Das laute Heulen des Windes hallt durch den dunklen, klaren Nachthimmel. Es ist spät. Die Sonne ist schon vor Stunden untergegangen und gibt dem Mond die Chance, die riesigen Gebäude der Stadt in sein kaltes Licht zu tauchen.
Weit oben auf einem der höchsten Gebäude im Viertel saß eine junge Frau. Eine rote Kapuze verdeckt ihr Gesicht, welches zum Boden gerichtet ist. Sie sitzt an der Kante des Gebäudes und schaut nach unten auf das einzige Haus, in dem noch Licht brennt. Es wird gefeiert. Der Grund: Das jüngste Mitglied der Kurogane-Familie hat die Superheldenlizenz erworben.
Eigentlich ist es nicht das jüngste Mitglied. Es ist Sache älterer Bruder. Aber in den Köpfen ihrer Familie existiert Sachi nicht. Sie ist gestorben oder wurde nie geboren. Ihre komplette Existenz wird von ihrer eigenen Familie geleugnet.
Ein schmerzhafter und wohlbekannter Stich durchbohrt Sachis Herz. Jedes Mal tut sie sich diese Folter aufs Neue an. Zu jeder Familienfeier sitzt sie auf diesem Dach und starrt nach unten. Schaut in die fröhlichen Gesichter. Hört das melodische Lachen. Sieht, wie heile Familienerinnerungen geschaffen werden, aber ohne sie. Niemals ist sie mit dabei. Sie ist immer allein.
„Verdammt..." keucht sie und wischt sich die ungewollten Tränen aus dem Gesicht. Sie zieht sich die Beine an die Brust und vergräbt ihr Gesicht im Stoff des roten, weichen, oversize Pullovers, den sie so gern trägt.
Als sie ihr Gesicht vor der gesamten Welt versteckte, flossen die Tränen plötzlich hemmungslos. Immer wieder schluchzte sie, fluchte über sich selber und ließ den Tränen freien Lauf.
Immer wieder lief der Tag wie eine Dejavu vor ihrem inneren Auge ab. Diese Machtlosigkeit, Demütigung, Provokationen,... Ihr ging es schon beschissen, als sie die Agentur von Hawks verließ, aber als sie nach Hause kam und sah, dass ihre ganze Familie versammelt war, um zu feiern, und sie, wie immer, nicht einbezogen wurde – ihr Herz zerbrach jedes Mal in tausend Teile. Dabei sollte sie es mittlerweile besser wissen.
„So eine verdammte Scheiße...", schluchzte sie wieder und hob den Kopf. Das Salz ihrer Tränen begann auf ihrer Haut zu jucken. Ihre Ärmel hatten die meisten ihrer Tränen bereits aufgesogen, doch es folgten immer mehr.
Sachis gerötete Augen fixierten den Horizont. Sie versuchte sich auf die Schönheit der Nacht zu konzentrieren, um diesen jämmerlichen Zustand endlich verlassen zu können. Aber egal, wo sie hinschaut: Irgendwas riss immer wieder an ihren frischen Wunden.
Etwas Rotes fiel plötzlich in ihr Blickfeld. Eine rote, geschwungene Feder sank langsam zu Boden. Sie widersetze sich eisern dem peitschenden Wind, der über die Dächer hinfort jagt, und landet schließlich auf dem kalten Beton des Daches.
Sie betrachtet die Feder für einen kurzen Moment. Dann wurde ihre Aufmerksamkeit von einem größeren Objekt nach oben gelenkt.
„Du warst so plötzlich verschwunden.", hallt Hawks Stimme durch die kühle Nacht. Seine riesigen roten Schwingen fächern der jungen Frau stetig kühle Luft entgegen, die sie nun doch frösteln ließ. Sie wollte ihre Arme um ihren Körper wickeln, um etwas Wärme zu speichern, traute sich aber nicht, auch nur einen Zentimeter ihres Körpers zu bewegen.
Sachi fühlt sich regelrecht entblößt. Sie saß so weit oben auf den Dächern der Stadt, damit niemand ihren Gefühlsausbruch sehen kann. Niemals sollte sie jemanden weinen sehen. Diese Zeit hat sie schon lange hinter sich gelassen. Eigentlich.
„Was willst du hier?", fragte sie und zog schließlich doch die Beine an, um ihre Arme darum zu schlingen. Sie versucht dadurch ihr verheultes Gesicht zu bedecken, doch sicher hat er es eh bereits gesehen.
„Patroulieren." Hawks streckt seine Flügel nach oben und gleitet langsam nach unten. Kleine Kieselsteine knischen unter seinen geschnürrten Lederschuhen, als er einige Schritte auf die am Boden sitzende Sachi zugeht.
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Come fly with me (Hawks x OC)
FanfictionSachi ist eine 18 Jahre alte junge Frau. Sie gilt als später Nachzügler, da sie sich erst mit ihrer Volljährigkeit an der U. A. Oberschule einschrieb und in die Abteilung für Superhelden aufgenommen wurde. Sie hat die Fähigkeit, Lebensenergie in ih...