Die junge Kriegerin

Kapitel 1

„Na, wird's bald. Aufstellung! Aber zack-zack!", ruft unser Ausbildner. Er scheint noch verbissener zu sein, als sonst und er ist normal schon ein Schleifer.

Mein Name ist Elea und ich gehöre einer Abteilung von Kriegerinnen an, die sich noch in Ausbildung befinden. Wir sollen eines Tages zur königlichen Garde berufen werden und sind deshalb eine Sondereinheit, die Ausbildung ist besonders streng und hart.

Ich bin bereits im zweiten Jahr, das sich inzwischen auch schon dem Ende zuneigt. Warum wir heute am Exerzierplatz Aufstellung nehmen müssen, hat uns keiner verraten. Es ist ungewöhnlich, denn an einem normalen Tag müssten wir uns um diese Zeit im Kraftraum abmühen.

Die Ausbildung ist, wie ich bereits erwähnt habe, hart. Seit ich mich für diese Abteilung gemeldet habe, war ich keinen einzigen Tag mehr zu Hause. Ich habe meine Familie nicht mehr gesehen. Ich war naiv und habe mich von den Sprüchen beeindrucken lassen, dass Kriegerinnen dieser Abteilung hoch verehrt würden.

Es stimmt zwar, dass die Elite der Kriegerinnen, aus dieser Abteilung stammt. Aber es sind nur wenige, die gut genug sind, mit den wichtigsten Aufgaben betraut zu werden. Die, welche es jedoch schaffen, dürfen die königliche Familie bewachen oder werden für Sondereinsätze eingeteilt. Die Wahrheit ist aber auch, dass nur wenige gut genug dafür sind. Auch bei dieser Abteilung landen die meisten doch wieder bei normalen Aufgaben. Vor allem für die Grenzsicherung werden unsere Leute gern eingeteilt.

Zur weiblichen Truppe gibt es auch eine, die sich aus Männern zusammensetzt. Während wir auf der rechten Seite des Platzes Aufstellung genommen haben, nehmen die Kerle die linke Seite ein. Ich mag die Typen nicht, da sie alle ausgesprochen überheblich sind. Sie bilden sich ein, etwas Besseres zu sein.

Plötzlich tritt eine Frau vor die in Reih und Glied aufgestellten Kriegerinnen und Krieger. Es geht ein Raunen durch die Reihen. Vor uns steht niemand geringeres als Vila. Sie ist durch ihren schwarzen Umhang leicht zu erkennen. Diesen trägt sie immer, wenn sie im Schloss ist.

Vila ist zwar noch recht jung, sie ist aber bereits jetzt, mit ihren 25 Jahren, eine Legende. Jeder kennt sie und verehrt sie. Sie soll allein und ohne jegliche Hilfe dem König das Leben gerettet und dabei gleich fünf Angreifer auf einmal ausgeschaltet haben. Was damals genau passiert ist, kam nie wirklich an die Öffentlichkeit. Mehr als unzählige Gerüchte, die sich aber zum Teil völlig widersprechen, hat es nie gegeben. Es heißt nur, allein sie und der König würden wissen, was damals wirklich vorgefallen ist.

Seitdem leitet sie die königliche Garde und genießt immenses Ansehen bei der Truppe. Sie umgibt aber auch eine unglaublich intensive Aura. Diese Frau besitzt eine Ausstrahlung, wie ich sie noch nie gesehen habe. Wenn sie irgendwo auftaucht, dann hat dies einen außergewöhnlichen Grund.

Ich habe sie manchmal aus der Ferne gesehen und angehimmelt. Dass sie nun direkt vor uns steht, ist tatsächlich ein für mich aufregender und besonderer Moment.

„Kriegerinnen und Krieger. Ich brauche für einen Spezialeinsatz eine Partnerin oder einen Partner. Es wird sehr gefährlich, das will und das kann ich nicht verheimlichen. Ob wir diesen Auftrag überleben, kann ich echt nicht sagen. Eines ist allerdings sicher, er ist notwendig."

Auf dem Platz herrscht absolute Ruhe. Keiner traut sich, auch nur ein Wort zu sagen. Man könnte die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören. Vila hingegen macht eine Pause und lässt ihren Blick über die Rekrutinnen und Rekruten schweifen.

„Alle, die sich im ersten Ausbildungsjahr befinden, können wegtreten!"

Etwas mehr als ein Drittel der Anwesenden schaut sich zunächst unsicher um. Als dann einer der Ausbildner zu verstehen gibt, dass sie ihm folgen sollen, setzen sich die Leute in Bewegung. Die Reihen werden von denen, die zurückbleiben, geschlossen.