Mabel POV
Ich glaube ich stehe schon seit Stunden vor dem Eingang zu der Meerjungfrauen-Lagune. Wenn ich die Augen schließe, kann ich jeden Baum, jeden Busch, jeden Strauch vor meinem inneren Auge nachzeichnen, so lange schaue ich nun schon darauf. Ich warte auf Felix.
Es mag zwar ein trauriger Versuch sein einfach hier herumzustehen, aber genau so traurig ist es orientierungslos im Dschungel umherzuirren und nach Felix zu rufen. Hier weiß er wenigstens, wo er mich finden kann. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er mich noch einmal aufsuchen wird. Er kann gar nicht anders, denn er liebt mich noch.Ich seufze. Das Warten ist wirklich langweilig. Dafür war es vorhin aber ziemlich lustig. Melissa, Perla, Fiana und ich haben uns einen schönen Tag in der Lagune gemacht. Die drei haben versucht mir schwimmen beizubringen, was die Schwierigkeit hatte, dass weder sie noch ich wussten wie Menschen schwimmen. Nun ja, wenigstens schaffe ich es jetzt mich mit Ach und Krach zumindest über Wasser zu halten. Auch wenn ich dabei anscheinend ziemlich lustig aussehe, denn die Meerjungfrauen haben sich fast nicht mehr ein gekriegt vor Lachen.
Es gab aber auch Momente, wo ich glänzen konnte: Ich habe auf ihre Bitten hin jeder von ihnen eine schöne Perlenkette gemacht, die sie sofort umgehängt haben. Es hat mir geschmeichelt, dass sie sie anscheinend wirklich hübsch fanden.Auf einmal höre ich Schritte. Dieser Ort hier ist aufgrund der Felswand recht hellhörig und so höre ich Felix, noch bevor er in Sichtweite gerät. Doch kaum erblicke ich ihn, stelle ich mich unwillkürlich gerader hin.
„Felix!", rufe ich erfreut, denn um ehrlich zu sein hatte ich doch nicht mehr damit gerechnet, dass er heute noch kommt. „Ich wusste, dass du wiederkommst", behaupte ich dennoch, denn er soll bloß nicht denken, dass ich jetzt ständig hier gehockt und gewartet hätte. Nein, ich war mit Absicht genau jetzt hier und habe gar nicht lange gewartet.
„Hallo Mabel", begrüßt er mich ohne irgendeine besondere Betonung in der Stimme. Dann schauen wir uns nur an. Ich frage mich, was gerade in seinem Kopf vorgeht. Er sieht zumindest aus, als würde er mich nochmal ganz genau studieren. Unwillkürlich frage ich mich, ob ich irgendwas in den Haaren oder im Gesicht habe. Warum sagt er denn nichts? Er wäre doch eigentlich dran etwas zu sagen, oder? Immerhin ist er zu mir gekommen. Unruhig trete ich leicht von einem Bein auf das andere.
„Ich habe dir ein Geschenk gemacht", sage ich schließlich, weil ich die Stille einfach nicht mehr ertrage. Ich greife in meine Rocktasche, in der neben dem Haarschmuck auch noch der kleine Spiegel liegt, den ich von den Meerjungfrauen bekommen habe. Rasch drücke ich Felix das Geschenk in die Hand und füge erklärend „Das kannst du dir in die Haare machen" hinzu, als er ratlos aussieht. „Ich hoffe es gefällt dir", verdammt nochmal, kann er denn nicht mal irgendwas sagen? Keine Reaktion kommt von diesem Menschen.
„Danke", sagt er endlich und sieht dabei aus, als hätte er Zahnschmerzen. Die Enttäuschung beginnt schon sich ihren Raum in mir zu schaffen, da redet er endlich weiter: „Weißt du, ich habe nachgedacht -". Oh nein, gar nicht gut, sofort unterbrechen!
„Ich habe auch nachgedacht, Felix", rücke ich mit dem erstbesten Satz heraus, „Jetzt erkenne ich wie egoistisch es war, dich von hier fortbringen zu wollen. Ich sehe doch wie viel besser es dir hier geht." Alles Sätze um meine Haut zu retten, schließlich muss ich um jeden Preis hier bleiben, wenn ich überleben will. Es wäre nichts falsches daran gewesen ihn zurück nach Hause zu holen. Wo er hingehört.
Wobei ich zugeben muss, dass er wirklich besser aussieht. Seine Haltung ist aufrechter, nicht mehr wie die eines geprügelten Hundes. Und seine Augenringe sind nicht mehr so stark ausgeprägt, soweit ich das in der Nacht erkennen kann. Hat wohl was mit Persönlichkeitsentwicklung und einem gesunden Schlafrhythmus zu tun. Wie Ferien. Jetzt hätte er wieder bereit sein können nach Hause zu gehen. Aber das können wir jetzt nicht mehr. Wegen dem verdammten, teuflischen Peter Pan!
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Felix - The second shadow of Peter Pan
Fantasy„Du traust dich nicht, es dir einzugestehen", erkennt Pan mit zusammengezogenen Augenbrauen und lässt mich nun nicht mehr aus den Augen, „Doch das solltest du. Nur wer ehrlich zu sich selbst ist, kann sein größtes Potenzial erreichen." Noch immer we...