Kapitel 5

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Felix POV

„Danke", sage ich, als die Prozedur vorüber ist, und kann mich ohne Probleme aufsetzen. Dankbar blicke ich dem Jungen ins Gesicht, „Was waren das für grüne Funken?"

„Du hattest ein paar gebrochene Rippen und heftige Blutergüsse", erzählt dieser und übergeht meine Frage damit, „Scheint dir wohl nicht so gut in deiner Welt zu gehen, hm?" Er hebt die Augenbrauen und ich zucke nur mit den Schultern und wundere mich über seine Formulierung. Was meint er mit 'meiner Welt'?

„Bin ich in Neverland?", frage ich, ignoriere auch seine Frage. Allerdings würde es mich wundern, wenn ich nicht an jenem Ort wäre. Schließlich wollte der Schatten mich ja von Anfang an hierher bringen.

„Ja", bestätigt Peter Pan.

„Und wo genau ist Neverland? Sind wir noch in England? Wer herrscht hier?", dieser Ort gibt mir Rätsel auf. Ich weiß zwar nicht viel über fremde Orte, aber von Neverland habe ich wirklich noch nie gehört.

„Neverland ist eine ganz eigene Welt, Felix", er lacht, „In eurer Welt, dem Land ohne Magie, seid ihr wirklich sehr unwissend."

„Magie?", frage ich mit großen Augen, „Ist es das, womit du mich geheilt hast?"

„Ja, natürlich", Peter Pan nickt, „In deiner Welt existiert sie nicht und wenn, dann nur sehr schwach. Aber Neverland", er macht eine ausschweifende Handbewegung, „ist aus Träumen und purer Magie erschaffen worden! Ich bin der alleinige Herrscher über diese Welt."

Für einen Moment kann ich nicht sprechen, das alles ist so unwirklich und wirklich realisiert habe ich es noch nicht. Vielleicht bin ich ja doch ohnmächtig geworden? Oder der Wahnsinn hat Überhand genommen, ohne, dass ich es gemerkt habe.

„Ich sehe, dass du mir nicht glaubst", ernst schaut Pan mich an, „Dabei ist Glaube das wichtigste in Neverland, alles dreht sich darum. Glaube an etwas und du bekommst es." Sein Blick ist auffordernd.

„Na schön", murmele ich, schließe die Augen und stelle mir einen Becher Wasser vor. Meine Kehle fühlt sich so ausgetrocknet an, dass ich mich wirklich danach sehne. Als ich die Augen wieder öffne, hat sich mein Wunsch tatsächlich erfüllt.

„Unglaublich", hauche ich und trinke den Becher dann aus, „Aber warum gerade ich, Pan? Warum hast du ausgerechnet mich von allen anderen Menschen auf der Welt hierher geholt?" Es ist mir wirklich ein Rätsel. An mir ist doch nichts besonders. Weder stamme ich aus einer einflussreichen Familie, noch habe ich irgendwelche besonderen Talente.

„Nun Felix, was denkst du wie lange ich hier schon lebe?", fragt er mich.

Zwar sehe ich den Zusammenhang mit meiner Frage nicht, doch beantworte ich seine: „Ich weiß nicht. Solange wie du lebst, vielleicht? So sechzehn, siebzehn Jahre?" Pan lacht, doch ich begreife nicht was daran lustig war.

„Falsch", sagt er, „Ich wohne weder Zeit meines Lebens hier, noch bin ich so alt wie du sagst. In Neverland steht die Zeit still, Felix. Ich bin bereits seit über 50 Jahren hier und habe kürzlich die 100 überschritten." Er macht eine Pause, wohl um mir Zeit zu lassen das Ganze zu verarbeiten. Als ob ich das so schnell könnte.

„Das ist nicht möglich", flüstere ich immer wieder und lege mein Gesicht in die Hände.

„Es ist möglich", meint Pan, ich hebe den Kopf und sehe wie er aufsteht, „Du wirst es herausfinden, denn ich habe beschlossen, dass du mit mir hier leben sollst."

„Warum?", frage ich wieder. Mir ist gerade gar nicht klar, ob ich das will oder nicht. Überforderung tobt in mir.

„Ich bin einsam, Felix", erklärt Pan, „Auf dieser Insel sind fast nur ich und der Schatten. Und du, du scheinst nahezu perfekt als dritter Bewohner zu sein." Mit diesen Worten verschwindet er im Dschungel und lässt mich mit mindestens hundert weiteren Fragen zurück.

Felix - The second shadow of Peter PanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt