Die Legende vom dunklen See

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Ich räusperte mich und schaute noch einmal zum See hinunter. der Nebel hatte ihn fast vollständig geschluckt. wir ein hungriges Tier glitt er sanft am Ufer entlang und nahm alles mit sich...

Ich konzentrierte mich wieder auch die Legende. Bertha hatte sie immer vorgelesen aus einem Buch das ein Augenzeuge mal geschrieben haben sollte. Ich hatte die Geschichte so oft gehört und konnte sie fast auswendig.

"Also ich erzähl die Geschichte wie sie der Augenzeuge geschrieben hatte" sagte ich noch schnell zu Sakia. Sie nickte stumm.

" Es war ein herrlicher Tag, ich war auf dem Weg von den Silber bergen nach Elerdor, um eine Nachricht zu überbringen. ich wanderte mit einem guten Freund als Begleitet den Abrâs entlang. rechts die majestätischen Berge und Links. die trockene und staubige tote Ebene. der Abrâs mündete in einem See. er war Riesengroß und glich einem Meer.
Der schnellste Weg wäre es über den See. doch nirgends war ein boot. So mussten wir am Ufer entlang wandern. Doch nicht direkt am Ufer. der See machte uns Angst egal wir flach er war, man konnte nicht auf seinen Grund schauen und das war nicht natürlich!
Gegen Abend erreichten wir ein kleines Dorf. wenige Menschen standen in den Straßen. Sie hatten leere Blicke, dreckige Kleidung und ihre Bewegungen waren so, als ob sie jeden Moment tot umfallen würden. Die Straßen waren dreckig und voller Fisch Gestank.
es war ruhig im Dorf. keiner sprach. sogar die Kinder saßen nur auf dem Boden und blickten starr in die Gegend...
diese Dorf erfüllte mich mit Traurigkeit und Angst.
Auf den Steg suchten wir einen Bootsmann , der uns über den See bringen könnte. Wir fanden einen vor einem kleinen Boot.

"guter Mann" sprach ich ihn an und tippte ihm auf die Schulter...
mein Herz krampfte sich panisch zusammen bei seinem Anblick. seine Linke Gesichtshälfte war vollkommen weggebissen. der Mann sprach flüsternd und blickte uns nicht an...
Es dämmerte als wir das Dorf verlassen wollten. ohne Erfolg auf ein Boot. Nur stille Männer mit ängstlichen und leeren Gesichtsausdrücken waren uns begegnet.

Kurz vor dem Ausgang kriechet etwas den Boden entlang. verdeckt von einer Kapuze. wie eine Schlange glitt das etwas über den Boden und zischte. es kam direkt auf uns zu...
ich bekam eine Gänsehaut und umklammerte meinen Dolch.
Das etwas riss die Kapuze weg...
eine alte Frau mich vernarbten Gesicht starrte uns an. Sie sabberte aus dem Mund und ihre zähne waren schwarz. sie atmete schwer und ihr Atem roch mach verfaultem Fleisch. ihr Augen waren glasig und der Körper zuckte.

"es ist soweit" ihre Stimme lies einen erstarren. sie war so leise, ängstlich und verführend. sie sprach mit Engelszungen doch mit dem Verstand des Teufels. Ein Dämon musste von ihr besitzt ergriffen haben oder sie war einfach nur irre. weiter laufen war zwecklos. man konnte den Blick einfach nicht abwenden.

"Sssie kommen" zischte sie als ob sie jedes einzelne Wort ausspucken würde.

"Wer kommt?" Fragte ich ängstlich aber doch neugierig.

"Die Rache..."

"Von wem?.... Redet!"

"Sie kommen, sie sind hungrig.... ihr müsst fliehen..." sie spuckte mehr Mals auf den Boden. "sie kommen um sich Satt zu fressen... der Meister verlangt sein Opfer..."

"Wer ist der Meister?"

Ihre glasigen und leeren Augen wanderten zum dunklen See.

"Er lebt..." säuselte sie. dann zog sie ihr Kapuze auf und schlängelte sich davon. ich blickte ihr nach. Mitleid erfüllte mich.

Wir schlugen unser Lager auf einer Anhöhe auf. Weit genug weg vom Dorf aber trotzdem mit einem guten Blick auf es. Es wurde dunkle und der Mond schien diese Nacht besonders hell. Dicke Nebelschwaden glitten lautlos in Richtung Dorf. Man sah deutlich den schwarzen Riesen Schilf der sich im leichten Wind hin und her bewegte. seine scharfen Blätter hackten wie Sensen auf den Nebel ein. mit dem Verlangen irgendetwas zerschneiden zu können. die kleinen Sträucher griffen mit ihren knorrigen Händen mal dort hin mal da hin und das leise und geheimnisvoll.
Der Nebel schluckte alles mit sich...
Es begann zu nieseln und die graue Wand hatte das Dorf fast vollkommen umzingelt. als es nicht mehr zu sehen war erschauderte ein schriller, gellender schrei die Nacht. Er war so angsterfüllt und kalt das mir ganz kalt wurde. Mein Herz fing an wild gegen meine Brust zu hämmern und ich traute mich nicht zu bewegen. gebannt schaute ich auf das Dorf, doch nichts war zu erkennen. nur die Hilfe und Todesschreie der Bewohner waren zu hören...
Der Nebel wurde dichter und hatte unser Lager fast erreicht. voller Panik rannten wir weg, wie eine Maus die von einer gierigen Katze gejagt wird. Mein Freund stolperte. er schrei noch einmal auf doch dann hatte in der Nebel verschluckt...
Ein Schatten bewegte sich im Nebel. nein er bewegte sich nicht, er schlängelte sich am Boden entlang...
Zum Vorschein kam die alte Frau. ihr Kleider nass, das Gesicht völlig aufgequollen und aufgeplatzt. ihr Körper war voller bisspuren und an ihr, hingen die blutsaugenden Neunaugen. sie blickte mich an. ihr Augen waren rausgestochen. sie Strecke das was von ihrer Zunge noch übrig war raus und krächzte :

"Sie haben ihr Opfer geholt"
Ihr Körper fiel leblos in den Matsch...

Nicht mehr klar bei Sinnen rannte ich in den Wald. Ich blieb nicht stehen bis ich vor Erschöpfung zusammen sackte...

Am nächsten morgen, lag ich neben einem Baum. Die Sonne war gerade aufgegangen.  von Neugier getrieben ging ich zurück zum Dorf.
Doch da war kein Dorf! da lag still und friedlich der See und plätscherte verspielt mit seinen Wellen. Anzeichen das hier mal ein Dorf stand gab es nicht.
Der Nebel hatte es vollkommen verdaut...
Ich ging das Ufer entlang. an einer Stelle lag etwas im Schlamm.
Eine Frau, komplett weiß und mit aufgequollen Körper. überzogen war sie mit Spuren von gigantischen Zähnen die nicht von einem normalen Fisch stammen könnten. ihre Leiche umklammerte etwas in den Händen...
Den abgebissenen Kopf eines Säuglings.
Tränen stiegen mir in die Augen. Ich musste schnell weg, bevor diese Kreaturen wieder kamen. Ich musste weg und zwar so schnell wie möglich..."

Sakia schaute zum Nebenbedeckten See hinunter.

"warum ist es eine Legende wenn es doch in einem Buch festgehalten ist?" Fragte sie ohne jegliche Angst. mein Körper hingegen zitterte immer noch. Ich konnte die Gefühle des Mannes deutlich nachvollziehen.

"Das Buch ist alt und Zeugen gibt es schon lange nicht mehr. Die Geschichte passierte sogar vor der Zeit merlocks. aber heute verschwinden immer noch Menschen die dem See zu nahen kommen..." ich hatte es ganz genau gesehen. als ich den Namen Merlock aussprach zuckte ihr Körper zusammen. warum wusste ich nicht. ihr Blick wurde hart und sie drehte sich zur Seite.

"Übernimmst du die erste Wache? Weck mich In ein paar stunden. " Ihre Frage klang eher wie ein Befehl.
Unruhig konnte ich den Blick vom See nicht abwenden. leise schreie hörte ich durch den Nebel...
Oder bildete ich mir das nur ein?

Die RebellinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt