Die gelben Augen

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Am nächsten morgen war ich froh noch zu Leben. der See plätscherte wieder ruhig und friedlich vor sich hin.
Wir sattelten die Pferde und ritten im schnellen Galopp am Wald entlang.
Als wir eine kleine Pause einlegten fragte ich die Elfe

"wohin gehen wir eigentlich ?"
Sie gab mir keine Antwort.
Das machte die ganze Sache für mich noch schlimmer. noch nie war ich so weit Weg von zuhause...
Ich betrachtete die Karte auf meiner Hand. diese dunkelroten Linien und die geheimnisvollen Runen.
Keine Ahnung was die bedeuten sollen. doch der Anblick der Karte ekelte mich an. Diese Karte war doch echt beschissen!
Erst zerstört sie meine Handfläche, auch wenn ich meine rauen Hände noch nie leiden konnte...
Dann muss ich wegen ihr von zuhause weg und das für keine Ahnung wie lange!
Reite jetzt mit einer völlig Fremden irgendwo hin
Und darf um mein Leben fürchten...
Ich verdrückte mir die Tränen...
Warum ich?

Zu unserer linken Seite war die Landschaft hügelig und ein paar Berggipfel waren schon zu sehen. zur unserer Rechten lag da immer noch dieser schwarze Fleck...

"Sind wir eigentlich schon über der Grenze?" Fragte ich.
Sakia nickte.
In mir fing es an zu kribbeln noch nie war ich über der Grenze gewesen...oder hatte daran gedacht es einmal zu sein.

Wir bauten unser Lager schon am Nachmittag auf. ein Feuer machten wir schon wieder nicht. was mich echt aufregte da ich mal wieder was warmes essen wollte.
Sakia machte eine Bewegung, ich sollte aufstehen. ich folgte ihr und wir standen uns gegenüber. sie gab mir einen Stock.

"Ich werde dich im Schwertkampf unterrichten" sagte sie knapp. und so geschah es auch. sie zeigte mir wie man zuschlug oder wie man parierte. doch ich musste feststellen das ich darin komplett versagte. Sakia hingegen führte jede Bergung geschmeidig und leicht aus.
Wenn ich etwas richtig machte lobte sie mich nicht sondern kritisierte was ich hätte besser machen können.
Am Abend gab sie mir einen Dolch.

"der sollte fürs erste reichen." Meinte sie nur.

"Wie wäre es mit Bogenschießen ?" Schlug ich vor. das war bestimmt leichter zu lernen und beim üben würde ich mir auch nirgends blaue Flecken hohlen.

"Meinen kriegst du noch nicht einmal einen Zentimeter gespannt." meinte sie mit einem leichten Anzeichen von Spott. "aber wenn du deinen eigenen dabei hast bitte."
Ich rollte die Augen und versuchte sie böse anzuschauen. doch das kann man nicht lange. diese klaren Augen, erfüllt von Trauer, hass und Schmerz...
Ich wendete schnell meinen Blick wieder ab und fragte mich ob ich überhaupt jemals etwas über dieses Mädchen herausfinden würde.
So ging es eine Woche lang. wir trainierten jeden Tag und die Anzahl der blauen Flecke nahm immer mehr zu...
Doch zu meinem Entsetzen gingen wir in den Süden und waren ganz nah am Moor gebiet. der Heimat der Mastrus und noch anderen Scheusalen...
Als wir unser Lager aufschlugen nahm ich mir vor Sakia endlich zur Rede zu Stellen.

"Sakia!" Sagte ich in einem strengen Tonfall. die Elfe schaute mich nur verwundert und durch dringlich an. "sag mir endlich wo wir hingegen! Ich habe keine Lust mehr dir stumm hinterher zu reiten falls du es nicht bemerkt hast wir sind ihr in der Heimat der Mastrus!" Sie gab mir keine Antwort und wendete sich von mir ab. "muss ich es aus dir rausprügeln?" Fragte ich aggressiv und lief auf sie zu. doch ehe ich mich versah lag ich auf dem Boden.
Sakia funkelte mich böse an.

"leg dich lieber nicht mit mir an, und du musst mir einfach vertrauen weil sagen darf ich es nicht! Und außerdem hast du wohl nicht verstanden das die Mastrus hier leben den mit deinen Geschrei hört man dich meilenweit!" Zischte sie.
Trotzig legte ich mich schlafen. trotz ihrer Art mochte ich die Elfe irgendwie... doch verstand ich nicht warum sie so verschlossen war, eigentlich hatte Bertha immer erzählt das Elfen fröhliche und kontaktfreudige Personen sind.
Ich betrachte noch einmal die Karte auf meiner Hand. ich verstand sie noch immer nicht. und war sie wirklich so wichtig und überhaupt war ich so einer Verantwortung gewachsen? Und was würde mit meiner Familie passieren wenn herauskommt das ich die Karte habe?
Als ich an meine Familie dachte musste ich mich stark zusammenreißen nicht zu weinen. wie es ihnen wohl geht. und vor allem Ben... war er überhaupt noch am Leben? Er war jetzt Teil der Armee des Königs.
Schon lange versuchten die Soldaten mit ihren Kriegsschiffen die Piraten zu Jagen und ihre Insel zu übernehmen...bis lang ohne erfolg...wenn ben jetzt auf so einem Schiff ist?!
Ich versuchte die Gedanken an meine Familie zu vertreiben. ich sollte lieber darauf achten jetzt einzuschlafen...

*

"GINNY SCHNELL!!" Eine panische Stimme drang an mein Ohr. Sakia blickte mich mit ihren Augen an. Rache und Angst spiegelten sich stärker als sonst... sie zerrte mich auf meine Beine und schlug kurz auf etwas ein.
mein Kopf brummte und es drehte sich alles. so schnell war ich noch nie aufgestanden...oder war das alles nur ein Traum? Sie zog mich zu Feuerwind. ich setzte mich hin und rieb mir die Augen. jetzt war ich mir sicher, das ich wach war.
Doch es war dunkel und ich konnte nichts sehen. Nur dunkle Umrisse und gelbe Augen aufblitzen wenn das Licht vom Mond sich in Saskias Schwert reflektierte. doch auch grunzen, knurren und keifen war zu hören. und das Geräusch von aufeinander treffendes Metall...
Mein Herzschlag erhöhte sich sofort. Wir wurden angegriffen! Aber was sollte ich jetzt tun? Ich hatte bestimmt eine Ewigkeit gebraucht um erst mal zu kapieren was abgeht und jetzt sollte ich auch noch handeln? Das war definitiv zu viel verlangt!.
Und all das was mir Sakia beigebracht hatte war wie ausradiert. ich konnte noch an keine Lektion mehr erinnern oder überhaupt wo mein Dolch war!
Sakia schwang elegant ihr Schwert und traf mal hier mal dort. doch die Kreaturen selber konnte ich nicht erkennen. Etwas packte mich an der Hand. ein heiserer Schrei entrann meiner trockenen Kehle und im nächsten Moment starrte ich in gelbe kleine Augen, hass erfüllt und mit einem Ziel: jedem leid hinzuzufügen und sich daran zu erfreuen. Ich konnte mich nicht bewegen. zu sehr war ich geschockt was sich in den Augen spiegelten und die Tatsache das ein echter Mastrus vor mir stand... oder war es ein Mastrus? Ich sah keine Hauer aber dafür pechschwarzes Fell und große spitze Ohren...
und eine kopflose Leiche die zitternd zu Boden fiel. Sakia hatte schnell reagiert und ihm den Kopf abgeschnitten...
Ich verlor den Überblick und vor meinen Augen verschwamm alles..
Noch immer hatte ich den Anblick der Augen im Kopf und ich konnte an nichts anderes denken. Feuerwind setzte sich in Bewegung und vor mir ritt Sakia. Hinter uns ertönte ein lautes Heulen. Doch mich umzublicken traute ich mich nicht. Die Angst solche Augen noch einmal zu sehen war zu groß...

Die RebellinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt