𝐇𝐚𝐧𝐧𝐚
Der Tag verging, als wäre er in zwei Teile geteilt. Während der erste Teil mit Pablo geprägt war von einer seltsamen Mischung aus Vertrautheit und einer leisen Unsicherheit, brachte der Nachmittag im Krankenhaus eine Schwere mit sich, die mich tief erschütterte. Rosa hatte eine besonders schlechte Nacht hinter sich, und als ich ihr Zimmer betrat, sah ich sofort, dass es ihr schlechter ging. Ihre Haut war fahl, und selbst das sanfte Lächeln, das sie mir schenkte, konnte nicht darüber hinwegtäuschen.
Ich setzte mich zu ihr ans Bett, hielt ihre Hand und spürte, wie meine eigene Unsicherheit in den Hintergrund trat. Hier, bei Rosa, zählte nur noch der Moment. Ihre Stimme war schwach, als sie mich fragte, wie es mir gehe. Ich wusste, dass sie sich mehr Sorgen um mich machte, als um sich selbst, und das rührte mich auf eine Art, die ich nicht in Worte fassen konnte.
„Es geht mir gut, Rosa," sagte ich leise, „Pablo hat mich heute hierhergebracht. Er wollte unbedingt wissen, wie es dir geht."
Rosas Augen leuchteten für einen Moment auf. „Pablo... Er war immer ein guter Junge. Es ist schön, dass er für dich da ist, Hanna. In Zeiten wie diesen... braucht man jemanden."
Ich nickte, unsicher, wie ich ihr erklären sollte, was sich zwischen Pablo und mir verändert hatte. War da überhaupt etwas? Die letzte Nacht hatte mich durcheinandergebracht, aber vielleicht war es nur das Bedürfnis nach Nähe gewesen – nach einem Anker in einem Meer aus Unsicherheiten.
Rosa sah mich an, ihre Augen forschend, fast als könnte sie meine Gedanken lesen. „Du solltest dich nicht davor fürchten, glücklich zu sein, Hanna. Manchmal führt das Leben uns auf Wege, die wir nicht erwartet haben. Aber vielleicht ist genau das, was du jetzt brauchst."
Ihre Worte drangen tief in mein Herz. War Pablo derjenige, den ich jetzt brauchte? Er war mir so schnell so wichtig geworden, aber gleichzeitig fühlte ich mich nicht bereit, irgendetwas zu überstürzen. Nach all den Verlusten in meinem Leben war der Gedanke an eine neue Verbindung, an neue Gefühle, beinahe beängstigend.
„Ich... ich weiß nicht, Rosa," flüsterte ich, unsicher, ob ich wirklich bereit war, diese Gedanken auszusprechen. „Ich weiß nicht, was das alles bedeutet."
„Du musst nicht alles sofort wissen, Liebes. Lass es einfach geschehen." Rosa lächelte sanft, und für einen Moment schien ihre Krankheit vergessen. Es war, als würde sie mir einen letzten Rat geben, den ich nicht ignorieren konnte.
Als ich später an diesem Tag zurück in meine Wohnung kam, fand ich Pablos Jacke über meinem Stuhl hängen. Er musste sie vergessen haben, als er mich heute Morgen nach Hause brachte. Ich nahm sie in die Hand, hielt sie kurz an mich und spürte die Wärme, die sie ausstrahlte. Es war ein simpler, alltäglicher Gegenstand, und doch bedeutete er mir plötzlich so viel.
Ich setzte mich mit der Jacke in den Händen auf mein Sofa und dachte nach. Rosa hatte recht. Vielleicht sollte ich nicht alles hinterfragen, nicht jede Emotion analysieren. Vielleicht war es an der Zeit, einfach zu fühlen – zu leben.
In diesem Moment entschied ich mich, Pablo anzurufen. Vielleicht war es nicht viel, aber es war ein Schritt. Ein Schritt, um herauszufinden, was zwischen uns wirklich war. Ein Schritt, um mir selbst zu erlauben, die Unsicherheiten hinter mir zu lassen und in eine Zukunft zu blicken, die – so unsicher sie auch sein mochte – nicht mehr allein war.
Ich zögerte einen Moment, bevor ich Pablos Nummer wählte. Meine Finger schwebten über dem Bildschirm, als ich tief durchatmete. Der Gedanke, ihm alles zu sagen, was mir durch den Kopf ging, war überwältigend. Doch bevor ich mich entschließen konnte, den Anruf zu tätigen, hörte ich plötzlich das Klopfen an meiner Tür. Das Geräusch riss mich aus meinen Gedanken, und mein Herz begann schneller zu schlagen.
Überrascht legte ich das Handy beiseite und ging zur Tür. Als ich sie öffnete, stand Pablo vor mir. Sein Gesichtsausdruck war ernst, und ich konnte sehen, dass er genauso angespannt war wie ich. „Hanna, ich... ich musste einfach vorbeikommen. Ich konnte nicht zu Hause sitzen und warten."
„Pablo..." begann ich, doch er schüttelte den Kopf.
„Lass mich zuerst sprechen," sagte er sanft, aber bestimmt. „Ich weiß, dass du Zweifel hast. Und ich verstehe das. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich auch Zweifel habe. Ich habe Angst, dass wir uns auf etwas einlassen, das uns am Ende beide verletzt. Aber weißt du, was mir noch mehr Angst macht? Dass wir es nicht versuchen. Dass wir uns aus Angst zurückhalten und am Ende vielleicht etwas verlieren, das uns glücklich machen könnte."
Seine Worte trafen mich wie ein Schlag, und ich spürte, wie Tränen in meine Augen stiegen. „Ich habe so viel Angst, Pablo. Ich weiß nicht, ob ich das alles richtig mache. Aber ich weiß, dass ich nicht mehr alleine sein will. Und ich weiß, dass ich dich brauche, mehr als ich es mir eingestehen wollte."
Pablo trat einen Schritt näher und nahm meine Hände in seine. „Hanna, wir müssen nicht alles sofort wissen. Wir müssen nicht alle Antworten haben. Aber wenn wir es gemeinsam versuchen, wenn wir einander vertrauen, dann können wir vielleicht etwas Schönes daraus machen. Und selbst wenn es nicht funktioniert... zumindest haben wir es versucht."
In seinen Augen lag so viel Wärme, so viel Verständnis, dass ich das Gefühl hatte, endlich den Mut zu finden, den ich so lange gesucht hatte. Ich nickte langsam und spürte, wie sich die Spannung in mir löste. „Du hast recht, Pablo. Wir sollten es versuchen."
Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, und ich konnte sehen, wie auch seine Anspannung nachließ. „Danke, Hanna," sagte er leise. „Danke, dass du mir vertraust."
„Und danke, dass du mir geholfen hast, den Mut zu finden," flüsterte ich zurück, und in diesem Moment wusste ich, dass es keine Worte mehr brauchte. Wir standen einen Moment lang einfach nur da, hielten einander fest, und es war, als würde sich die Welt um uns herum wieder in den richtigen Rhythmus bewegen.
Die kommenden Tage waren ein vorsichtiges Herantasten an diese neue Realität. Pablo und ich beschlossen, die Dinge langsam anzugehen, ohne Druck, ohne Erwartungen. Wir trafen uns weiterhin regelmäßig, aber wir ließen uns auch Raum für uns selbst, um unsere Gefühle zu sortieren. Es war ein Tanz aus Nähe und Distanz, aus Verlangen und Rückzug, aber es fühlte sich richtig an. Es fühlte sich an, als würden wir eine Basis aufbauen, die stark genug war, um auch die Stürme zu überstehen, die vielleicht noch auf uns zukommen würden.
Eines Abends, als wir zusammen auf meiner Couch saßen und einen Film schauten, spürte ich, wie sich seine Hand langsam nach meiner streckte. Es war eine einfache Geste, aber sie bedeutete so viel mehr. Ich erwiderte den Druck seiner Hand und lehnte mich an seine Schulter. In diesem Moment fühlte ich mich vollkommen, als ob all die Teile, die in den letzten Monaten verloren gegangen waren, wieder an ihren Platz fielen.
„Ich weiß, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben," flüsterte er, seine Stimme war kaum mehr als ein Hauch. „Aber ich bin bereit, diesen Weg mit dir zu gehen, egal, was kommt."
Ich hob den Kopf und sah ihm in die Augen. „Ich auch," sagte ich leise.
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Heyyy,danke für 147 Reads!! Tut mir leid,dass drei Tage nichts kam,ich hatte nie Internet.
Ich hoffe die Geschichte gefällt euch bis jetzt :)
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𝐬𝐭𝐞𝐫𝐧𝐞 𝐮̈𝐛𝐞𝐫 𝐁𝐚𝐫𝐜𝐞𝐥𝐨𝐧𝐚✵|| Pablo Gavi ff
FanficHanna-Rosa López ist mit ihren 17 Jahren eine außergewöhnliche junge Frau. Nach ihrem vorgezogenen Abitur plant sie ein Medizinstudium, doch bevor sie sich in die Welt der Wissenschaft stürzt, verbringt sie den Sommer in Barcelona bei ihrer Großmutt...