Teil 11

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"Ich bin zu Hause.", kündigte ich mich an, während ich meine Wohnungstür aufschloss und eintrat.
"Sei leise, er schläft.", Beyza trat an die Wohnzimmertür und legte dabei ihren Zeigefinger auf den Mund, weswegen ich lachen musste.
"Wie war dein erster Arbeitstag?", fing sie mit der Fragerei an auf die ich gewartet hatte.
"Interessant.", teilte ich ihr kurz und knapp mit um sie ein wenig zu nerven.
"Kumsal, erzähl schon.", sie seufzte auf, "Lass dir nicht jedes Wort aus dem Mund ziehen."
"Ich habe heute den vollidioten wieder getroffen.", leitete ich in meine Erzählung des Tages ein.
Sie sah mich fragend an: "Welcher vollidiot?"
"Der vollidiot, der mich fast angefahren hatte."
"Was? Wo? Auf deiner Arbeitsstelle?", sie kam mir sehr nah und ihre Augen wurden mit jeder Frage größer.
"Auf meiner neuen Arbeitsstelle.", beantwortete ich ihr ihre Fragen.
"Und was hatte er da zu suchen?", sie hatte die Augen so weit aufgerissen, dass ich befürchtete sie würden ihr rausfallen.
"Er ist mein Chef."
"Er ist was?", kreischte sie auf, "Lügst du mich an?"
"Warum sollte ich dich anlügen?", ich hob meine Augenbrauen an.
"Oh Gott Kumsal, das ist Schicksal.", Beyza ging nicht auf meine Frage ein.
"Nein, meine Liebe, das nennt sich schlechter Zufall.", verbesserte ich sie.
"Wenn es ein Zufall wäre, dann ein guter und kein schlechter.", sie hob ihren Zeigefinger an und bewegte ihn so als würde sie mit mir schimpfen, weswegen ich lachte: "Was soll daran bitte gut sein?"
"Du schaust echt keine Filme, oder?", ihre Frage klang mehr wie eine Feststellung als eine Frage, aber ich antwortete ihr trotzdem mit einem Kopfschütteln darauf: "Keine Zeit."
"In Romanzen treffen sie auch immer so durch Zufälle aufeinander.", erzählte sie mir, "Zwei Menschen, die sich nie gesehen haben und nichts voneinander wissen, sehen sich auf einmal überall. Weißt du auch warum?"
Ich schüttelte mit meinem Kopf um ihr zu verdeutlichen, dass ich die Antwort auf ihre Frage nicht wusste.
"Weil das Schicksal sie zueinander führt.", beantwortete sie ihre eigene Frage.
"Das ist doch Unsinn.", ich lachte erneut auf und sah sie belustigt an.
"Gott Kumsal, du bist der unromantischste Mensch den ich kenne.", seufzte sie auf, schüttelte dabei ihren Kopf und stand auf um zu sich nach Hause zu gehen.
"Kommst du morgen wieder um auf Baran aufzupassen?", ich folgte ihr in den Flur und sah ihr dabei zu wie sie ihre Schuhe anzog.
"Morgen muss ich in die Uni, aber ich habe das schon mit meiner Mutter geklärt.", sie kniete sich hin um ihre Schnürsenkel zu binden und sah dabei zu mir hoch, "Sie wird morgen auf ihn aufpassen. Bring ihn vor der Arbeit bei uns vorbei."
"Danke Beyza.", ich drückte ihr einen Kuss auf die Backe und winkte ihr ein letztes Mal zu, bevor sie im Aufzug verschwand. Nachdem sie weg war ging ich in Barans Zimmer um nach ihm zu sehen. Ich setzte mich an sein Bett, strich ihm durch seine kurzen Haare und gab ihm einen Kuss auf seine Wange. Ich wüsste nicht was ich ohne ihn in diesem Leben machen sollte.

"Abla, ich muss doch nicht in den Kindergarten.", meckerte der Sinn meines Lebens am Morgen, weil ich ihn geweckt hatte um ihn zu Beyzas Mutter, Reyhan Teyze, zu bringen.
"Aber ich muss arbeiten.", teilte ich ihm mit, während ich ihm seinen Pyjama auszog und durch Alltagsklamotten ersetzte. "Gut, dann schlafe ich.", er lehnte seinen Oberkörper zurück um mit seinem Kopf wieder auf sein Kissen zu kommen, jedoch zog ich ihn wieder hoch und nahm ihn auf die Arme, nachdem ich ihn fertig angezogen hatte. Mit Baran auf den Armen ging ich in unser kleines Badezimmer und wusch ihm mit kaltem Wasser sein Gesicht und seine Hände.
"Reyhan Teyze wird dir Frühstück zubereiten und ich werde auf dem Weg was essen.", sagte ich ihm während ich erst ihm und dann mir Schuhe anzog, ihn anschließend wieder auf die Arme nahm und in das Treppenhaus des Hochhauses trat. "Baran, du wirst immer schwerer.", lachte ich, während ich auf den Aufzugknopf drückte und merkte, dass er wieder eingeschlafen war. Ich setzte ihn bei Reyhan Teyze ab, bedankte mich bei ihr und fuhr mit meinem kleinen Auto zur Arbeit.
"Guten Morgen, Kumsal.", begrüßte mich Anna lächelnd, während ich auf meinen Schreibtisch zuging. Ich nickte ihr lächelnd zu und ging um die Ecke und ließ mich auf meinen Stuhl fallen. Ich war pünktlich und musste auf meinen Chef warten, der dann eine Stunde später kam und direkt in sein Büro lief. Ich kritzelte ein paar Sterne und Blumen auf ein Blatt vor mir und wartete, dass die Zeit verging um dann wieder nach Hause gehen zu können. Das Telefon auf meinem Schreibtisch klingelte:"Hallo?", hob ich nach einigen Sekunden ab. "Das heißt nicht hallo, sondern 'Guten Morgen, sie sprechen mit Kumsal Kara, der Sekretärin von Evrim Demir.", teilte mir die nervige Stimme am anderen Ende des Hörers mit. "Was willst du?", meine Stimme klang genervt. "Komm in mein Büro.", er legte auf. Dieser Kerl war ein Witz an sich und anscheinend auch noch zu faul um mich persönlich zu rufen. Ich tat, wie mir befohlen, stand langsam von meinem Platz auf und ging auch langsam die drei Meter auf seine Tür zu. Angekommen klopfte ich kurz an, öffnete die Tür jedoch ohne auf sein 'Herein' zu warten, denn immerhin hatte er mich gerufen und erwartete mich dementsprechend auch.
"Ich bin nicht einmal 10 Schritte von dir entfernt und du benutzt ein Telefon um mich in dein Büro zu bestellen?", fragte ich ihn und ließ mich dabei auf einen der Sessel vor seinem Schreibtisch fallen.
Er lachte kurz auf: "Seit wann duzen wir uns?"
"Weißt du, wenn man jemanden siezt, dann nur wenn man diese Person respektiert oder wenn diese Person viel älter ist als man selbst oder wenn..", fing ich mit meiner Aufzählung der Gründe an, weswegen ich ihn nicht siezte, jedoch unterbrach er mich:"Ich glaube schon, dass ich älter bin als du."
"Also ist dir egal, dass ich dich nicht sieze, weil ich dich nicht respektiere?", fragte ich ihn verspottend, weil er von den zwei Punkten nur auf den mit dem Alter eingegangen war. Er zog seine Augenbrauen zusammen: "Hab bei dir die Hoffnung auf sowas aufgegeben. Du hast dich nicht einmal entschuldigt als du vor meinen Wagen gelaufen bist."
"Fängst du wieder mit diesem Mist an?", fragte ich ihn und stützte meinen Kopf auf meinem rechten Arm ab. "Ich verstehe nicht warum du damals angefangen hast zu weinen.", ignorierte der idiot meine Frage. "Nicht, dass es dich was angehen sollte, aber ich habe schon davor geweint.", ich sah aus dem Fenster und eine Gänsehaut durchfuhr mich als ich an meine Gedanken und Gefühle von diesem Tag dachte, "Und wenn du mir jetzt mitteilen würdest weswegen du mich in dein Büro gerufen hast, wäre ich sehr glücklich darüber und könnte mich nach zwei Stunden auch endlich an meine Arbeit machen."
Er sah erstaunt aus, jedoch ging er nicht mehr auf die Sache mit dem Auto ein. "Wie alt bist du, Kumsal?", kam er wieder auf das Thema mit dem siezen. "22, du?", meine Augen ruhten wieder auf ihm und warteten auf die Antwort von diesem idioten. "24.", teilte er mir kurz und knapp sein Alter mit und ich nickte nur kurz mit meinem Kopf, um zu veranschaulichen, dass ich seine Antwort mitbekommen hatte.
"Könntest du mir bitte meinen Tagesablauf mitteilen und nachsehen wann das Essen mit den Besitzern der Bank ist, mit der wir arbeiten wollen?", er sah kurz auf seinen Computer und blickte dann wieder zu mir, "Das letzte Meeting mit diesen Leuten habe ich verpasst, weil du vor meinen Wagen gelaufen bist."

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Passt mein Schreibstil so oder soll ich ihn bisschen verändern ?

Das Lächeln meines HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt