Seit zwei Tagen bleibt eine von uns im Zimmer der Prinzessin. Im Moment ist es Vila und ich mache mich auf in den Speisesaal. Als ich eintrete, bemerke ich den Prinzen allein am Tisch der königlichen Familie. Als er mich erblickt, ruft er mich zu sich. Folgsam trete ich auf das Podium und trete hinter Damian.
„Setz dich!", befiehlt er mir.
„Ich kann mich doch nicht an den Tisch der königlichen Familie setzen", wehre ich ab. „Die anderen schauen schon neugierig."
„Lass sie schauen und setz dich!", meint er ungerührt. „Oder willst du einen Wunsch des Prinzen missachten?"
„Natürlich nicht", grinse ich.
Ergeben setze ich mich neben Damian und werde sofort bedient. Kaum beiße ich ins Brötchen, kommt der König zur Tür herein. Automatisch springe ich auf und knickse.
„Bleib sitzen!", meint Damians Vater aber nur.
„Danke, Eure Majestät!", antworte ich.
Etwas unwohl in seiner Nähe setze ich mich hin und gerate damit genau zwischen den Prinzen und den König. Dieser lässt sich das Frühstück bringen und beginnt zu essen.
„Wie geht es mit der Prinzessin?", will er zwischen einem Bissen und dem nächsten wissen. „Ihr habt die Wache bei ihr übernommen."
„Es läuft zögerlich, aber ich bin zufrieden. Sie spricht mit uns und sie wird langsam zutraulich, Eure Majestät", antworte ich.
„Was heißt zutraulich?"
„Wenn ihr erlaubt, würde ich heute ein Brettspiel mit ins Zimmer nehmen. Das lockert die Situation noch etwas weiter auf. Ich denke, wir freunden uns dann leichter an."
„Anfreunden? Es ist doch nicht das Ziel, neue Freunde zu finden", brummt er.
„Eure Majestät, Damian hat mir erzählt, wer die junge Dame ist und was unsere Aufgabe ist. Dazu muss sie uns vertrauen und das geht nur langsam."
„Von mir aus. Macht alles, was nötig ist. Du kennst das Ziel."
„Ja, Eure Majestät, wir werden unser Ziel erreichen. Aber es braucht etwas Zeit."
„Von mir aus", meint er. Damit ist das Thema für ihn erledigt.
„Du solltest Diamond wieder einmal etwas ausführen", meint Damian.
„Ich weiß. Aber so ganz allein ist es nicht schön."
„Ich begleite dich."
„Das würde mich freuen und ist mir eine große Ehre", antworte ich.
Innerlich muss ich schmunzeln. Ich weiß genau, dass Damian damit geschickt einen gemeinsamen Ausritt eingefädelt hat. Sein Vater scheint nicht viel zu bemerken und isst sein Frühstück.
„In einer Stunde bei den Pferden?", erkundigt sich Damian.
„Ja, ich muss nur schnell Vila Bescheid geben, dass sie sich in dieser Zeit um unseren Gast kümmern muss. Dann bin ich bereit."
Damian grüßt seinen Vater und mich und verschwindet. Ich verabschiede mich vom König, wie es sich gehört und will auch gehen.
„Einen Moment, Fräulein", bremst mich der König aus. Dabei hält er mich am Arm fest und deutet mir, mich noch einmal zu setzen.
„Ja, Eure Majestät?"
„Du bist ein kluges Mädchen. Du hast sicher bemerkt, dass mein Sohn dich mag, sehr sogar. Und du magst ihn auch, das sehe ich auch. Wenn du also klug bist, fädelst du diese Hochzeit ein. Was danach hinter den dicken Mauern des Schlosses passiert, das geht niemanden etwas an. Hast du mich verstanden?"
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Die junge Kriegerin
FantasyEin junges Mädchen, Auszubildende im zweiten Jahr in der königlichen Garde, bewirbt sich für eine gefährliche Mission. Sie wird ausgewählt und für sie beginnt eine aufregende Zeit.