Wir sind inzwischen satt und haben uns zurückgelehnt. Es ist angenehm mit Vila zu plaudern. Ich empfinde es als große Ehre. Es gewährt mir aber auch Einblick in ihr Denken und hilft mir sicher, wenn wir in einer gefährlichen Situation aufeinander angewiesen sind. Ich fürchte nämlich, dass es auf unserer Mission nicht nur eine gefährliche Situation geben wird. Dann müssen wir uns blind aufeinander verlassen und uns kennen.
„Lass uns zu Bett gehen. Morgen müssen wir ein paar Sachen zusammenpacken und uns auf den Weg machen", meint Vila.
Wir verabschieden uns von ihrer Mutter, wobei ich mich für das köstliche Essen bedanke. Dann machen wir uns auf in Vilas Zimmer. Ich bewege mich darin immer noch mit Ehrfurcht. Ich kann mein Glück immer noch nicht fassen. Ich darf mit ihr auf eine wichtige Mission.
„Willst du nackt schlafen?", erkundigt sich Vila.
„Ich habe kein Nachtkleid dabei. Ich durfte ja nicht mehr zurück in meine Unterkunft."
„Ach ja, ich wollte vermeiden, dass dich die anderen ausquetschen. Aber an deine Sachen habe ich nicht gedacht. Wir machen das so, ich leihe dir ein Nachtkleid von mir und morgen lasse ich deine Sachen hierherbringen. Könnte sein, dass du etwas von deinen Habseligkeiten mitnehmen möchtest. Aber denk daran, wir sind einfache Mädchen, die eine Arbeit suchen. Wir haben nicht viele Sachen dabei."
„Darf ich dich etwas fragen?"
„Frag nur! Wenn ich nicht antworten will, dann tue ich das auch nicht, keine Sorge."
„Hast du früher in der Küche gearbeitet?"
„Als Kind habe ich meiner Mutter geholfen. Mein Vater hat uns verlassen, da war ich noch ganz klein, und so musste meine Mutter arbeiten gehen. Immer, wenn sie niemand fand, der auf mich aufpassen konnte, musste ich mit ihr in die Küche kommen. Zuerst saß ich nur still in einer Ecke. Das wurde mir aber schon bald zu langweilig und ich habe gefragt, ob ich helfen kann.
Offenbar habe ich mich beim Gemüseputzen nicht ganz ungeschickt angestellt und durfte deshalb immer mehr und immer wichtigere Arbeiten übernehmen. Ich bin von der Kartoffelschälerin zur Hilfsköchin aufgestiegen."
„Du hast Hilfsköchin gemacht?"
„Nicht offiziell, aber meine Mutter hat mehr als einmal gemeint, ich sei besser und talentierter als so mache Hilfsköchin."
„Wie kam es dann, dass du zur Kriegerin wurdest?"
„Der alte Kriegsherr kam öfters in die Küche. Er hatte ein Auge auf meine Mutter geworfen. Auch, wenn nie etwas daraus geworden ist, hat er mich gefördert. Zuerst war es nur ein Probetraining, das ihn offenbar überzeugt hat. Aus einem wurden mehrere und schließlich hat er meine Mutter überredet, mich zur Kriegerin ausbilden zu dürfen."
„Und heute leitest du die königliche Garde und sitzt im Kriegsrat. Das nenne ich eine Karriere."
„Es war auch viel Glück dabei."
„Erzähl!"
„Eines Tages werde ich dir die Geschichte erzählen. Aber nicht heute. Ich bin müde und wir haben eine anstrengende Reise vor uns."
„Entschuldige, wenn ich zu viel wissen will."
„Schon gut, wir sollten uns gut kennenlernen."
„Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich mit dir in eine Mission ziehe."
„Du darfst es glauben", grinst sie. „Und jetzt wird geschlafen!"
„Gute Nacht, Vila!"
„Dir auch, Elea."
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Die junge Kriegerin
FantasyEin junges Mädchen, Auszubildende im zweiten Jahr in der königlichen Garde, bewirbt sich für eine gefährliche Mission. Sie wird ausgewählt und für sie beginnt eine aufregende Zeit.