Kapitel 16.

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Die Jungs kamen verschwitzt aber glücklich von der Bühne gestürmt. Ihr Auftritt war der Oberhammer! Ben kam sofort zu mir gelaufen und gab mir einen langen Kuss. "Hat es dir gefallen?" Ich nickte heftig. "Wie immer perfekt!" Er lächelte, nahm meine Hand und wir gingen los zum Backstage. Ben wollte duschen und danach zum Bus, also blieb ich bei den Jungs. Nessa war nirgends zu finden, doch ich machte mir darüber keine Gedanken.

Als Ben nach einer Stunde immer noch nicht zurück war, beschloss ich nachzusehen. Michbeck begleitete mich. Ich versuchte ihn von der Sache mit Nessa abzulenken indem ich die ganze Zeit dumme Witze riss, die er tierisch lustig fand. Im Nachhinein ist er doch ein klasse Freund. Wir kamen am Bus an, Michbeck gab den Code ein und die Tür öffnete sich. "Ben, was brauchst du so lange?", fragte er lachend, doch das Lachen verging ihm. "Was ist los?" Ich folgte ihm rein und blickte erschrocken um mich. Nessa stand engumschlungen mit Ben und sie küssten sich. Er hatte seine Hände bei sich, doch das ist nicht weniger schlimm. Sie starrten uns an als Michbeck sich räusperte. "Was wird das? Ich dachte du wärst einer meiner besten Freunde." Michbeck war völlig außer sich. Auch ich hatte ihn gerne angeschrien, doch ich blieb still.
Ben lief auf mich zu. "Ich kann das erklären, Alaska. Wirklich. Bitte hör mir zu." Kurz bevor er mich in den Arm nehmen konnte, wich ich zurück. "Fass mich nicht an." Meine Stimme war ein einziges Flüstern. Ich bezweifelte das er es überhaupt verstand. Nessa stand etwas weiter abseits, als ich sie ansah. "Du warst meine beste Freundin. Wie kannst du sowas tun?" Traurig blickte sie zu Boden, doch das machte die Situation auch nicht besser. Wir wollten gerade den Bus verlassen als die anderen reinkamen. Sie sahen uns alle ziemlich komisch an und aufgebracht wie Michbeck war erzählte er die Geschichte in Kurzform. Da ich mittlerweile schon weinte hatte Michbeck einen Arm um mich gelegt, den er sofort wegzog als Katze auf mich zu gerannt kam. Sie nahm mich nun in den Arm und meine Tränen hatten keinen Halt mehr. "Wie könnt ihr Alaska sowas antun?", schrie Katze durch den ganzen Bus. "Willst du ein Stück gehen? Mit Bier und Kippe?", flüsterte sie mir in Ohr, während sie immer noch behutsam über meinen Rücken streichelte. Ich nickte. Bevor wir gingen wanderte mein Blick zu Timur, in dessen Augen sich Wut und Verletzen widerspiegelten. Kurzerhand ließ ich Katze los und rannte zu Timur, der mich sofort in den Arm nahm. Er drückte mich so fest das ich dachte ich müsste ersticken. "Alles wird gut, Kleines."

Ich lief ein bisschen mit Katze über das Gelände. Wir liefen wieder Arm im Arm, doch diesmal weil ich die Stütze brauchte. Ich hatte das Gefühl mir reißt jemand den Boden unter den Füßen weg. "Wie gehts jetzt weiter?" Ich zuckte mit den Schultern. "Am liebsten würde ich bei euch bleiben, aber ich schaff es nicht nach der Sache Ben jeden Tag zu sehen." Sie nickte verständnisvoll. "Wir wollen auch nicht das du gehst. Vor allem Michbeck, Danny, Timur und ich. Wir haben dich ziemlich ins Herz geschlossen." Ich umarmte sie und wir holten uns unser mittlerweile 6. Bier. "Wo soll ich denn heute Nacht schlafen? Ich kann doch unmöglich zurück in ..." Katze ließ mich nicht mal ausreden. "Du kommst sehr wohl wieder in den Bus. Wenn einer gehen muss dann ist es Ben und diese Nessa. Ich fand sie von Anfang an komisch." Wenn ich an Nessa dachte, kam Wut auf. Meine beste Freundin, die die alles von mir wusste, die die immer da war für mich, die mir erstmal all das hier ermöglicht hat, wie konnte sie sowas tun?
Wir saßen auf einer Wiese und rauchten gerade als Michbeck mit Timur zu uns kamen. Die beiden umarmten mich fest und versuchten ihr bestes mich zu trösten, dabei war Michbeck derjenige der auch Unterstützung brauchte. Wir redeten einfach als wäre überhaupt nichts passiert. Er fand sein Lächeln relativ schnell wieder und versuchte nun mich aufzuheitern. Katze unterbrach uns einen Moment. "Ich will ja nicht stören, aber vielleicht sollten wir langsam zum Bus zurück. Timur sagt wir müssen morgen fit sein." Ich nickte nur und stand langsam auf. Timur hielt mich am Arm fest. "Du bleibst doch bei uns oder?" - "Ich denke schon, aber nur euch zu Liebe." Er lächelte und widmete sich dann Katze, die mir noch eine liebevolle Umarmung gab bevor sie mit Timur langsam vorging. Ich half Michbeck auf der lachend auf dem Boden lag. "Ich weiß das es echt 'ne scheiß Situation ist, aber kann ich heute vielleicht mit in deiner Kabine schlafen?" Er sah mich an und nickte. "Aber gerne doch." Sein Arm legte er um meine Taille. "Ich mein ja nur, jetzt wo Nessa bei Ben schläft", sagte ich scherzend obwohl das alles kein bisschen lustig war. Ich hatte das Bedürfnis mich zu schneiden um all dem Schmerz und der Leere die wieder aufkam, freien Lauf zu lassen.

Kurz bevor wir am Bus waren, rauchten wir noch eine. "Danke für alles", sagte Michbeck und umarmte mich. Alkohol macht ihn definitiv sentimental. "Ich hab nichts gemacht." - "Doch, doch. Danke wirklich." Erst jetzt ließ er von mir ab. Einen Moment lang starrte er mir in die Augen. Doch als würde er wieder klar im Kopf werden wich er zurück und lächelte mich an. "Sorry." Ich schüttelte nur den Kopf, ging rein, zog mich um, kramte in meiner Tasche rum und ging nochmal raus. "Ich bin gleich wieder da", sagte ich zu den Jungs, die Hälfte schlief eh schon aber egal. Draußen zog ich die Ärmel meines Pullovers hoch und setzte meine Klinge an. Erst zog sie sich ganz sanft durch meine Haut, doch dann immer fester. Mein Arm blutete immer mehr. Ich wollte einen letzten Schnitt machen. Einen der alles beendet als ich plötzlich eine Stimme hinter mir hörte.

Lebensretter - Casper FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt