Schatten der Vergangenheit

Familientreffen

Catharina war aufgeregt und nervös, als sie Jonas neben sich im Auto sah, während sie den langen Weg zu ihren Eltern fuhr. Sie hatte ihre Familie seit einigen Wochen nicht mehr gesehen und wollte ihnen die Neuigkeit über ihre Verlobung mitteilen. Jonas hielt ihre Hand und lächelte sie ermutigend an.

Endlich erreichten sie das gemütliche Haus am Rande der Stadt, wo Catharina aufgewachsen war. Beim Öffnen der Tür wurden sie von ihrem Bruder Lukas und seiner Freundin Anna herzlich begrüßt. "Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung!", rief Lukas, während er Jonas die Hand schüttelte und Catharina umarmte.

Catharina lächelte dankbar und betrat das Haus, gefolgt von Jonas. Sie fühlte eine Mischung aus Aufregung und Nervosität, als sie ihre Eltern im Wohnzimmer sah. Ihr Vater saß in seinem Lieblingssessel, und ihre Mutter stand in der Nähe des Fensters und las ein Buch.

"Hallo Mama, Papa", sagte Catharina leise.

Ihre Mutter drehte sich um und lächelte warm. "Catharina, mein Schatz, wie schön, dass du da bist!" Sie eilte auf Catharina zu und umarmte sie liebevoll. Ihr Vater stand ebenfalls auf und umarmte sie kurz. Catharina spürte die Spannung in der Luft, die seit Jahren zwischen ihnen geherrscht hatte.

"Wir haben tolle Neuigkeiten", begann Catharina, und Jonas trat neben sie und legte seine Hand auf ihre Schulter. "Jonas hat mir vor Kurzem einen Antrag gemacht, und ich habe Ja gesagt."

Die Reaktionen ihrer Eltern überraschten Catharina zutiefst. Ihre Mutter strahlte vor Freude und umarmte sie erneut. "Oh, das ist wunderbar, mein Kind! Herzlichen Glückwunsch, Jonas!"

Ihr Vater lächelte ebenfalls, obwohl es ein eher zurückhaltendes Lächeln war. "Herzlichen Glückwunsch, Catharina. Jonas, es freut mich für euch beide."

Catharina spürte eine Mischung aus Erleichterung und Ungläubigkeit. Ihr Vater, der einst ein strenger und oft gewalttätiger Mann gewesen war, schien sich verändert zu haben. Sie konnte es kaum fassen.

Während des Abendessens teilten sie Erinnerungen und Pläne für die Zukunft. Catharina erzählte von der Arbeit in der Klinik und von Jonas' Beruf als Biologe. Lukas und Anna berichteten von ihren eigenen Abenteuern und Plänen.

Plötzlich fiel Catharina ein, dass sie etwas Wichtiges vergessen hatte. "Oh, übrigens", begann sie vorsichtig, "Charlotte hat jemanden kennengelernt. Sie hat mir von einem Mann namens Frederik erzählt."

Ihre Eltern sahen überrascht aus. "Oh, das ist großartig!", sagte ihre Mutter schnell. "Wir freuen uns für sie."

Catharina spürte plötzlich eine Welle der Wut in sich aufsteigen. "Warum habt ihr mir das verheimlicht das ich eine schwester habe? Ihr wisst doch, wie wichtig Charlotte für mich ist."

Ihr Vater seufzte schwer. "Es tut uns leid, Catharina. Wir wollten dich nicht verletzen. Wir dachten nur, es sei besser, wenn du dich auf deine eigene Zukunft konzentrierst."

Catharina atmete tief durch und zwang sich, ruhig zu bleiben. "Charlotte ist meine beste Freundin und meine schwester, Mama, Papa. Ihr Glück bedeutet mir viel. Ich wünschte, ihr hättet mir vertraut und es mir gesagt."

Ihre Mutter senkte den Blick. "Es tut uns wirklich leid, Catharina. Wir hätten offener sein sollen."

Die Spannung im Raum war spürbar, als Catharina und ihre Eltern sich in Stille hüllten. Jonas griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. Catharina wusste, dass es Zeit brauchen würde, um die Wunden zu heilen und das Vertrauen wieder aufzubauen.

Der Abend verlief ruhig, und als es Zeit war, nach Hause zu fahren, spürte Catharina eine Mischung aus Emotionen. Sie war dankbar für die Unterstützung von Jonas und ihrer Familie, aber auch entschlossen, die Dinge klarzustellen und offener miteinander zu kommunizieren.

Als sie sich im Auto auf den Heimweg machten, lehnte sie sich an Jonas' Schulter und dachte über die Zukunft nach. Sie wusste, dass Veränderungen und Herausforderungen auf sie warteten, aber sie fühlte sich gestärkt und bereit, sie anzunehmen.