Kapitel 27

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Mabel POV

Der Kapitän führt mich eine Treppe hinunter und anschließend einen schmalen Gang entlang. Ich bin noch so überfordert mit der Situation, dass ich nicht eine einzige Frage stelle. Wir gelangen in eine Kajüte und da sie recht groß ist und auch einen Schreibtisch und ein paar Schränke beinhaltet, nehme ich an, dass es sich um die Kajüte des Mannes vor mir handelt. Es gibt nur wenige und außerdem sehr schmale Fenster und da ohnehin Nacht ist, spenden nur Kerzen etwas Licht.

„Euch muss sicher kalt sein", meint der Kapitän, geht an eine Truhe und holt ein weißes Hemd und eine dunkle Hose heraus, „Hier, zieht das an."

Noch immer zitternd nehme ich die Kleidung entgegen und schaue mich nach einer Möglichkeit um, mich beim Umziehen zu verbergen. Der Kapitän bemerkt meinen suchenden Blick und dreht sich weg von mir.„Gebt mir Bescheid, wenn ihr euch umgezogen habt."
Skeptisch betrachte ich seinen Rücken. Ich kenne diesen Mann ja überhaupt nicht, er könnte sehr gefährlich sein. So wie fast alles in Neverland. Die Meerjungfrauen waren zwar super nett zu mir, doch ihre spitzen Eckzähne und den giftigen Kuss habe ich nicht vergessen. Doch was habe ich in diesem Moment für eine Wahl? Ich kann den Kapitän, der bis jetzt gastfreundlich gewesen ist, schließlich nicht aus seiner eigenen Kajüte werfen.

Schnell und nahezu ohne den Mann aus den Augen zu verlieren, streife ich meine nasse Kleidung ab und ziehe stattdessen Hemd und Hose an. Kleidungsstücke, die mir viel zu groß sind. Die Hose ist zu weit und ich kann sie mir bis über den Bauch ziehen und muss die Hosenbeine umkrempeln, damit sie nicht zu lang ist. Das Hemd reicht mir bis über den Po.

„Habt Ihr einen Gürtel, Kapitän?", frage ich vorsichtig.

„Natürlich", er geht wieder zu der Truhe und reicht mir einen Gürtel. Bei meinem Anblick muss er etwas schmunzeln. Ich nehme den Gürtel beschämt entgegen und binde ihn mir um die Taille, damit sowohl Hose, als auch Hemd fixiert sind.

„Danke", sage ich, nachdem ich fertig bin.

„Ich mag zwar ein Pirat sein, aber Jungfern in Nöten muss ich einfach helfen", erklärt der Kapitän, „Aber Ihr habt mir noch immer nicht euren Namen verraten."

„Mabel Carpenter", nenne ich ihm meinen Namen.

„Und woher kommt ihr, Miss Carpenter?", der Pirat lehnt sich an die Kante seines Schreibtisches und betrachtet seinen Haken. Etwas befremdlich finde ich letzteren schon. Ein wenig verloren und noch mit der nass zusammengefalteten Kleidung in der Hand stehe ich vor ihm.

„Aus England", antworte ich, „In der Nähe von London war mein Zuhause."

„London", überlegt der Kapitän laut, „Den Ort habe ich nie bereist. Liegt er weit entfernt vom Zauberwald?" Sein Blick ist interessiert.

„Vom Zauberwald?", frage ich irritiert.

„Oh", überrascht hebt der Mann die Augenbrauen, „Dann kommt Ihr wohl aus dem Land ohne Magie."

„Vermutlich", antworte ich überfordert.

Er mustert mich neugierig. „Verratet mir, was ein Mädchen aus dem Land ohne Magie nach Neverland führt", fordert er mich auf. Ich zucke nur die Schultern, denn ich wüsste nicht, was ihn das angeht. Sicher will ich nicht meine Beziehungsprobleme mit ihm besprechen.
Ich weiche seinem Blick aus, indem ich eine zuckende Kerzenflamme beobachte.

„Ihr müsst es mir nicht sagen, wenn Ihr nicht wollt, Liebes", gesteht er mir zu, „Verratet mir nur eines: Gehört Ihr zu Peter Pan?" Schlagartig fliegt mein Blick wieder zu ihm herüber, nur um zu sehen wie der seine mich durchbohrt.

„Zu diesem blutigen Dämonen gehöre ich ganz sicher nicht", zische ich und registriere wie der Kapitän für einen Augenblick zufrieden aussieht. Dann geht er zur Tür und bedeutet mir ihm zu folgen. Wir gehen jedoch nur einen Raum weiter.

Felix - The second shadow of Peter PanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt