prisoner

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In der Dunkelheit, nur mit dem weit entfernten Geräuschen der Folter des anderen im Ohr, sieht das Leben noch beschissener aus als vorher. Die eisenstangen des Verließes rosten bereits, das Fenster wurde notdürftig mit Holz und Nägeln verschlossen, ließ aber regelmäßig Regenwasser, kleine Sonnenstrahlen und das Heulen des Windes herein. Die kleine sanftgold glühende Lampe flackert seit Tagen, spendet auch eigentlich so gut wie kein Licht und das schon seit er sich daran erinnern kann. Morgen kommt er wieder. Morgen wird er wieder nur essen reinstecken. Schließlich hat er ja eine Überraschung für ihn. Bitte nicht schon wieder ein Video seiner Freunde auf Social Media. Seine Freunde die seit Jahren versuchen ihn zu finden. Die nicht aufgeben und immer wieder dazu auffordern nach ihm zu gucken, ausschau zu halten, die Polizei zu rufen wenn etwas verdächtig vorkommt. Die Freunde die nicht wissen wie sie ohne ihn weitermachen sollten. Er vermisst sie so schrecklich. Doch was bringt es ihm sie zu vermissen? Er weiß er sieht sie nie wieder.

Rasselnd und quietschend öffnet sich die schwere eisentür zu seinem Gefängnis. Er hat nicht vor zu fliehen, er hat eigentlich schon aufgegeben. Nicht einmal aufschauen möchte er. Lässt es auch bleiben und wartet bis der Napf mit dem Essen abgestellt wird. Doch nichts. Kein Napf der aus den Boden geschmissen wird, kein becher und Wasser das neben ihm an die Wand fliegt. Stattdessen nähern sich Schritte die er nicht zuordnen kann. Jedenfalls nicht wirklich.

"Ich darf nichts tun was Sie verlangen. Gehen Sie bitte.", hauche ich schwach, hab mich mit der Situation abgefunden. Ein leises Lachen, sein leises Lachen, lässt mir den Atem stocken. "Hallo Sungie. Bist du jetzt endlich bereit mir zu sagen was ich schon so lange wissen möchte?", raunt er nahe an meinem Ohr. "Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Bitte. Bitte lass mich gehen. Ich hab nichts getan. Sie war alles für mich. Bitte. Ich weiß es doch nicht.", hauche ich. Mal wieder. Es ist immer das selbe. Wenn der große Boss kommt ziehe ich den schwanz ein und bettel. Aber bei seinen Handlangern kann ich den starken spielen. Seine rechte Hand, die mir sonst immer das Essen bringt, löst die lange Kette ,die mir die Jahre genug Bewegungsfreiheit gelassen hat um meinen Napf leeren zu können, und packt mich an meinen Haaren. "Bring ihn mit!", knurrt mein kidnapper kalt. "Nein bitte! Du musst mir glauben. Bitte. Ich weiß es wirklich nicht.", weine ich ängstlich. Wenn er wieder so extrem wird wie vor zwei Monaten überlebe ich es nicht. Ich kann und will es nicht überleben. Nicht wenn es noch mehr schmerzt diesen Mann zu lieben. Verächtlich schnaubt er. "Gar nichts muss ich. Schließlich bist du es ja der mir nichts erzählen möchte.", knurrt er abfällig. Wir kommen in seiner Kammer des Grauens an und mit einem abscheulichen grinsen öffnet er die Tür.

Kalter schweiß läuft meinen Nacken hinab und meine Sicht verschwimmt immer und immer wieder. Jedoch schweige ich weiter. Was sollte ich ihm denn auch schon groß sagen können. Ich weiß doch auch nicht wo Mina ist. Sie war meine allerbeste Freundin. Mein Leben lang schon. Sie wusste auch von den Gefühlen die ich für ihren älteren Bruder hege. Minho ist etwa fünf Jahre älter als ich. Auch wenn ich nicht weiß wie alt ich jetzt bin oder wie lange ich schon genau von ihm gefangen gehalten werde. "Noch ein letztes Mal. Wo hast du sie vergraben?", schreit eben dieser mich erneut und Wut entbrannt an. Wieder schweige ich, sehe auch nicht auf. Erst als ich mit einer solchen Wucht mit dem Stuhl durch den Raum geschleudert werde schreie ich auf. Schmerzen aber auch Taubheit breiten sich in meinem gesamten Körper aus, mein Schädel dröhnt und ich kann den leichten Geruch von Blut wahrnehmen. Meine Hände werden schwer und gleichzeitig so leicht und kraftlos. An den Armlehnen fehlt mir jeglicher halt und meine Hände rutschen in den Seilen zur Seite. Kraftlos blicke ich zu dem Mann auf den ich liebe. Oder ist es einfach nur noch der Gedanke an den Mann den ich kennengelernt hatte bevor Mina verschwand? Ich weiß es nicht mehr. Es ist mir aber auch egal. Die Taubheit nimmt meinen gesamten Körper ein und mit dem wissen zu sterben lächel ich ihn dankbar an. "I-ich danke dir, Minho. I-ich weiß nicht-", fange ich an werde aber durch ein schmerzhaftes Husten unterbrochen. "-nicht wo sie i-ist oder ob sie noch- ob sie noch lebt aber ich habe vielleicht- ich hab jetzt eine möglichkeit nach ihr zu sehen. Ihr zu danken das sie mich dich lieben ließ und-" Ein weiterer schmerzhafter Hustenanfall unterbricht mich. "- und meine Freunde können aufhören mich zu suchen. Ich weiß nicht wo sie ist. Aber ich denke jeden Tag an sie. Pass- pass auf dich auf Minho.", keuche ich unter den größten Schmerzen und lächel ihn sanft an. Ja. Ja ich liebe ihn. Nicht das was ich kennengelernt hatte. Seine Augen weiten sich und mit schnellen Schritten eilt er auf mich zu. "Bitte. Bitte tu es.", flehe ich leise. Geschockt schüttelt er den Kopf. Kleine Tränen fließen über sein hübsches Gesicht. "Bitte Kätzchen. Bitte.", hauche ich kraftlos ehe mein Sicht schwarz wird. Nichts. Ich spüre nichts. Dieser tritt hat wohl meinen Körper gelähmt. Einzig der Druck in meinem Kopf nimmt stetig zu. Wohl eine Gehirnerschütterung. Oder ein Schädel-Hirn-Trauma. Vielleicht auch ein Schädelbasisbruch. Würde jedenfalls den blutgeruch erklären. "Du musst durchhalten. Oh Gott. Bitte halt durch. Ich bring dich ins Krankenhaus. Sofort. Das schwöre ich dir. Bleib nur am leben kleiner. Bitte Jisung, bitte.", murmelt Minho weit entfernt und anhand seines atems gehe ich davon aus das er rennt.

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