Kapitel 17

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Felix POV:

Im Schutz der Dunkelheit bewege ich mich wieder auf unser Lager zu. Die Kapuze meines Mantels beschattet zusätzlich meine Gesichtszüge. Nachdem Rufio und zum kleinen Teil auch Pan und ich den Kuchen in Rekordzeit verschlungen hatten, hatte ich mich mit Rufio noch auf einen kleinen Spaziergang begeben, um ihm zumindest die nähere Umgebung zu zeigen. Der Junge war sehr übermütig gewesen und alberte den ganzen Weg herum, sodass ich meine Gedanken an Mabel während dieser Zeit verdrängen konnte. Ich hatte sogar gelacht und ein wenig Fangen mit Rufio gespielt. Kurz hatte mich ein Gefühl des Kummers überrollt. Wie sehr hätte ich mir diese Unbeschwertheit für Elise, meine tote Schwester gewünscht. Wie gerne wäre ich mit ihr durch die Wälder und über den Strand Neverlands getollt. Sicher hätte sie auch in Rufio einen Freund gefunden. Die beiden sind sich so ähnlich. Nicht nur mit ihren hellen Haaren, die bei Rufio zwar gelockt sind und bei Elise glatt waren, und den hell braunen Augen, sondern auch in ihrem Wesen. Elise hätte sich niemals ein Abenteuer entgehen lassen und Rufio kann es ebenso wenig. Wenn ich in seine Elise-Augen schaue, werde ich einerseits traurig und andererseits bekomme ich den Gedanken, dass es ist, als hätte Elise durch Rufio noch ein Mal die Chance auf Glück bekommen.

Schließlich war jedoch der Abend hereingebrochen und Rufio von all der Aufregung und dem langen Tag müde geworden. Er erzählte mir zuvor, dass Mabel und er in der letzten Nacht angekommen waren und er in dieser überhaupt nicht geschlafen hat. Der Schatten hatte ihn an einem Sandstrand abgesetzt und sei dann verschwunden. Rufio habe wohl gewartet, ob jemand kommt, doch ist dann nach einiger Zeit selbst auf die Suche nach anderen gegangen. Erst am Tag hat er mich gefunden. Dass er nun müde ist, kann ich durchaus verstehen. Schlafend liegt er in meinen Armen und ich gebe mir Mühe so ruhig und gleichmäßig wie möglich zu gehen, damit er nicht aufwacht.
Gerade mache ich den letzten Schritt auf unsere kleine Lichtung und lege Rufio dann in seiner Hängematte ab. Er hatte bei Pan den Wunsch geäußert in einer solchen schlafen zu können und nicht auf einer Matratze und der Herr Neverlands hat ihn ihm mit einem Grinsen erfüllt.
Kurz betrachte ich den Jungen noch wie er friedlich da liegt, dann drehe ich mich um und erschrecke nicht einmal mehr, als Pan plötzlich auf seiner Matratze sitzt. Irgendwann gewöhnt man sich daran.

„Guten Abend, Pan", sage ich, lasse mich auf einem Baumstumpf nieder und setze die Kapuze ab.

„Hallo, Felix", begrüßt mich Pan und entzündet mit einer Handbewegung die Feuerstelle in der Mitte des Lagers. Eine Weile lauschen wir nur dem Knacken des Holzes und ich denke schon, dass Pan, der sich mit dem Rücken an den Baum neben seiner Matratze gelehnt hat, eingeschlafen ist. Doch da beginnt er wieder zu sprechen: „Es hat mir große Freude bereitet zu sehen wie viel Spaß du heute hattest". Er öffnet wieder die Augen und sein Blick begegnet meinem.

„Ja", ich lächele, „Es ist schön, dass Rufio hier ist und dass ich beschlossen habe hier zu bleiben, habe ich keine Sekunde bereut."

Pan nickt: „Ich sagte doch es sei dir bestimmt hier zu sein. Ganz im Gegensatz zu einer bestimmten anderen Person." Ich sehe wie sich sein Blick verfinstert und weiß sofort, dass es nicht Rufio ist, von dem er redet. Es ist Mabel. Mabel, die wohl von allen Menschen auf der Welt am wenigsten in diese Welt gehört. Naja, bis auf ihre Mutter vielleicht.

„Das mag stimmen", antworte ich, „Was gedenkst du deswegen zu unternehmen?" Mir ist bewusst, dass Peter Pan hier die Regeln aufstellt und ich mich ihnen fügen werde. Denn ich habe mich für ihn entschieden. Dennoch flattert mein Herz unruhig bei dem Gedanken, er könnte mich bitten, Mabel etwas anzutun.

„Kein Grund zur Sorge, Felix", beruhigt mich der Herr Neverlands, der wiedermal genau zu wissen scheint was in mir vorgeht, „Sie ist wegen dir hier. Teil deiner Vergangenheit und nicht meiner. Also wirst du auch entscheiden wie du damit umgehen möchtest. Natürlich werde ich dir jederzeit helfen, wenn du mich darum bittest." Er beugt sich ein Stück vor und schaut in das lodernde Feuer. Schatten der Flammen tanzen in seinem Gesicht.

Felix - The second shadow of Peter PanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt