Teil 16

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Ich hatte fünf Anrufe zu erledigen, zwei Präsentationen vorzubereiten, Evrims Termine einzuteilen und einige Ordner durchzusehen, doch das einzige was ich tat war dumm auf dem Stuhl rumzusitzen, mit dem Stift in meiner Hand rumzuspielen und über Kerems Worte nachzudenken. Ich wusste nicht wie ich das auffassen sollte. Was sollte das denn bedeuten? Wieso freut es Evrim, dass Baran mein Bruder ist? Was sollte er denn sonst sein? Wieso hat Evrim mit Kerem darüber geredet? Und wieso machte ich mir Gedanken darüber?
Ich warf den Stift auf den Tisch, schob meinen Stuhl vom Tisch weg und stand von meinem Platz auf. Ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren, ich musste einfach erfahren was Kerem damit meinte. Also ging ich zu den Aufzügen und rief diesmal nur einen von ihnen, den der am nächsten war, und wartete ungeduldig. Während ich von einem Bein aufs andere wippte blickte ich zur Anzeige, die mir anzeigte wie viele Stockwerke dem Aufzug noch fehlten bis er endlich bei mir ankam. Als die Zahl des Stockwerkes erschien, in dem ich wartete, machte ich schon einen Schritt auf die noch geschlossenen Türen zu. "Kumsal?",  Evrim blickte mich aus dem mittlerweile angekommenen Aufzug an und legte seinen Kopf schief. "Ja?", fragte ich ihn und wartete darauf, dass er aus dem Aufzug stieg damit ich einsteigen und zu Kerem fahren konnte, doch der Idiot bewegte sich nicht von der Stelle.
"Wo willst du hin?", er stieg aus dem Aufzug aus, woraufhin sich die Türen langsam schlossen. Ich streckte meine Hand aus um sie in die sich schließenden Türen zu stecken, damit sie sich wieder öffneten. Doch Evrim zog meine Hand zurück, wodurch sich die Türen schlossen. "Kumsal, wo willst du hin?", wiederholte er sich.
"Ich hatte was zu erledigen.", seufzte ich, "und jetzt muss ich wegen dir den Aufzug nochmal rufen."
"Was hast du denn so dringendes zu erledigen?", mein Chef blickte zu seiner Hand, die mein Handgelenk umschloss, und zog seine Hand zurück.
"Das hab ich jetzt wegen dir vergessen, weil du mich so lange aufgehalten hast.", log ich.
Er lachte kurz auf: "Bringe ich dich nur durch meine Anwesenheit aus der Verfassung?"
"Ha Ha Ha, Evrim.", ich blickte ihn entgeistert an, "Du bist echt lustig."
"Ach so viel Ironie in einem so netten Satz, trifft mich echt mitten in mein Herz.", der idiot fing an loszulachen und fasste sich dabei theatralisch an sein Herz.
Ich rollte mit meinen Augen und machte mich auf den Weg zurück zu meinem Arbeitsplatz: "Du bist echt der einzige Mensch, den ich kenne, der über seine eigenen Witze lacht."
"Macht das mich nicht zu etwas Besonderem in deinem Leben?", ich spürte seine grünen Augen auf mir, während er mir folgte.
Ich lachte nur und ging nicht auf seine Aussage ein.
"Ich hab noch viel zu erledigen, Evrim, halte mich nicht hin.", sprach ich als ich merkte, dass er noch mehr idiotische Witze auspacken würde.
"Das geht schon in Ordnung.", er hob seine rechte Hand und zeigte mit seinem Daumen auf sich: "Immerhin bin ich dein Chef."
"Okey Chef, wir sehen uns später.", ich ignorierte seine Aussagen und nahm an meinem Schreibtisch platz.
"Gehen wir zusammen Mittagessen?", fragte er noch bevor er in seinem Büro verschwand ohne auf eine Antwort von mir zu warten. Ich zuckte mit meinen Schultern und seufzte, ehe ich mich an die Arbeit machte. Das Gespräch mit Kerem musste anscheinend noch ein wenig warten.
Das Telefon, welches ich in meine Hand genommen hatte um zumindest einige der Anrufe zu erledigen, fing an zu klingeln. "Was ist denn jetzt schon wieder?", fragte ich Evrim, dessen Name auf dem Telefon erschienen war, "Du bist doch erst vor einer Minute in dein Büro gegangen."
"Ja, aber du hast mir keine Antwort auf meine Frage gegeben.", sprach er, als wäre es total verständlich, dass er deswegen anrief.
"Vielleicht liegt das ja daran, dass du auf keine Antwort von mir gewartet hast.", ich rieb mir mit meiner freien Hand über meine Schläfe. Dieser Mann strapaziert einfach meine Nerven.
"Du hättest es mir hinterherschreien können.", lachte er.
"Evrim, bitte arbeite einfach und störe mich nicht wegen solchen Sachen.", seufzte ich laut ins Telefon und legte auf. Doch das Telefon klingelte wenige Sekunden später erneut und sein Name erschien auf dem kleinen Bildschirm des Telefons. "Okey.", sprach ich ins Telefon und seufzte an dem Tag zum Gefühlten dreißigsten Mal auf, "wir können zusammen zu Mittag essen."
"Ich hole dich dann später an deinem Schreibtisch ab.", lachte er wieder über seinen eigenen Witz.
"Ja ja und jetzt arbeite.", ich rollte mit den Augen und musste mir ein Lachen unterdrücken.
"Ay ay Chef.", machte er sich nochmal lustig und legte dann auf.
Ich versuchte so viele meiner Aufgaben zu erledigen, bevor wir Mittagspause hatten. Ein kleiner Blick auf den Bildschirm des Computers auf dem Schreibtisch verriet mir, dass ich zehn Minuten später schon Pause hatte. Wenn man viel zu tun hat und nicht auf die Zeit achtet vergeht sie viel schneller, als wenn man darauf achtet und wartet, dass sie vergeht.
Evrims Türe öffnete sich auf die Minute genau um zwölf Uhr und er kam mit einem Lächeln auf den Lippen auf mich zu: "Los geht's, Kumsal."
Ich meldete mich am Computer ab, legte meine Unterlagen noch auf einen Haufen, schnappte mir meine Handtasche und lief um den Tisch herum zu Evrim.
"Worauf hast du Lust?", fragte er und betätigte den Knopf des Aufzuges.
Ich zuckte mit meinen Schultern: "Fragen wir Kerem."
"Warum Kerem ?", fragend blickte er mit seinen grünen Augen auf mich runter.
"Weil er mit uns zum Essen kommt.", klärte ich ihn auf, "Haben wir heute Morgen schon ausgemacht."
Evrim nickte nur mit seinem Kopf und verdeutlichte mir mit seiner linken Hand, vor ihm in den Aufzug zu steigen.
"Danke, der Herr.", lachte ich.
Er grinste mich an: "Immer wieder gerne die Dame."
Ich schüttelte nur mit dem Kopf und blickte aus den sich geöffneten Türen des Aufzugs und entdeckte Kerem direkt davor.
Dieser schlug sich auf die Stirn: "Kumsal, ich hab unsere Verabredung zum Essen total vergessen."
"Ich muss kurz weg und einiges erledigen.", klärte er mich auf, als ich ihn fragend anblickte.
"Das ist kein Problem, Bruder.", mischte sich Evrim ein, "Ich bringe sie zum Essen."

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Danke für die vielen positiven Kommentare und die Verbesserungsvorschläge 💜💜

Das Lächeln meines HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt