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(tiefgründiges Gespräch)———
Deniz
Als ich endlich bei Leon ankam, schaute ich zu seinem Fenster hoch. Das Licht war an, was bedeutete, dass er noch wach war. Ohne viel nachzudenken, kletterte ich vorsichtig auf die Garage, die direkt unter seinem Fenster steht. Ich überlegte kurz, formte dann einen Schneeball und warf ihn gegen das Fenster. Der Aufprall war leiser, als ich gehofft hatte, aber anscheinend doch laut genug, denn ein paar Sekunden später schob Leon den Vorhang zur Seite und schaute verwirrt zu mir herunter.
„Was zum... Deniz?", flüsterte er mehr zu sich selbst als zu mir. Er öffnete schnell das Fenster, griff ohne ein weiteres Wort nach meinem Arm und zog mich hoch. Oben auf der Fensterbank rutschte mein Fuß plötzlich weg, und für einen Moment dachte ich, das war's. Doch dann griff er schnell nach meinem anderen Arm und zog mich wieder hoch.
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„Hast du komplett den Verstand verloren?", flüsterte er, während er mir half, durch das Fenster zu steigen. „Es ist mitten in der Nacht und du..."
Bevor er weiterreden konnte, stoppte er abrupt und schaute mich genauer an. „Hast du geweint?", fragte er plötzlich. Seine Stimme klang viel ruhiger und besorgter als zuvor.
Ich schluckte und wischte mir schnell übers Gesicht, obwohl die Tränen längst getrocknet waren. Das hatte ich wirklich nicht erwartet. „Ähm... ja. Es ist alles gerade einfach so..." Ich spürte, wie mein Hals sich zuschnürte und es dauerte einen Moment, bis ich die Worte fand. „So scheiße, Leon. Ich weiß nicht mal, wo ich anfangen soll."
„Ok, komm", sagte er, zog mich zur Seite und schloss leise das Fenster. Er ließ meinen Arm dabei nicht los, sondern führte mich direkt zu seinem Bett, wo ich mich auf die Kante setzte. Während ich mich langsam hinsetzte, hockte er sich direkt vor mich hin, und unsere Augen trafen sich.
Normalerweise hätte ich an so einem Punkt irgendeinen dummen Kommentar gemacht oder versucht, die Stimmung zu brechen, aber das hier fühlte sich anders an. Er war plötzlich anders.
Ich weiß, dass ich in ihn verliebt bin – das kann ich einfach nicht mehr leugnen. Doch in diesem Moment wurde mir erst wirklich bewusst, wie tief das Ganze ging. Ich will mehr, und das ist das Problem. Irgendwas in mir zog die Bremse. Ein falsches Wort, ein falscher Blick, und ich könnte alles verlieren, was wir hatten.
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„Du bist ja ganz kalt", sagte er leise, als er meine Hände in seine nahm. Ich wusste gar nicht, wie ich reagieren sollte, und blieb still, während ich seinem Blick auswich. Ohne zu zögern, stand er auf, zog mir die Jacke aus und holte eine Decke aus seinem Schrank. Vorsichtig legte er sie mir um die Schultern und schaute mich kurz an, bevor er sich wieder vor mich hockte und meine Hände wieder in seinen legte.
Ich schluckte, unsicher, wo ich überhaupt anfangen sollte. „Es ist einfach alles so verdammt kompliziert, Leon", begann ich leise und spürte, wie sich mein Brustkorb bei jedem Wort weiter verkrampfte. „Zu Hause... mein Vater... die Sache mit Defne und Vanessa...".
Ich erzählte ihm wirklich alles: von dem Streit mit Papa bis zu Yasemine und ihrer Mutter. Ich sprach über all meine Gedanken und Ängste, und er hörte aufmerksam zu.„Es fühlt sich so an, als würde ich meinen eigenen Vater verlieren. Er versteht sich viel zu gut mit Yasemines Mutter, und bei mir sieht er immer nur die Fehler. Während Defne... sie ist für ihn perfekt." Dann wurde es still, und ich konnte förmlich hören, wie sich die Zahnräder in seinem Kopf drehten.
„Warum hast du mir das nicht früher gesagt?", fragte er mich plötzlich. „Ich meine, ich weiß, dass du nicht der Typ bist, der einfach so über seine Probleme redet, aber... Deniz... ich bin doch da."
Ich zog mich ein Stück zurück und sah ihm in seine wunderschönen braunen Augen. „Weil es keinen Unterschied macht, Leon. Ich erzähl's dir und dann? Mein Vater wird sich nicht ändern, und Defne bleibt trotzdem sein Liebling."
Leon schüttelte leicht den Kopf und seufzte. „Und wenn schon? Vielleicht ändert sich nichts, aber du kannst nicht alles in dich reinfressen, bis du irgendwann durchdrehst."
„Vielleicht... Manchmal hab ich das Gefühl, du verstehst das nicht", murmelte ich, weil ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte. Eigentlich hatte er recht.
Er hob eine Augenbraue und musterte mich mit einem kritischen Blick. „Ich versteh das nicht, hm?"
„Zeig mir deine Arme", sagte er plötzlich, und ich war für einen Moment überrascht.
„Was? Warum?" — „Weil ich wissen will, ob du immer noch die gleiche Scheiße wie früher machst", erwiderte er ernst. Ich wusste, was er meinte, und ein Teil von mir wollte ihm sagen, dass ich nicht mehr so ist, aber ich war mir auch nicht sicher, ob er mir das so einfach glauben würde.
Langsam schob ich meine Ärmel hoch und zeigte ihm meine Arme. Es war kein schöner Anblick gewesen, als ich noch in diesem Kreislauf gefangen war, aber jetzt war alles wieder gut. Schon seit über 7 Monaten keine neuen Narben. Nur noch die alten, verblassten Linien erinnerten an die Zeit, in der ich versuchte, den inneren Schmerz so zu verarbeiten. Überraschung: Es hat nie geholfen.
Leon schaute darauf, und ein Ausdruck von Erleichterung lag in seinem Gesicht. „Siehst du? Das ist ein Fortschritt. Ich bin stolz auf dich, Deniz", sagte er mit einem leuchten in den Augen, welches ich noch nie zuvor so gesehen habe.
„Aber hör mal, du bist ihm wichtig. Du bist schließlich sein Sohn. Du bist alles für ihn", sagte er sanft und drückte meine Hände ein bisschen fester, als könnte er damit meine Angst vertreiben. „Du wirst ihn nicht verlieren, Deniz", flüsterte er schließlich und legte seine Hand sanft auf meine Wange. „Manchmal ändern sich Dinge, aber das bedeutet nicht, dass du weniger wert bist oder dass er dich vergisst. Du bist ein Teil von ihm und das wird auch immer so bleiben."
Ich senkte den Kopf und spürte wie müde ich von den ganzen unterdrückten Emotionen war. Defne hatte Recht, wir alle tragen eine Maske, bis diese irgendwann fällt. Egal, ob man es will oder nicht. Ohne es zu merken, liefen mir wieder Tränen über die Wangen. Leon legte seine Hand unter mein Kinn, hob meinen Kopf, sodass ich ihm wieder in die Augen schauen musste. Sofort strich er mir die Tränen von den Wangen und lächelte plötzlich.
„Du bist so hübsch", sagte er aus dem Nichts. Ich dachte wirklich ich hab mich verhört. Hat er das gerade wirklich gesagt? Träume ich? Sofort wurde ich rot und bevor ich irgendwas realisieren konnte, beugte er sich vor und küsste mich.
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UN:MASKED | Markus FF
Fanfic„Kacke Verdammt, Deniz! Diese Pinke Barbie da, ist deine Schwester?!" - 𝑳𝑬𝑶𝑵 „Ich liebe pink, wo ist das Problem? Nur weil du nicht so gut aussiehst wie ich, musst du nicht so sauer sein" - 𝑫𝑬𝑭𝑵𝑬