schatten der kindheit

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Catharina wuchs in Köln auf, einer Stadt voller Geschichte und Kultur. Doch hinter den Mauern ihres alten Hauses in Ehrenfeld, wo sie mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder lebte, lauerten die Schatten ihrer Kindheit.

Catharina war 13 Jahre alt, ein Alter, in dem viele Mädchen beginnen, ihre Welt zu erkunden und ihre Träume zu formen. Für Catharina war die Welt jedoch ein Ort der Unsicherheit und Angst. Die fröhlichen Gesichter ihrer Mitschüler in der Schule erschienen ihr wie fremde Wesen aus einer anderen Realität, während sie selbst mit einer ständigen Bedrohung leben musste.

Ihr Vater, ein Mann mit wechselnden Stimmungen und einer Neigung zu Gewalt, beherrschte das Familienleben mit eiserner Hand. Der Druck seiner Arbeit und seine eigenen ungelösten inneren Konflikte entluden sich oft in Wutanfällen. Catharina lernte früh, wie sie sich klein machen und unsichtbar werden konnte, um den nächsten Ausbruch zu überstehen. Sie wusste genau, welche Schritte knarrten und welche nicht, um sich leise durch das Haus zu bewegen, wenn sie seine laute Stimme hörte.

Ihre Mutter war eine stille Frau, deren eigene Resignation und Angst sie unfähig machten, ihre Kinder zu beschützen. Sie versank in ihrer eigenen Welt, eine Welt der stillen Tränen und unerfüllten Hoffnungen. Catharina wünschte sich oft, ihre Mutter würde sie einfach in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles gut werden würde. Doch diese Umarmungen blieben aus, und so lernte Catharina, ihre Tränen zu verbergen und ihre Ängste hinunterzuschlucken.

Die Schule war ein zweischneidiges Schwert für Catharina. Einerseits war es ein Ort, an dem sie ihren gewalttätigen Vater für einige Stunden hinter sich lassen konnte. Andererseits fühlte sie sich oft isoliert und anders als die anderen Kinder. Sie wusste, dass sie ihre Wahrheit niemandem anvertrauen konnte. Ihre Lehrer bemerkten zwar ihre stillen, traurigen Augen, doch die Tiefe ihres Leids blieb ihnen verborgen.

Ein Lichtblick in ihrem Leben war ihr jüngerer Bruder Lukas. Obwohl er noch klein war, spürte auch er die Spannungen im Haus. Catharina fühlte sich verantwortlich für ihn und versuchte, ihn so gut es ging zu beschützen. Oft nahm sie die Schuld auf sich, um ihn vor dem Zorn des Vaters zu bewahren. Lukas sah in ihr eine Beschützerin und vertraute ihr blind, was Catharina die Kraft gab, weiterzumachen.

Die Wochenenden waren die schlimmsten Zeiten. Während ihre Klassenkameraden Ausflüge machten oder Zeit mit ihren Familien verbrachten, lebte Catharina in ständiger Anspannung. Der Geruch von Alkohol war ein Vorbote von Ärger. An einem besonders schrecklichen Samstagabend eskalierte die Situation. Ihr Vater kam später als gewöhnlich nach Hause, betrunken und wütend. Catharina hatte versucht, Lukas ins Bett zu bringen und ihm eine Geschichte vorzulesen, um ihn zu beruhigen. Doch das laute Krachen der Haustür ließ sie zusammenzucken.

„Wo seid ihr?“ rief ihr Vater, seine Stimme lallend und bedrohlich. Catharina drückte Lukas fest an sich und flüsterte ihm zu, dass alles gut werden würde. Doch sie wusste, dass sie lügen musste, um ihn zu beruhigen.

Ihr Vater stürmte ins Zimmer, und der Ausdruck in seinen Augen jagte ihr eine kalte Schauer über den Rücken. Ohne Vorwarnung packte er sie an den Haaren und zog sie aus dem Bett. Lukas schrie, doch seine Schreie wurden durch die dröhnende Stimme des Vaters übertönt. Catharina spürte den Schmerz, als ihr Vater sie schlug, aber sie biss die Zähne zusammen und weinte nicht. Sie durfte nicht weinen, das wusste sie.

In dieser Nacht, als die Schreie verstummt waren und die Dunkelheit über das Haus hereinbrach, legte sich Catharina neben Lukas und flüsterte ihm beruhigende Worte zu. Sie hielt ihn fest, während die Tränen endlich frei flossen. Sie wusste, dass sie stark bleiben musste, für ihn und für sich selbst.

Catharina träumte oft von einem anderen Leben, einem Leben, in dem sie frei und sicher war. Ein Leben, in dem sie einfach ein 13-jähriges Mädchen sein durfte, das sich keine Sorgen um Gewalt und Angst machen musste. Diese Träume waren ihre Zuflucht, ein Ort, an dem sie für kurze Zeit Frieden finden konnte.

So ging das Leben weiter, Tag für Tag, in einer endlosen Abfolge von Angst und Hoffen. Doch tief in ihrem Herzen wusste Catharina, dass sie eines Tages einen Weg finden würde, diesen Schatten zu entkommen. Sie würde kämpfen, für sich und für Lukas. Denn trotz allem war da eine Stärke in ihr, die nichts und niemand brechen konnte.
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Schatten der Vergangenheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt