Wir reiten voran. Ich zur Linken des Prinzen. Hinter uns rollt der Wagen, der von acht Wachleuten flankiert wird. Auf dem Wagen liegt das Wappen, das aber in einer Decke eingewickelt ist, die Damian vorsichtshalber mitgenommen hat. Es soll keine Kratzer abbekommen und auch vor neugierigen Blicken geschützt werden.
Damian hat gemeint, wir sollten das Schild zunächst prüfen lassen. Es wäre eine Blamage, sollte es doch nicht die alte historische Tafel sein. Er will wohl auf Nummer sicher gehen.
Offenbar hat es sich aber bereits herumgesprochen, dass wir einen wichtigen Fund gemacht haben, denn die Straßen sind von Schaulustigen gesäumt. Wir reiten durch die Menschen und es fühlt sich wie ein Siegeszug an.
Im Innenhof des Schlosses wartet der König auf uns. Er wurde von seinem Sohn davon in Kenntnis gesetzt, was wir gefunden haben. Auch bei ihm scheint die Neugier geweckt worden zu sein.
Der Wagen bleibt vor dem großen Tor stehen. Damian und ich heben die in die Decke gehüllte Tafel vom Wagen, und tragen sie, begleitet vom König, in den Thronsaal. Dort wurde ein Tisch vorbereitet, auf den wir sie legen.
Der König scheucht alle aus dem Raum. Er ist sichtlich nervös. Nur Damian und ich dürfen bleiben. Ich verstehe nicht ganz, warum er ein solches Geheimnis um diese Tafel macht.
„Du sagst, ihr habt es im Weiher gefunden?", will er von seinem Sohn wissen.
„Elea hat es gefunden und nach oben gebracht."
„Ihr wart wieder dort?"
„Es ist ein schöner Platz und wir hatten einen Ausritt unternommen", verteidige ich uns.
„Das ist eine Fügung des Schicksals", meint der König.
Ich schaue ihn irritiert an. Was meint er damit? Offenbar fällt ihm mein Blick auf, denn er lächelt.
„Du hast in diesem Weiher meinem Sohn das Leben gerettet und du hast diese wichtige Tafel entdeckt. Du bist von den Göttern gesegnet."
„Jetzt schauen wir uns doch erst einmal das gute Stück an", versuche ich abzulenken.
Der König nimmt die Decke vorsichtig an einer Ecke und schlägt sie zur Seite, dann macht er es mit dem zweiten Teil, der die Tafel bedeckt genauso. Nun liegt das gute Stück in seiner vollen Pracht vor uns.
Es scheint pures Gold zu sein, in welches ein Wappen aufwendig eingearbeitet wurde. Es erhebt sich von der Grundfläche und sieht ausgesprochen edel aus.
„Es muss die alte Tafel sein, die Legitimation der Macht", meint der König ehrfurchtsvoll.
„Die Legitimation der Macht?", frage ich.
„Wer diese Tafel besitzt, gilt der Legende nach als rechtmäßiger Herrscher über Javal", erklärt er.
„Was war dann die Zeit über, in der die Tafel verschollen war?", bohre ich nach.
„Meine Vorfahren hatten immer Sorge, die Macht zu verlieren. Das ist aber nie passiert, vermutlich weil es keinen neuen rechtmäßigen Besitzer gab."
„Und nun ist die Tafel heimgekehrt", spreche ich das Offensichtliche aus.
„Dank dir", ergänzt der König.
Sein Blick ruht voller Dankbarkeit auf mir. Ich kann mir aber immer noch nicht erklären, warum diese Tafel so wichtig sein soll. Ich kann es mir nur damit erklären, dass die Könige fürchterliche Angst hatten, ihre Macht zu verlieren, da die Tafel weg war. Was Aberglaube alles bewirken kann, denke ich bei mir.
Der König deckt die Tafel wieder zu und veranlasst, dass sie unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen in die Schatzkammer gebracht wird. Dies erfolgt unter Aufsicht des Prinzen. Dabei habe ich den Verdacht, der König hat ihn bewusst mit dieser Aufgabe betraut.
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Die junge Kriegerin
FantasyEin junges Mädchen, Auszubildende im zweiten Jahr in der königlichen Garde, bewirbt sich für eine gefährliche Mission. Sie wird ausgewählt und für sie beginnt eine aufregende Zeit.