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(Wut)———
Ohne nachzudenken, sprang ich dazwischen, als Leon seine Faust hob. „Geh mir aus dem Weg, Barbie!", sagte er kalt und schubste mich weg. Ich verlor irgendwie das Gleichgewicht, fiel zurück und stolperte dabei über die Stahl Fahrradständer, welche direkt hinter mir waren. Die Welt schien kurz stillzustehen, als mein Kopf auf den Boden traf. Der Schmerz war wie ein Blitzschlag, der mich durchfuhr. Ich hielt mir meinen Hinterkopf und fühlte sofort das warme Blut, das aus meiner Nase und dann auch über meine Finger lief.
„Defne!", schrie Deniz und kam zu mir. Tränen stiegen mir in die Augen, und ich konnte nicht mehr an mich beherrschen. „Du Idiot! Was soll das? Du hast mich verletzt!", schrie ich Leon an, während ich laut zu weinen begann. Es war plötzlich still, und alle Augen waren auf mich gerichtet. Sogar Fremde kamen aus irgendwelchen Ecken, um zu schauen, was los war.
Deniz' Gesichtsausdruck veränderte sich in einer Millisekunde von Sorge zu reiner Wut. „Das war's, Leon!", brüllte er und stürmte auf ihn zu. Einer aus der Gruppe, ein großer Junge mit roten Haaren, hielt ihn jedoch zurück. „Lass ihn, Deniz. Das bringt jetzt nichts."
Das Mädchen, das die ganze Zeit still rumstand und mir nur komische Blicke zugeworfen hat, packte Leon am Arm und zog ihn mit sich. „Komm, lass uns gehen!", sagte sie kalt. Sie gingen einfach weg, ohne ein weiteres Wort und ohne sich zu entschuldigen, dabei grinste sie mich noch einmal fies an.
Die restlichen Jungs, die sich später als „die wilden Kerle" vorstellten waren sofort um mich herum versammelt und versuchten, mich zu beruhigen, was sogar tatsächlich funktionierte. „Beruhig dich, alles wird gut, Defne", sagte ein Junge mit blauen Augen und Schiebermütze, dabei legte er seine Hand auf meine Schulter.
Deniz hielt mir ein Taschentuch unter die Nase und versuchte, das Blut zu stoppen. „Atme tief ein und aus, okay? Es wird alles gut", sagte er sanft. „Wo tut es denn weh?", fragte er, als ich schon etwas ruhiger und kontrollierter atmete aber ich antwortete nicht. Ich schaute an mir herunter und mein weißes Shirt war voller Blut. Oh man das war neu!
Inzwischen hatten einige der Fremden, die das Ganze beobachtet hatten, Sanitäter geholt, die sowieso auf dem Fest vor Ort waren. Die Sanitäter kamen schnell herbei und übernahmen die Versorgung. „Bleib ruhig, wir kümmern uns um dich", sagte einer der Sanitäter und untersuchte meine Nase.
„Es sieht aus wie eine starke Blutung, aber wahrscheinlich nichts Gebrochen. Wir werden das Blut stoppen und dich dann genauer untersuchen", erklärte er mir, wobei mir das eigentlich schon klar war, denn wie zum allmächtigen pink soll ich eine gebrochene Nase haben, wenn ich auf den Hinterkopf gefallen bin?
Während die Sanitäter mich versorgten, beruhigte ich mich allmählich. Ich konnte sogar schon aufstehen. Der Schmerzen ließ zum Glück nach, und mir ging es etwas besser. „Danke", sagte ich leise zu den wilden Kerlen. „Danke, dass ihr hier seid."
Der rothaarige Junge, welcher vorhin Deniz schon davon abgehalten hat auf Leon los zu gehen, trat vor und entschuldigte sich plötzlich bei mir. „Es tut mir leid, Defne. Mein Bruder hat überreagiert. Er ist momentan sowieso sehr komisch. Ich heiße übrigens Marlon."
Bruder?! Ich glaube mir sah man meinen Schock an, da ein anderer Junge mit blonden Haaren sich das grinsen verkneifen musste. Wie konnte so jemand wie Marlon so einen Bruder wie Leon haben? Die waren ja das komplette Gegenteil von einander.
Ich will nicht behaupten, dass Deniz und ich komplett gleich sind, was Oberflächliches betrifft, aber vom Charakter her sind wir es schon. Wir haben zwar unterschiedliche Kleidungsstile und einen unterschiedlichen Musikgeschmack aber unser Verhalten ist nahezu identisch. Zum Glück.
„Schon gut, Marlon", antwortete ich. „Es ist nicht deine Schuld, dass dein Bruder so ein Arschloch ist", sagte ich und grinste. Marlon schaute mich etwas geschockt an aber der blonde Junge von vorhin konnte sich sein Grinsen auch nicht mehr verkneifen. Irgendwie war er süß.
Die anderen stellten sich in der Zeit vor und wünschten mir gute Besserung und verabschiedeten sich, da es mittlerweile schon echt spät war. „Ich bin Markus", stellte sich der blonde Junge vor, der mir schon die ganze Zeit aufgefallen ist.
Plötzlich wurde mir wieder schwindelig, und der Schmerz kehrte zurück. „Mir geht's nicht gut", murmelte ich, bevor meine Beine unter mir nachgaben.
Die Sanitäter reagierten sofort. „Wir müssen sie ins Krankenhaus bringen. Sie könnte eine Gehirnerschütterung haben", erklärte einer der Sanitäter. Zusammen gingen wir zum Rettungswagen und fuhren ins Krankenhaus. Deniz fuhr natürlich mit.
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Im Krankenhaus angekommen, wurde ich gefühlte Stunden lang untersucht. „Sie haben eine leichte Gehirnerschütterung", erklärte der Arzt. „Das Nasenbluten kommt auch daher. Sie müssen über Nacht zur Beobachtung bleiben." Na ganz toll! Danke, Leon!
Das Krankenhaus war absolut langweilig und das Zimmer war in Gelb gestrichen und ich hasse Gelb! Wieso denn nicht Pink oder wenigstens einfach Weiß? Die Betten waren aus der Steinzeit und noch nicht einmal der Wasserhahn im Badezimmer funktionierte.
Deniz hatte in der Zwischenzeit unseren Vater angerufen, der mittlerweile auch angekommen war. Er kam besorgt zu meinem Bett. „Was ist passiert? Geht es dir gut?"
Ich erzählte ihm alles, was passiert war, von Leon's Ausraster bis hin zu meiner Verletzung. „Dieser Leon ist einfach durchgedreht", erklärte ich. Papa seufzte und schüttelte den Kopf. „Leon ist doch dein bester Freund, Deniz. Ich hätte nie gedacht, dass er sowas macht."
„Ich auch nicht", sagte Deniz leise. „Es tut mir leid, Def." „Es ist nicht deine Schuld", antwortete ich. „Leon hat einfach überreagiert. Aber ich bin froh, dass ihr alle für mich da seid."
„Du wirst dich nicht mehr mit ihm oder den anderen treffen, das ist viel zu gefährlich. Denk mal nach, was alles noch passieren hätte können!", erklärte Papa und schaute dabei zu Deniz.
Deniz und ich schauten uns beide schockiert an. Was können denn die anderen für Leon's Kindisches Verhalten?
Er verschränkte die Arme vor der Brust und schaute unseren Vater herausfordernd an. „Beim fliegenden Orientteppich! Papa, das ist nicht fair. Ja, Leon hat Mist gebaut, aber das heißt doch nicht, dass alle meine Freunde gefährlich sind!", verteidigte er seine Freunde.
Papa schüttelte aber nur den Kopf. „Deniz, jetzt wird nicht diskutiert. Ich will nicht, dass ihr nochmal in so eine Situation geratet", sagte er und stand dabei langsam auf. Deniz verdrehte aber nur genervt die Augen.
Papa ignorierte es und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Ruh dich aus, Defne. Wir reden morgen weiter, Gute Nacht." Dann verließ er wortlos das Zimmer.
Deniz setzte sich neben mein Bett und nahm meine Hand. „Tut mir leid, Def. Ich hätte besser auf dich aufpassen sollen. Ich werde morgen mit Leon reden!" Ich drückte seine Hand.
„Es ist nicht deine Schuld, Deniz. So schlimm ist das jetzt auch nicht, ich lebe ja noch. Aber bitte, lass es nicht zu einem weiteren Streit kommen. Das ganze Drama tut der Haut nicht gut. Davon kriegt man Falten und Pickel."
Deniz nickte und grinste. „Versprochen."
Irgendwann schloss ich die Augen und versuchte, mich zu entspannen, während die Schmerzen langsam nachließen. Trotz allem, was heute passiert ist, war ich trotzdem noch optimistisch, dass mein Leben in Deutschland besser werden wird. Vorallem mit Deniz und den wilden Kerlen an meiner Seite.
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UN:MASKED | Markus FF
أدب الهواة„Kacke Verdammt, Deniz! Diese Pinke Barbie da, ist deine Schwester?!" - 𝑳𝑬𝑶𝑵 „Ich liebe pink, wo ist das Problem? Nur weil du nicht so gut aussiehst wie ich, musst du nicht so sauer sein" - 𝑫𝑬𝑭𝑵𝑬