haus.
„Danke", sagte sie zu Azriel und er nickte und verschwand auch wieder.
Jessica versuchte langsam ein und aus zu atmen. Sie musste sich beruhigen. Das hatte nichts auszusagen, dachte sie sich. „Es ist alles okay", murmelte sie leise zu sich selbst. Ihre Hände waren verschwitzt. Ihre Atmung noch immer zu schnell und stockend und ihr Herz spielte verrückt. Panik. Alles in ihren Gedanken schrie nach Panik.
Sie klopfte an die Haustür und Lucien machte ihr die Tür auf. Sie schaute ihn an und er sie.
„Hallo", sagten beide gleichzeitig und Lucien musterte sie. Sie versuchte alles unter Kontrolle zu bringen.
„Du stehst unter Panik", sagte er und sah sie an „Was ist passiert?", fragte er sofort nach
„Es ist alles in Ordnung"
Er schüttelte mit dem Kopf „Ich kann es riechen. Deine Panik, meine ich", sagte er und Jessica schaute ihn mit weiten Augen an „Und deine Lüge", fügte er noch hinzu
„Riechen?", fragte sie nach und er nickte.
„Das kannst du auch", sagte er „ich kann es dir beibringen"
„Jessica?", fragte Thadchaini und stand hinter Lucien. „Du hattest Recht", sagte sie und zeigte auf Lucien
„Er ist hier"
„Das sehe ich", sagte sie kühler als gedacht und Lucien lächelte leicht. Er machte Platz, damit Jessica eintreten konnte.
„Danke", sagte sie und er verbeugte sich wieder.
„Komm mit", sagte Thadchaini zu ihr und nahm ihre Hand und zog sie ins Wohnzimmer. Jurian saß auf der Couch und lächelte sie an.
„Guten Tag Jessica", sagte er und stand auf
„Hallo Jurian", sagte Jessica und nickte ihn zu. Sie setzte sich gegenüber von ihm auf der anderen Couch. Lucien setzte sich neben sie. Er und Jurian tauschten Blicke aus.
„Möchtet ihr was trinken?", fragte Jurian die beiden Schwestern Jessica nickte und Thadchaini schüttelte ihren Kopf.
„Ja bitte", sagte sie „Ein Glas Wasser bitte", sagte sie und Jurian stand auf und ging in die Küche. Thadchaini folgte ihn.
Lucien stupste sie an und schaute sie von der Seite an „Was ist passiert?", fragte er schon wieder und Jessica konnte nicht anders, als genervt auszuatmen. „Wie gesagt, es ist alles-"
„Das stimmt nicht. Du weißt es und ich weiß es", sagte er bestimmt und drehte sich nun ganz zu ihr um.
Jessica biss sich leicht auf ihre Lippe und knetete ihre Hände auf ihren Schoß.
„Es passiert schon wieder", flüsterte sie zu ihn und sofort verstand er
„Was genau ist passiert?"
„Ich habe geträumt, dass uns Azriel wegbringt. Ich weiß nur nicht wie es weiter geht", sagte sie und schaute sich um „Ich...ich kann mich nicht-"
„Hey", sagte er sanft und legte eine Hand auf ihre verspannte Schulter. Sie wusste gar nicht, dass ihr ganzer Körper sich angespannt hatte.
„Es ist alles okay", versicherte er ihr und Jessica nickte.
Jurian und Thadchaini kamen wieder zurück und Jurian gab ihr das Glas Wasser „Dankeschön", sagte sie und trank einen Schluck.
Luciens Hand lag noch immer auf ihrer Schulter und sie merkte, dass sie sich langsam entspannte. Es war alles in Ordnung. Es war alles in Ordnu-
„Wie läuft das Training?", fragte Jurian sie. Jessica schüttelte kurz mit ihren Kopf, um ihre Gedanken zu sammeln.
„Gut. Ich baue erst noch Muskeln auf und verbessere meine Ausdauer"
Jurian nickte „Super", sagte er und Thadchaini lehnte sich an ihn. Jessica schaute also wirklich den beiden beim Kuscheln zu, dachte sie.
„Was machst du gerade?", fragte sie ihn und Thadchaini lächelte sie an. Jessica war jetzt hier, also konnte sie auch wenigstens etwas Interesse zeigen, dachte sie sich. Sie versuchte nicht mehr dran denken. Es war nur ein blöder Zufall gewesen.
„Ich versuche die Königinnen zu stürzen", sagte er und Jessica lehnte sich darauf hin nach vorne. „Du willst sie stürzen? Hast du genug Leute? Wie?", fragte sie nach und auch Jurian lehnte sich auch nach vorne.
„Mein altes Königreich ist zerstreut", sagte er „aber ich hätte genug Stimmen, um die Königinnen zu stürzen", erklärte er „Eine Armee habe ich noch nicht, aber das lässt sich auch noch machen", sagte er und grinste.
Lucien lehnte sich auch nach vorne „Das ist die Sache bei der ich gerade helfe", meldete er sich zu Wort und Jessica schaute ihn an.
„Was habt ihr dann mit den Königinnen vor?", fragte Jessica nach und in ihr brodelte es nur so von Hass. Gegenüber den Königinnen. Den König von Hybern... Jurian sah sie an „Das was du hoffst", sagte er und beendete den Satz nicht. Sie würden die Königinnen umbringen.
Jessica dreht sich zu Lucien um, der sie schon anschaute „Weiß Rhysand und Feyre-"
„Noch nicht", sagten Lucien und Jurian zusammen und nun lachte Jessica.
„Toll", sagte sie ironisch „wirklich toll", sagte sie und schüttelte mit dem Kopf. Wie konnten die beiden sowas planen? Wie konnten die so viel riskieren? Vertrauten die beiden einander so sehr? Vertrauten die beiden Thadchaini und Jessica so sehr?
Thadchaini wechselte das Thema „Erzähle Jurian von der Bibliothek", sagte sie und Jessica schaute sie an. Ihr Kiefer verspannte sich wieder
„Das Haus der Winde hat eine eigene Bibliothek", sagte sie und lehnte sich wieder nach hinten. „Und?", fragte Thadchaini sie und Jessica musste sich wirklich beherrschen, nicht ausfallend zu werden. Sie wusste, dass es ihr wichtig war. Sie sollten mehr miteinander reden. Sie hatte nur gerade so viele Gedanken in ihrem Kopf. Es war ein Chaos.
Unter fast zusammengebissenen Zähnen fing sie an zu erklären, wie die Bibliothek aufgebaut ist. Wie viele Etagen und wer dort arbeitet.
„... aber das allerbeste daran ist, dass ich eine unbegrenzte Anzahl an Büchern habe, die ich mir jederzeit ausleihen darf", beendete sie ihre Predigt und Thadchaini nickte ihr glücklich zu.
„Das ist ein wahrer Schatz, den ihr da habt", sagte er und schaute zu Jessica
„Du sagtest, da gäbe es auch Bücher auf verschiedenen Sprachen", fing er an und Jessica nickte „Auch mit Zeichen?", fragte er nach und Jessica nickte. „Ja", sagte sie „Eine Schrift, die komplett aus verschiedenen Zeichen besteht", erklärte sie ihn und er nickte. „Das sind wahrscheinlich Wyrd-Zeichen", sagte er und Lucien nickte. „Ja das sind Wyrd-Zeichen", bestätigte er. Hätte sie gewusst, dass Lucien wusste, was für Zeichen das waren, hätte sie ihn gefragt.
„Kannst du das auch entziffern?", fragte sie ihn und er schüttelte mit dem Kopf
„Leider nicht", sagte er und schaute sie entschuldigend an.
Jessicas Bauch fing an zu grummeln. Langsam machte es sich bemerkbar, dass sie noch nichts gegessen hatte. Um ehrlich zu dein, hatte sie es bis jetzt vergessen gehabt.
„Hast du nach dem Training was gegessen?", fragte Lucien sie und sie schüttelte mit dem Kopf „Nach der Bibliothek?", fragte er nach und anhand ihres Blickes, wusste er schon die Antwort. Er sah sie besorgt an, aber Jessica machte eine abwertige Handbewegung. Thadchaini schüttelte mit dem Kopf „Ich wusste nicht, dass du noch nicht gegessen hast", sagte sie und Jessica schaute Lucien an. Sie war nicht die einzige gewesen, die nichts gegessen hatte. „Du hast auch nichts gegessen", sagte sie zu ihn „Du bist einfach verschwunden", sie sah ihn an und er nickte.
„Dann geht beide was Essen", sagte Jurian und legte einen Arm um Thadchaini.
Lucien nickte und bevor Jessica was dagegen sagen konnte schnappte er sich ihre Hand und teilte den Wind. Sofort befanden sie sich vor Jurians Haus.
„Hey!", sagte sie lauter und befreite sich aus seinem Griff. „Ich-"
„Du und ich gehen ins Haus der Winde, um was essen", sagte er zu ihr
„Und was, wenn ich dir sage, dass ich keinen Hunger habe?"
„Du lügst. Das weiß ich. ", sagte er und streckte seinen Arm zu ihr aus. „Aber-"
„Kein aber", sagte er und teilte den Wind genau hinter ihr. Auf einmal stand er hinter ihr und sie merkte seinen Körper hinter ihren. Er ergriff ihre Taille und ihre Hand und bevor Jessica was sagen konnte, teilte er den Wind.
Auf der Terrasse angekommen, befreite sich Jessica sofort aus seinem Griff. Luciens Metall Auge klickte und er schaute sie an. „Komm mit", sagte er und ging voraus.
Jessica folgte ihn und als er ihr die Tür aufhielt schüttelte sie lachend den Kopf.
Lucien ging hinter ihr her und Jessica ging langsam die Treppen runter.
In der Küche angekommen, setzten sich beide gegenüber voneinander hin. Und plötzlich erstarrte Jessica. Sie krallte sich an den Tisch fest. Lucien stand vom Stuhl auf und ging zu ihr.
„Jessica?", fragte er und sie schaute in die leere.
„Es passiert schon wieder", flüsterte sie und sie verkrampfte sich immer mehr.
Lucien sah sich um und legte seine Hand auf ihre. Jessica spürte die Wärme, die von ihm ausging. „Jessica", sagte er sanft
„Es ist alles okay", versicherte er und sie schüttelte den Kopf. Ihr ganzer Körper verspannte sich. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sowas hatte sie noch nie erlebt. Bilder, Emotionen und Namen fluteten ihren Kopf. Sie konnte sich nicht bewegen.
„Nein", sagte sie heiser. „Lucien ich-", sagte sie und stoppte. Lucien bemerkte wie sich ihr Puls verdoppelt. Ihre Atmung ging stoßweise. Er hatte das noch nie erlebt. Er hätte auch nie gedacht, dass er es erleben würde. Seine Befürchtung wurde wahr. Jessica musste eine Seherin sein.
„Ich bringe dich hier raus", sagte er und hob sie vom Stuhl.
Er trägt sie aus der Küche raus und er merkte, wie viel mehr sie sich verkrampfte. Er hatte angst. Nicht um sich. Um sie. Er konnte ihr nicht helfen. Er konnte nichts tun. Er fühlte sich nutzlos. Nutzlos wie bei Jesm-
„Zwei Raben", flüsterte sie und starrt immer noch ins leere
„Einer schwarz, einer weiß", flüsterte sie weiter auf dem Weg ins Wohnzimmer.
Lucien wurde aus seinen Gedanken gerissen. Jessica redete Schwachsinn. Aus dem Kontext gerissene Wörter. Sätze, die keinen Sinn ergaben. Er sah sie verunsichert an.
Im Wohnzimmer angekommen setzte er sich mit ihr auf der Couch.
Er fasste ihr an die Schulter. Sie war komplett verspannt. Fast verkrampft. Er schüttelte sie leicht. Knetete ihre Schulter. Ihre Augen waren glasig. Sie schaute immer noch in die selbe Richtung.
„Jessica", sagte er sanft und das erste mal blinzelte sie, nach mehreren Sekunden ohne. Sie packte Lucien an seinen Armen und sah sich orientierungslos um. Ihre Atmung ging wieder schneller.
„Hey, hey", sagte Lucien und streichelte ihren Rücken. „Wir sind im Haus der Winde", sagte er und nach pausenlosen umschauen, nickte Jessica.
Sie schaute ihn verunsichert an. Was war passiert? Ihr Kopf dröhnte ein wenig. Sie hatte so viel gesehen, gehört und gefühlt. Lucien streichelte ihre Schulter „Alles ist gut", versicherte er ihr und sie nickte langsam. Aber nichts war gut. Sie musste weg. Sie musste von ihm weg. Sie strich seine Arme weg von ihren Körper. Sie konnte die Berührung nicht aushalten. Sie konnte in diesen Moment nichts aushalten. Sie war ihn ausgeliefert gewesen. Machtlos. Verkrampft. Verunsichert. Lucien sah sie an, als würde er wieder alles verstehen. Aber er verstand nichts, dachte sie. Niemand verstand sie. Sie verstand sich selbst doch gar nicht.
Ihre Atmung normalisierte sich nicht, genau so wie ihr Puls.
„Lucien", sagte sie kaum hörbar „geh", hauchte sie.
„Es ist alles in Ordnung", sagte er immer wieder. Er merkte, dass sie sehr müde war. Er merkte, dass sie alleine sein wollte. Aber nein. Er würde sie nicht alleine lassen. Sie musste so viel auf einmal gespürt haben. Sie muss verunsichert sein. „Ich gehe nicht", sagte er sanft und in der nächsten Sekunde schaute sie ihn einfach nur an. Sie versuchte aufzustehen, aber ihre Beine machten es nicht mit. Lucien stützte Jessica und sie schaute ihn wütend an. „Lass mich", sagte sie heiser. Seine Befürchtung war eingetreten. Er hätte es ihr sagen sollen. Er hätte es Feyre sagen sollen. Niemand wusste davon. Nur er. Er fasste sich an seiner Stirn. „Jessica", sagte er bestimmt und sie schaute ihn nicht an.
„Du musst dich ausruhen", sagte er leise zu ihr. Sie versuchte mit dem Kopf zu schütteln. Lucien hob sie hoch von der Couch. Und er hob Jessica über seine Schultern. Jessica protestierte und schlug auf seinen Rücken „Lucien lass mich runter!", sagte sie lauter und schlug immer wieder auf seinen Rücken. Sie strampelte mit ihren Beinen, aber er trug sie in ihrem Zimmer, als würde es ihn nicht stören. Ihr ganzer Schreibtisch war voller Papiere, merkte er. Das Bett sah unbenutzt aus. Hatte sie gar nicht im Bett geschlafen? Er legte sie ins Bett. Jessica schaute ihn wütend an. Sie atmete schwer und ihr Kiefer war angespannt.
„Mach. Das. Nie. Wieder", sagte sie warnend zu ihn. Ihre Lippen waren aufeinander gepresst. Ihre Körperhaltung angespannt und ihre Hände waren zu Fäuste geballt. Lucien kam ihr näher. Er wollte sie nur beruhigen. Ihr sagen, dass alles in Ordnung war. Jessica verkrampfte sich. Sofort hielt er inne in seiner Bewegung. Jessica sah ihn geschockt an. Voller angst. „Was ist los?", fragte er sie, als er Terror und Panik in der Luft roch. „Geh raus!", sagte sie lauter mit einer zitternden Stimme. Sie schaute ihn mit weiten Augen an. Augen, die angst hatten. Die Panik und Hilfe suchten. Sie legte sich ihre Decke über sich und sah ihn noch immer ängstlich an. Und genau dann. Genau in diesen Moment, als er sich bewusst machte, was er gerade getan hatte. Sie ins Zimmer unfreiwillig getragen. Auf das Bett gelegt und ihr näher gekommen war... Eine rasende Wut stürzte sich auf ihn.
„Jessica- Ich..-Was?!", Lucien stotterte. Er konnte es kaum glauben. Wie konnte sie nur denken, dass er... „Wer hat dir das angetan?", fragte er sie wütend. Er musste es nicht aussprechen. Er konnte es nicht aussprechen. Lucien musste sich beherrschen nicht gleich aus dem Zimmer zu stürmen. In die Menschenwelt zu gehen und den Mann in stücke zu reißen. Noch nie hatte er so eine Wut gespürt. Seine Atmung ging schneller.
Jessica schüttelte mit ihrem Kopf. Lucien ballte seine Hände zu Fäuste. „Ich frage noch einmal", sagte er und schaute sie an „Wer. Hat. Dir. Das. Angetan?", doch er bekam wieder keine Antwort. Sie sah ihn nicht mehr ängstlich an. Sie strich sich die Decke weg und stand vom Bett auf. Lucien folgte ihre Bewegungen. „Lucien", sagte sie sanft und alles in seinem Körper schrie danach zu kämpfen. Er brauchte nur den Namen. Jessica stellte sich vor ihn. Sie schaute hoch zu ihn und streichelte seine Schulter. Er schaute sie auch an. Er verringerte seine Atmung, seinen Puls. Es war, als würde seine Kraft, sein Feuer in ihm, ihn auffressen. Macht über ihn haben. Ihn beherrschen. Jessica schaute ihn an, die Hand noch immer an seiner Schulter. Er verschloss die Augen. Er musste sich beruhigen. Er legte seine arme auf ihre Schulter und sah sie an. „Sag mir, wer dir das angetan hat", bittet er sie leiser.
Als Jessica in seine Augen schaute, sah sie das Feuer in ihm. Sein Blick brannte fast auf ihrer Haut.
„Was machst du dann?", flüsterte sie zu ihn und sie wusste es. Er wusste es. Ihr Blick wurde hart. Monoton, als wäre nichts passiert. Eine Maske, die er immer wieder sah bei ihr. Pure Perfektion.
„Nein", sagte sie und gestikulierte zu ihrer Tür. „Geh jetzt", sagte sie
„Bitte", flehte sie ihn an. Alles in ihn kämpfte, um zu bleiben. Aber er nickte.
„Entschuldigung", sagte er und ging aus ihrem Zimmer. Er musste sich beruhigen. Also ging er wieder auf die Terrasse und teilte den Wind.
Jessica setzte sich an ihrem Schreibtisch. Sie schaute die Tür weiterhin an. Es ging ihn nichts an. Niemanden ging das was an. Er hatte zu viel gesehen, dachte sie sich. Sie hatte ihn zu viel sehen lassen. Sie atmete tief durch und schaute zu ihrem Schreibtisch. Sie musste sich ablenken.
Jessica hatte fast das erste Buch durch. Sie fing an das Buch durchzublättern und weitere wichtige Sachen aufzuschreiben.

A court of fire and shadow | ACOTARWhere stories live. Discover now