Teil 17

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"Also worauf hast du Lust ?", Evrim öffnete mir die Beifahrertür. "Ist mir eigentlich echt egal.", sagte ich ehrlich.
"Okey, dann überlass das mir.", er schlug die Tür zu und lief um das Auto herum: "Ich bringe dich in mein Lieblingslokal."
Die Autofahrt über rappte der idiot von Boss zu irgendwelchen Liedern mit und gab uns somit keine Möglichkeit ein Gespräch anzufangen.

Er hielt vor einem italienischen Restaurant: "Da wären wir."
"Gut, weil fünf Minuten länger bei deinem Gesang hätten mir Kopfschmerzen bereitet.", machte ich mich über ihn lustig. "Du bist heute echt verletzend, Kumsal.", er schaute mich gespielt traurig an und stieg aus seinem Auto.
Ich öffnete die Tür und wollte aussteigen als Evrim daherkam, sie zuschlug und anschließend noch darüber lachte, während er voraus ging und ich ihn aus dem Auto wütend ansah.
"Du bist echt gar nicht lustig.", ich sagte ihm meine ehrliche Meinung während wir auf den Eingang zugingen. "Das sagst du nur weil es unerwartet kam.", sprach der Idiot. "Das ergibt nicht einmal Sinn, Evrim.", ich schüttelte meinen Kopf, "Bitte hör einfach auf zu reden."
"Ahhhh Evrim.", ein Mann kam mit offenen Armen auf uns zu, "Schön dich zu sehen." "Gleichfalls.", Evrim grinste und umarmte den Mann vor sich.
"Wer ist denn die schöne Dame.", der Mann wandte sich an mich, nachdem die beiden sich voneinander gelöst hatten.
"Kumsal.", ich reichte ihm meine Hand und lächelte ihn an. Er schüttelte sie und die Blicke die er dabei Evrim zuwarf, entgingen mir nicht. Der idiot grinste nur und fragte nach einem Platz, an dem er anscheinend öfter saß, denn er nannte ihn 'seinen' Platz. Der freundliche Mann, der übrigens so einen Kochhut trug, nickte ihm zu und brachte uns an einen Tisch in der hinteren Ecke des Restaurants. "Ich sage Adriana, sie soll euch direkt die Karten bringen. Ich muss wieder in die Küche.", er grinste uns noch einmal kurz an und verschwand hinter einer Tür.
"Kommst du hier öfter her?", fragte ich Evrim. "Nein, heute ist das erste mal.", machte er sich über meine Frage lustig. "Wieso versuche ich überhaupt ein Gespräch mit dir anzufangen?", ich sah ihn entgeistert an. Er lachte nur und nahm der Kellnerin, die sich an unseren Tisch stellte, die Menü-Karten ab. "Danke dir, Adriana.", er lächelte sie an.
Eine der beiden Karten streckte er über die Kerze und die Blume, die in der Mitte des Tisches standen, in meine Richtung, zog sie jedoch wieder zurück und sprach: "Ich werde für dich bestellen."
"Kann ja was werden.", ich rollte mit den Augen.

Nach dem wirklich leckeren Essen standen Evrim und ich an der Kasse und stritten uns wie Kinder darum wer die Rechnung zahlen sollte. "Es gehört sich nicht eine Frau zahlen zu lassen. Zerstöre bitte nicht meine Prinzipien und Steck deinen Geldbeutel weg.", er schob mich mit seinen Händen von der Kasse weg. "Man Evrim, ich will nicht, dass du das zahlst nur weil du ein Mann bist.", entgegnete ich ihm, während er Adriana schon das Geld übergab. "Es gehört sich einfach nicht eine Frau zahlen zu lassen, also sei leise und lass uns gehen.", wiederholte er sich, legte seine rechte Hand an meinen Rücken und schubste mich so zum Ausgang. Ich seufzte nur auf, denn eine Diskussion mit ihm zu starten würde wahrscheinlich andauern bis wir wieder auf der Arbeitsstelle waren.
"Kumsal!", rief eine Männerstimme nach mir als ich in Evrims Auto steigen wollte. Evrim und ich sahen uns beide automatisch um, doch fanden niemanden. Und als ich mich umdrehte um wieder ins Auto zu steigen, weil ich dachte mich verhört zu haben, erblickte ich einen meiner Cousins, der mit einem wütenden Blick auf Evrim und mich zukam. "Scheisse.", flüsterte ich vor mich hin und Evrim sah mich fragend an.
"Was machst du hier?", fragte mich Cem, mein Cousin. "Bin ich dir irgendeine Rechenschaft schuldig?", ich versuchte ruhig zu bleiben. "Natürlich bist du das! Mach mich nicht wütend, Kumsal.", er kam mir bedrohlich nah und baute sich vor mir auf. "Hey, trete mal ein paar Schritte zurück.", Evrims Stimme klang hart und einen Moment lang war ich geschockt darüber, dass der Witze reißende Evrim so eine angsteinflössende Seite hatte. Er kam ums Auto herum, schob Cem ein Stück, so weit es eben ging, zurück und stellte sich zwischen uns. Doch Cem lachte nur auf: "Wer bist du? Geh auf die Seite bevor es unschön wird."
"Ich Klär das schon.", sprach ich zu Evrim und legte meine rechte Hand auf seinen linken Unterarm. Er warf mir einen fragenden Blick zu, doch ich schüttelte nur mit dem Kopf. Ich wandte mich an Cem: "Was willst du?"
"Was ich will?", er sprach die Frage so aus als könnte er nicht verstehen, dass ich sie ihm gestellt hatte. "Ja, was willst du?", ich versuchte meine Angst zu überdecken und bemerkte Evrims blicke, der schräg vor mir stand. "Hast ja eine ziemlich große fresse bekommen, seit wir uns das letzte mal gesehen haben.", Cem machte sich über mich lustig. "Was glaubst du? Dass ich mich nach all den Jahren immernoch von dir und deiner Familie fertigmachen lasse oder was?", ich konnte spüren wie die ersten Tränen sich den Weg in meine Augen suchten. "Was heißt hier 'deine Familie'?", fragte er und antwortete sich direkt selbst drauf: "Es ist auch deine Familie."
Ich fing an zu lachen: "Was für Familie, Cem? Weder du, noch deine Brüder und Eltern, seid nicht meine Familie. Ihr seid alle vor Jahren mit meiner echten Familie zusammen im Auto gestorben."
Er schwieg einen Moment: "Rede gescheit mit mir, Kumsal."
"Tut mir leid, aber das werde ich nicht.", durch die Tränen in meinem Auge, die ich versuchte mit schnellem blinzeln zurückzudrängen, war meine Sicht verschwommen und Evrim neben mir gab mir den letzten Halt um nicht in Tränen auszubrechen. Ich wusste, aus einem unerklärlichen Grund, dass wenn es hart auf hart kommen würde, ich mich auf ihn verlassen konnte.
"Wir gehen jetzt.", Cem packte mich mit einer schnellen Bewegung am Arm und versuchte mich wegzuziehen. Doch Evrim ging dazwischen, löste Cems Hand von meinem Arm, schob mich hinter sich und stellte sich bedrohend vor Cem: "Wag es nicht sie noch einmal anzufassen."
Es war als würde mich meine ganze Vergangenheit einholen, all die harten Jahre, die ich durchmachen musste, weil meine 'Familie' mich mit allem alleingelassen hatte.
Doch Cem lachte wieder nur auf. Der Junge war krank im Kopf: "Was soll das? Spielst du jetzt Nutte für irgendwelche Anzugträger?" Evrim schob mich mit einer Hand unsanft einen Schritt weiter nach hinten, holte aus und schlug Cem ins Gesicht. "Kumsal, Steig ins Auto.", sprach er, immernoch mit dem Rücken zu mir gewandt. "Nein, lass uns bitte gehen.", ich ging den Schritt wieder vor, griff mit meiner Hand nach Evrims Hemd und zog leicht daran. "Steig ins Auto, Kumsal.", seine Blicke waren starr auf Cem gerichtet, der sich mit dem Handrücken über den Mundwinkel wischte und anschließend auf diesen blickte um zu kontrollieren ob er blutete. "Du tust besser was dein Herrchen sagt.", Cem warf erst mir und dann Evrim einen tötenden Blick zu. "Evrim, bitte lass uns fahren.", meine Stimme zitterte und war leise, was Evrim dazu brachte seinen Kopf schockiert zu mir zu drehen. "Bitte.", flüsterte ich erneut und Evrim nickte mir zu. "Das wirst du bereuen.", sprach Cem eine Drohung an mich gerichtet. "Und du auch.", er zeigte mit dem Zeigefinger auf Evrim. Evrim schloss die Türe des Autos, nachdem ich mich reingesetzt hatte, ging noch einmal auf meinen Cousin zu, sagte etwas unverständliches und ging ums Auto herum um ebenfalls einzusteigen. "Wir werden Baran nicht bei einer hure wie dir lassen. Darauf kannst du dich verlassen.", hörte ich seine Stimme durch die geöffnete Tür der Beifahrerseite, die Evrim mit einem Schlag schloss. Mein Kopf drehte sich in Sekundenschnelle zu dem Fenster, durch das ich ihn sehen konnte und ich blickte ihm mit einem tränenüberströmten in sein hasserfülltes Gesicht.

Das Lächeln meines HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt