Mabel POV
Den restlichen Tag halte ich mich von den Piraten so fern wie möglich. Was auf so einem Schiff eigentlich wahrhaftig unmöglich ist. Doch glücklicherweise hat Hook genug damit zu tun den Angriff heute Nacht vorzubereiten, sodass ihm nicht auffällt wie ich eigene Pläne schmiede.
Die ganze Zeit tigere ich herum wie ein Tier im Käfig und kann keine Ruhe finden. Es gibt einfach so viele Dinge, die schief laufen könnten. Und meinen Einschätzungen nach enden all meine Fehlschläge mit meinem Tod. Ich bin die Gedanken nun schon so oft durchgegangen, dass die übliche Welle der Angst nun aus bleibt. Tatsächlich kann ich mir nur zwei Szenerien vorstellen, in denen ich am Leben bleibe.Nummer eins: Ich töte Peter Pan mit was auch immer diese kleine Insel verbirgt und Felix schließt sich mir danach an.
Nummer zwei: Ich töte Peter Pan und Felix. Eine friedliche Lösung kann es nicht geben. Peter Pan möchte mich tot sehen und ich ihn. Uns beiden ging es einmal um Felix Gunst. Jetzt geht es mir nur noch darum am Leben zu bleiben und das kann ich nur, wenn Pan stirbt. Denn der weiß ganz genau, dass Felix mich nie loslassen könnte, während ich noch auf Neverland herumrenne. Und teilen möchte er seinen perfekten Handlanger ganz sicher nicht.Kaum ist die Dunkelheit hereingebrochen, mache ich mich auf den Weg zu einem der Beiboote. Schnell überprüfe ich, ob alles Notwendige darin liegt. Zwei Ruder, ein Seil zum Anleinen an der Insel, alles da. Langsam setze ich mich ins Boot.
Meine Bewegungen sind vorsichtiger als sonst, denn an meine Wade habe ich mir unter der Hose ein Messer aus der Küche gebunden. Ich habe noch nie eine Waffe am Leib getragen, geschweige denn selbst und ungeübt an mir befestigt. Klar habe ich Angst mich zu schneiden. Aber ohne würde ich auch nicht gehen wollen und es wäre nicht gut, wenn ein Angreifer wüsste, dass ich mich wehren kann.Langsam und um Unauffälligkeit bemüht lasse ich das Beiboot an einem Seilzug hinunter ins Wasser gleiten. Es gibt ein Platschen, als es auf den Wellen auftrifft und ich erstarre, bete innerlich, dass es niemand gehört hat oder sie es zumindest für eine normale Welle halten. Nachdem tatsächlich niemand auftaucht, um mich aufzuhalten, binde ich die Seile eilig von meinem kleinen Boot los. Mein Herz rast und meine Hände zittern. Dann schnappe ich mir die Ruder und paddle was das Zeug hält.
Allerdings ist dieses Unterfangen schwieriger als gedacht. Vor allem die Wellen wollen mich mit aller Macht an das große Schiff heran pressen. Irgendwie lenke ich auch mehr im Kreis, als dass ich geradeaus fahre. Hätte ich nicht solche Angst, müsste ich über mich selbst lachen. Doch so rinnt mir nur der Schweiß von der Stirn und meine Muskeln krampfen vor Anstrengung.
Nach einer angsterfüllten Ewigkeit, tatsächlich habe ich jedes Zeitgefühl verloren, bekomme ich den Dreh immerhin so weit raus, dass ich mich von der Jollie Roger entferne. Ein ebenso erschöpfter wie auch erleichterter Seufzer entfährt mir. Doch es geht weiter. Ich darf mir jetzt keine Pause gönnen, habe schon viel zu viel Zeit verloren. Ein Ruderzug folgt auf den nächsten und so kämpfe ich mich Meter um Meter voran.
X
Völlig erschöpft erreiche ich schließlich den kargen Felsen, der wie ein Totenkopf geformt ist. Ein letztes Mal huscht mein Blick zu dem großen Piratenschiff, das weit entfernt in der Dunkelheit ankert. Sich bewegende Lichter von Lampen deuten auf Hektik hin. Anscheinend wollen nun auch die Männer aufbrechen. Ich atme einmal tief durch und ein Gefühl der Erleichterung durchfährt mich. Ich habe mich von Hook nicht als Köder benutzen lassen. Es ist an der Zeit nun auch den Rest meines Plans, wenn man das überhaupt so nennen kann, in die Tat umzusetzen. Ich muss auf diese steinerne Insel und irgendwie Peter Pan schaden. Meine ganze Idee fußt auf der bloßen Vermutung, dass hier etwas ist, das ich nicht finden soll.
Entschlossen aktiviere ich meine letzte Kraft und rudere durch eine Öffnung des Totenkopfs, sein Maul, in eine Höhle hinein. Drinnen finde ich eine Ebene, gegen die ich das Boot treiben lasse und steige aus. Schnell schaue ich mich um, sehe aber niemanden.
Das einzige Licht kommt von einer Etage über uns und findet seinen Weg über eine steinerne Treppe herunter. Es ist golden und warm und verwirrt mich. Diese Behaglichkeit schient nicht zu Neverland zu passen. Irgendwie fühle ich mich auch davon angezogen.
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Felix - The second shadow of Peter Pan
Fantasy„Du traust dich nicht, es dir einzugestehen", erkennt Pan mit zusammengezogenen Augenbrauen und lässt mich nun nicht mehr aus den Augen, „Doch das solltest du. Nur wer ehrlich zu sich selbst ist, kann sein größtes Potenzial erreichen." Noch immer we...